1866.
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unsicherer Mehrheit an, Preußen aber erklärte seinen Austritt aus
dem Bunde und forderte am 15. Juni Sachsen, Hannover und
Kurhessen auf, gegen Verbürgung ihres Besitzstandes abzurüsten und
den preußischen Bundesreformplan anzunehmen. Da alle drei
Staaten dies verweigerten, so erfolgte noch an demselben Tage die
Kriegserklärung.
§ 112. Die sächsische Armee (32000 Mann mit 68 Geschützen)
stand wohlgerüstet unter dem Oberbesehl des Kronprinzen Albert-
in starker Stellung bei Dresden, konnte sie aber nur behaupten,
wenn die Osterreicher rechtzeitig zu Hilfe kamen. Da dies nicht ge-
schah, vielmehr die Vortruppen der preußischen Elbarmee und der
II. Armee schon am 16. Juni die Grenze Sachsens überschritten, so
wurde der Rückzug nach Böhmen angetreten, dem König Johann
folgte. Ebenso gelang es, das ganze Armeematerial, die Kassen und
die Lokomotiven der Staatsbahnen zu retten. Für die Verwaltung
blieb eine Landeskommission unter dem Minister Falkenstein zurück.
Bereits am 18. Juni besetzte die Elbarmee Dresden; doch blieb die
Landesverwaltung gegen Zahlung von täglich 10 000 Töhlr. ungestört,
und das Land wurde überhaupt nur noch von Einquartierungen und.
Durchmärschen betroffen, Dresden indes später befestigt.
8 113. Die Entscheidung fiel in Böhmen. Hier hatten die
Sachsen in heißen Märschen die Iser zwischen Jungbunzlau und
Münchengrätz erreicht. Aber die Niederlagen der österreichischen Vor-
truppen an der Iser und an der schlesischen Grenze (gegen Kronprinz
Friedrich Wilhelm von Preußen) machten die Iserlinie unhaltbar
und erzwangen den Rückzug nach Südosten. Erst bei Gitschin am
29. Juni kamen die Sachsen ins Gefecht (die Brigade „Kronprinz“
bei Diletz), mußten aber trotz tapferster Gegenwehr unter herben
Verlusten (27 Offiziere, 587 Mann) die Stellung aufgeben und sich
auf die österreichische Hauptmacht bei Königgrätz zurückziehen. In
der gewaltigen Entscheidungsschlacht des 3. Juli bildeten sie auf dem
Höhenrande von Prschim und Problus den änßersten linken Flügel
und leisteten anfangs der Elbarmee erfolgreichen Widerstand. Erst
als die Osterreicher von der Armee des Kronprinzen von Preußen
völlig umgangen wurden und in Auflösung nach der Elbe zurückwichen,
traten auch die Sachsen nach schweren Verlusten (59 Offiziere,
1489 Mann) in fester Ordnung den Rückzug an (Kronprinz Albert
im 1. Jägerbataillon) und gingen bei Pardubitz über die Elbe. Die
königliche Familie folgte den Truppen von Prag nach Wien.
* Prinz Albert, ältester Sohn des Königs Johann aus der Ehe mit
Amalia von Bayern, geb. am 23. April 1828, erhielt nach den Anweisungen des
Vaters durch den Geheimrat von Langenn eine gründliche, vielseitige und vor-
urteilsfreie Erziehung. Sein frühzeitig erwachender militärischer Sinn führte
ihn 1849 mit nach Schleswig und bewährte sich dann auf allen Staffeln seiner
militärischen Laufbahn. Am 18. Juni 1853 vermählte er sich mit Carola, der
Tochter des Prinzen Gustav von Wasa (geb. 5. Angust 1833).