Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

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des Nils und Kongos hinzieht. Hier befinden 
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sich die großen und mächtigen muhamedanischen 
Negerreiche, hier hat Jahrhunderte hindurch 
Timbuktu den Mittelpunkt eines gewaltigen 
Handels und Verkehrs gebildet. Das ganze 
Gebiet wird unter dem Namen des Snudan 
begriffen. Es zerfällt in drei große Zonen, 
deren erstere die Nigerländer, die zweite das 
Gebiet des Tschad Sees und seiner Zuflüsse, 
die dritte die Alpenländer des oberen Nil 
umfaßt. 
Eine eigenthümliche und in ihren Ur— 
sachen noch keineswegs ganz aufgeklärte Er— 
scheinung ist es nun, daß die Staaten des 
Sudau die Ausfuhr ihrer Erzeugnisse und den 
Bezug fremder Waaren nicht über die ihnen 
zunächft gelegenen Küstenpunkte geleitet haben, 
sondern trotz der Hindernisse, welche die große 
Entfernung und die wasserlose Sahara bereiten, 
bis in die neuere Zeit ihre wichtigsten Be- 
ziehungen mit den nordafrikanischen Küsten- 
ländern besitzen. Obwohl die Franzosen mit 
großer Energie bemüht sind, den Handel des 
westlichen Sudan nach dem Senegal zu lenken, 
und die englische Niger-Kompagnie hinsichtlich koto und dem Tschad-See, abgesehen von den 
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der mittleren Zone keine Anstrengung scheut, 
um den Verkehr ihren Besitzungen zuzuwenden, 
gehen noch immer die großen Karawanen vom 
Sudan nach den Häfen Nord-Afrikas. 
Ein einige Jahre lang im Dienste der 
tunesischen Regierung beschäftigter Ingenicur, 
Edouard Blanc, hat diese übrigens meist 
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bon deutschen RLeienden entdeaiten Katanmanen. ihre früher nur schattenhafte Herrschaft über 
straßen einem näheren Siudium unterzogen und Tripolis immer mehr besestit 
darüber der Pariser geographischen Gesellschaft 
einen Bericht erstattet, welcher im neuesten Hefte 
des „Bulletin de la société de géographie“ 
erschienen ist. Nach seinen Forschungen ist die 
Zahl der vorhandenen und benutzbaren Kara- 
wanenwege eine sehr beschränkte und zwar 
hauptsächlich in Folge der natürlichen Ver- 
hältnisse des centralen Afrika. Marokko, Algier 
und Tunis sind vom Innern durch große 
Sandwüsten abgeschnitten, zwischen denen nur 
wenige Pässe hindurch zu finden sind. Die 
Wüsten bestehen theilweise aus Thälern, welche 
mit Flugsand ausgefüllt sind, theils aus nackten 
Hochplatcaus, sogenannten Hamadas. Die letz- 
teren, auf denen der Sturm fortwährend das 
Gestein zu spitzen Stücken zerreibt, sind ganz 
wasserlos und, sobald sie eine gewisse Aus- 
dehnung erreichen, für Karawanen unpassirbar, 
in den ersteren ist dagegen manchmal Wasser 
zu finden. — Von Marokko führen drei Wege 
nach Timbuktu. Der wichtigste geht von Mo- 
gador aus über die Hauptstadt Marokko, der 
zweite von Fez, der dritte von den südlichen 
Provinzen. Sie alle sind durch Zwischen- 
  
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straßen verbunden. Algier besitzt vier Straßen 
nach Timbuktu. Zwei derselben gehen von der 
Provinz Oran aus, die dritte von Algier, die 
vierte von Philippeville. Zur Beförderung 
des Verkehrs ist in der Richtung der östlichsten 
wie der westlichsten dieser Routen je eine Eisen- 
bahn ins Innere erbaut worden. Aber alle 
diese Straßen nach Timbuktu laufen jenseits 
der algerischen Grenze in Folge der Wüsten- 
verhältnisse in einem Punkte zusammen, dessen 
Bevölkerung lebhafte Feindschaft gegen die 
Fremden empfindet und den Verkehr daher so 
gut wie unmöglich macht. Die einzig wirtlich 
benutzbare Straße führt von Philippeville über 
El Biodh nach der im türkischen Besitze befind- 
lichen Stadt Rhat, wo sie sich in zwei Arme 
nach Sokoto und dem Tschad-See theilt. — 
Tunis besitzt gar keine Verbindung mit dem 
Innern. Es ist durch ein wüstes Hochplatean. 
im Süden abgeschnitten. — Um so vortheil- 
hafter ist die Lage von Tripolis. Nur kleine 
Sandfelder hindern die Ausdehnung dieses 
Landes nach dem Südwesten. Vier bequeme 
Wege führen daher von der Hauptstadt, zwei 
von Dar Cyrenaica aus nach Timbuktu, So- 
Verbindungen mit den. Ober-Nilländern. Je 
schwieriger der Verkehr in Folge politischer 
Verhältnisse vom Sudan aus nach dem Westen 
wird, um so mehr belebt er sich nach Tripolis. 
Die Länge des Weges und der große Zeitauf- 
wand spielen dabei leine Rolle. Die Türkei 
hat diese Gunst der Umstände ausgenutzt und 
Wie Herr 
Blanc ausführt, ist auch für die nächste Zu- 
kunft eine Schwächung des Verkehrs von Tri- 
polis mit dem Sudan nicht abzusehen und 
zwar in Folge seiner günstigen Lage zu den 
reichen Gebieten des Tschad-Sees. Während 
nämlich der Handel des Nigergebietes unter 
den vereinigten Anstrengungen Englands und 
Frankreichs zweifellos binnen Kurzem von den 
Karawanenstraßen ab und den Häfen der Süd- 
westküste zugelenkt werden wird, ist eine solche 
Aussicht für den mittleren Sudan noch nicht 
vorhanden. Aus diesem Grunde empfiehlt 
Blanc auch der Regierung, ihr Augenmerk 
hauptsächlich auf Herstellung einer Verbindung 
vom östlichen Tunis, als dem einzig dazu 
geeigneten Punkte der französischen Besitzungen, 
nach dem Tschad-See zu richten. 
Das 3. Heft des III. Bandes der „Mit- 
theilungen von Forschungsreisenden und 
Gelehrten aus den deutschen Schutz- 
gebieten“, herausgegeben von Dr. Freiherrn
	        
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