Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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verschwinden. Eine Ausnahme bildet allein 
der am Awas-Gebirge entspringende und in 
den Oranje-Fluß mündende Fisch-Fluß, welcher 
Monate lang einen ansehnlichen Strom bildet 
und das ganze Jahr hindurch Wasser führt. 
Die Wasserarmuth giebt dem Lande ein eigen- 
thümliches Gepräge. 
umgeben. Namentlich gedeiht daselbst in großen 
Mengen die acacia horrida, deren Produkt, 
das Gummi Arabicum, schon jetzt einen be- 
gehrten Absatzartikel des Schutzgebietes bildet. 
Uebrigens ist das Land theils (Namaqua-Land) 
mit Gras und niederen Futterbüschen, theils 
(Damara-Land) mit Gras und bis zu 20 Fuß 
hohen, meist dornigen Sträuchern bestanden. 
Das Gras, welches während der Regenzeit 
überall üppig hervorsprießt, vertrocknet in der 
dürren Jahreszeit. Aber auch im trockenen 
Zustande behält es als Futter für Pferde und 
Vieh einen Nährwerth, welcher unserem Heu 
mittlerer Qualität vollkommen gleichkommt. 
Durch diesen Umstand, und da Wasser fast 
überall beim Aufgraben des Bodens um wenige 
Fuß gefunden werden kann, ist es ermöglicht, 
in dem Gebiet ohne Bearbeitung des Bodens 
die ausgedehnteste Viehzucht zu betreiben, wie 
solches in gleichartigen anderen Theilen des 
Schutzgebietes und den südlich des Oranje- 
Flusses gelegenen Gebieten der Kap-Kolonie 
schon jetzt geschieht. 
Was der Boden dagegen bei sorgsamer 
Pflege zu leisten vermag, zeigen die von den 
Missionaren angelegten Gärten, in welchen 
neben Kartoffeln, Kohlarten, Rüben, Mais und 
Weizen — Wein, Melonen, Obstbäume und 
Tabak mit größtem Erfolge gezogen werden. 
Seiner Natur und Bodenbeschaffenheit nach 
ist das Land durchweg den Gebieten der Kap- 
Kolonie, welche jetzt eine große Bevölkerung 
ernähren, gleich. Wird das Land besiedelt, so " großem .c 
zu machen. An den Leiter dieser Station sind 
läßt sich alsbald eine lohnende Viehzucht be- 
ginnen, indem neben Pferden, Rindvieh und 
Fettschafen 2c. auch feine Wollschafe und Angora- 
ziegen eingeführt werden können. An den Fluß- 
betten läßt sich ferner von vornherein, wenn 
auch in bescheidenem Umfange, Ackerbau be- 
treiben. Auch ist es möglich, an diesen Stellen 
Die zahlreichen perio- 
dischen Flußläufe, deren Ufer auch in der 
trockenen Jahreszeit die Feuchtigkeit bewahren, % gekennzeichnet. Sy wie die Verhältnisse gegen- 
sind von Waldstreifen und üppiger Vegetation 
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stellung von Wasserreservoirs ermöglicht, wird 
sich dasselbe als ein ergiebiges und reiches 
erweisen und in seiner Produktionsfähigkeit 
hinter keiner der Gegenden der Kap-Kolonie 
zurückbleiben, in welchen durch ähnliche Vor- 
richtungen außerordentliche Erfolge erreicht sind. 
Diie Aussichten, welche das Land für 
Kolonisten bietet, sind hiermit im Allgemeinen 
wärtig liegen, können die Ansiedler, falls ihnen 
genügendes Territorium gewährt wird, in aus- 
gedehntestem Maße Viehzucht und in beschei- 
denem Umfange Ackerbau treiben. Da Ein- 
geborene zu jeder Arbeit gegen geringen Entgelt 
zu haben sind, so sind die Kolonisten in der 
  
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Wein, Tabak, Maulbeerbäume und vielleicht 
auch Baumwolle zu ziehen. 
der Kultur des Maulbeerbaums und der daran 
sich anschließenden Zucht der Seidenraupe ist 
auf die Dauer Erfolg zu erwarten. Bei dem 
welcher Bewässerungsanlagen nicht vorausgesetzt. 
Namentlich von 
Lage, einen reichlichen und im Vergleich mit 
unseren Verhältnissen selbst üppig zu nennenden 
Lebensunterhalt zu gewinnen. An den Erwerb 
von Geld und Geldeswerth kann dagegen erst 
gedacht werden, wenn Verbindungen mit civili- 
sirten Ländern eingerichtet sind und vor Allem, 
wenn Handelsartikel, wie Seide, Tabak, Baum- 
wolle, gebaut oder die schon vorhandenen Er- 
zeugnisse, wie Felle, Gummi, konservirtes Fleisch 
u. s. w., in ganz anderen Quankitäten als jetzt 
hergestellt werden. Auch von einem Verkaufs- 
werth der Besitzungen und Heerden kann erst 
bei weiterer Entwickelung des Schutzgebietes 
die Rede sein. 
Was nun die Art und Weise betrifft, 
in welcher eine Besiedelung des Schutzgebietes 
in die Wege zu leiten wäre, so ist vorab zu 
bemerken, daß es bei den derzeitigen Verhält- 
nissen den Auswanderern nicht ohne weiteres 
überlassen werden kann, sich nach dem Schutz- 
gebiete zu begeben und dort ihr Fortkommen 
zu suchen. Ich möchte empfehlen, zur Vor- 
bereitung der Ansiedelungen zunächst eine 
größere Station in dem Kolonisationsgebiete 
anzulegen. Auf dieser Station wären Ver- 
suche mit dem Anbau aller in Betracht kom- 
menden Produkte und mit der Zucht der ver- 
schiedenen Heerdenthiere in großem Maßstabe 
dann die Auswanderer zu verweisen. Der- 
selbe hat die Ankömmlinge mit den Verhält- 
nissen bekannt zu machen, ihnen bei Auswahl 
des Grund und Bodens behülflich zu sein und 
sie mit der nöthigen Anleitung für die Nutz- 
barmachung ihres Besitzes zu versehen. Ferner 
würde es demselben obliegen, den Kolonisten 
die Sämereien, die Zugthiere und den Heerden- 
bestand, welchen sie zum Beginn ihrer Wirth- 
schaft bedürfen, zum Selbstkostenpreis auf Kredit 
und unter der Bedingung allmäliger Ab- 
Vorstehenden ist das Vorhandensein irgend bezahlung in Produkten zu liefern. 
Für die Einrichtung des Unternehmens 
Sobald die Entwickelung des Landes die Her= würde es keines großen Kapitals bedürfen.
	        
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