1089
26 Die Bildung des meißnisch-sächsischen Staatswesens.
nicht mehr zu verhindern. So unsägliches Unheil nun auch
diese Schwächung des Königtums über Reich und Nation
gebracht hat, so ist doch die Erblichkeit der in Fürsten ver-
wandelten Reichsbeamten für ihre Länder insofern ein
Vorteil gewesen, als sie wenigstens in kleineren Kreisen
eine größere Stetigkeit und Festigkeit der Verhältnisse an-
bahnte, die für das ganze Reich von einem Mittelpunkte
aus bei der mangelhaften Raumbeherrschung und der
Schwerfälligkeit der militärischen und finanziellen Mittel
in dieser Zeit der Naturalwirtschaft noch nicht erreichbar
war. Für die Nordostgrenze war es vor allem bedeutungs-
voll, daß der Sachsen-Herzog Lothar von Supplingenburg
nach dem Aussterben der Billunger 1106 die alte Eroberungs-
politik nach Osten hin wieder kraftvoll aufnahm und auf
seine Nachfolger aus dem Hause der Welfen (seit 1137)
übertrug, während das Königtum der süddeutschen Hohen-
staufen den Schwerpunkt seiner Politik mehr und mehr
nach Italien verlegte. So übernahmen Nord= und Süd-
deutschland die beiden damaligen Hauptaufgaben der Reichs-
politik fast selbständig, und ihre Wege begannen sich zu
scheiden.
Unter dem Schutze dieses erstarkenden sächsischen Herzog-
tums kam auch das neue Herrengeschlecht in den sorbischen
Marken empor, die Wettiner seit 1089.
Dieses ursprünglich vielleicht fränkische, aber im Nord-
schwabengau heimisch gewordene Geschlecht war schon im
10. Jahrhundert über die Saale in das eroberte Sorbenland
vorgerückt und besaß hier die Burgwarte Wettin, Löbejün,
Zörbig und Brehna. Als die ältesten nachweisbaren Ahnen
des Geschlechts erscheinen Dedi (d. i. Dietrich, F# 957) und
Dietrich von Buzici (7 982). Dedi von Zörbig (JF 1009) ver-
erbte diese Burgwart auf seinen Sohn Dietrich, der damit
nach dem Tode seines Oheims Friedrich 1017 noch Eilenburg
und die Grafschaft im Susaligau verband. Außerdem wurde
er 1033 Markgraf der Lausitz, und in diesem Amte wie in