Kursachsen in Verbindung mit Polen. 109
ungerüstet. Um die Verbindung mit Böhmen nicht zu ver—
lieren, sammelte Graf Rutowsky die Armee bei Pirna unter
dem Schutze des Königsteins, wo sich der Kurfürst mit Brühl
befand; da aber die Osterreicher nach ihrer Niederlage bei
Lobositz 1. Oktober außer stande waren, die preußische Ein—
schließung zu durchbrechen, so mußten die Sachsen am
16. Oktober, von Hunger überwältigt, die Waffen strecken
und sich dann zwangsweise in die preußische Armee ein—
reihen lassen, aus der sie freilich zum größten Teile bald
wieder zur Gegenpartei übergingen. Der Kurfürst ging mit
Brühl nach Warschau, während die Kurfürstin und der Kur—
prinz Friedrich Christian in Dresden aushielten; der König—
stein wurde für neutral erklärt, das Land trat unter preu—
ßische Verwaltung und war fortan, ohne eignen Willen,
ebensosehr der Schauplatz wie ein Hauptkampfpreis des
Krieges, bot aber für Friedrich die wertvollste Stellung und
reiche Hilfsquellen.
Gegen das europäische Bündnis, das sich 1757 nun
wirklich gegen ihn bildete, ging er 1757 zunächst angreifs—
weise wieder in Böhmen vor, wurde aber durch seine Nieder—
lage gegen Daun bei Kollin am 18. Juni, an der vier
sächsische Reiterregimenter entscheidend mitwirkten, in die
Verteidigung, gedrängt und nach Sachsen zurückgeworfen,
wobei die Osterreicher am 23. Juli das gewerbfleißige
Zittau durch eine zwecklose Beschießung fast ganz in Asche
legten. Aber der Sieg bei Roßbach unweit Merseburg
5. November sicherte ihm Sachsen gegen den Anmarsch der
Franzosen und der Reichstruppen, und selbst seine schwere
Niederlage bei Hochkirch gegen Daun am 14. Oktober 1758
entriß es ihm nicht. Erst die schlimmste seiner Niederlagen
bei Kunersdorf am 12. August 1759 nötigte ihn, das be-
lagerte Dresden am 5. September übergeben zu lassen, und
sein erster Versuch, es wiederzunehmen, endete mit der
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1757