1828.
1830.
1831.
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zu beherrschen. Die Napoleonische Kontinentalsp erre gegen
England seit 1806 war dem sächsischen Gewerbfleiß zugute gekommen,
weil sie die englische Konkurrenz abschnitt, hatte aber den sächsischen
Handel schwer getroffen, und ihre Aufhebung nach Napoleons Sturze
bahnte wieder der übermächtigen englischen Einsuhr den Weg. Einer
allgemeinen Mißernte folgte dann das schwere Notjahr 1816/17,
und die Gründung und Ausbreitung des preußischen Zollver-
eins seit 1818, sowie die Stiftung des bahyerisch-württem-
bergischen Zollvereins 1828 engten das Absatzgebiet für sächsische
Erzeugnisse immer mehr ein. Die von Sachsen deshalb begünstigte
Bildung eines mitteldeutschen Handelsvereins mit den thürin-
gischen Staaten, Kurhessen, Hannover und Bremen 1828 erwies sich
dagegen als wirkungslos.
8. Die Umgestaltung des sächsischen Staatswesens und die
Begründung des neuen Deutschen Reichs. König Anton und
Prinz Friedrich August. Friedrich August II. Johann.
1830—1873.
§ 100. Die Kunde von der Pariser Julirevolution
(Sturz der Bourbonen, Louis Philipp „König der Franzosen"),
rief alsbald auch in Sachsen revolutionäre Erhebungen hervor.
Sie begannen in den größeren Städten (Leipzig 2. September,
Dresden 9. September) und richteten sich zunächst nur gegen die ver-
altete Stadtverwaltung. Der König aber entließ den Grafen Ein-
siedel und berief den allgemein beliebten Prinzen Friedrich August
zum Mitregenten („Vertrauen erweckt Vertrauen").; Für die
Ueberwachung der Stadtverwaltung wurden „Kommunerepräsentanten“
aus der Bürgerschaft eingesetzt, außerdem eine Kommunalgarde ein-
gerichtet. Sodann aber vereinbarten die zum letztenmale versammelten
alten Stände mit der Regierung (Prinz Johann, Bernhard von
Lindenau) die neue Staatsverfassung, die am 4. Septbr. 1831
feierlich übergeben wurde. Das Königshaus verzichtete auf seine
Krongüter zu gunsten des Staats gegen eine Zidvilliste (damals
550 000 Thlr.); doch verblieben dem jeweiligen König die Schlösser
und Sammlungen als ein unzertrennlich mit dem Lande verbundenes
* Friedrich August war der älteste Sohn des Prinzen Maximilian,
eines Bruders des Königs Friedrich August, und der Prinzessin Karoline
von Parma, geb. 18. Mai 1797. Er erhielt mit seinem jüngeren Bruder
Johann, geb. 12. Dezember 1801 (der mittlere, Clemens, geb. 1798, starb
schon 1822), unter der Leitung seines trefflichen Vaters (1 1838) eine aus-
Feseichnete Erziehung inmitten eines durch Innigkeit ausgezeichneten Familien=
ebens, freilich auch unter dem schweren Drucke der Napoleonischen Zeit Nach
dem Tode seiner ersten Gemahlin Karoline von Osterreich 1832 vermählte er
sich 1833 zum zweiten Male mit Marie von Bayern, der Schwester der späteren
Königin Elisabeth von Preußen und der Erzherzogin Sophie von Osterreich
6 (der Mutter Kaiser Franz Josephs I1.).