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des Nils und Kongos hinzieht. Hier befinden
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sich die großen und mächtigen muhamedanischen
Negerreiche, hier hat Jahrhunderte hindurch
Timbuktu den Mittelpunkt eines gewaltigen
Handels und Verkehrs gebildet. Das ganze
Gebiet wird unter dem Namen des Snudan
begriffen. Es zerfällt in drei große Zonen,
deren erstere die Nigerländer, die zweite das
Gebiet des Tschad Sees und seiner Zuflüsse,
die dritte die Alpenländer des oberen Nil
umfaßt.
Eine eigenthümliche und in ihren Ur—
sachen noch keineswegs ganz aufgeklärte Er—
scheinung ist es nun, daß die Staaten des
Sudau die Ausfuhr ihrer Erzeugnisse und den
Bezug fremder Waaren nicht über die ihnen
zunächft gelegenen Küstenpunkte geleitet haben,
sondern trotz der Hindernisse, welche die große
Entfernung und die wasserlose Sahara bereiten,
bis in die neuere Zeit ihre wichtigsten Be-
ziehungen mit den nordafrikanischen Küsten-
ländern besitzen. Obwohl die Franzosen mit
großer Energie bemüht sind, den Handel des
westlichen Sudan nach dem Senegal zu lenken,
und die englische Niger-Kompagnie hinsichtlich koto und dem Tschad-See, abgesehen von den
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der mittleren Zone keine Anstrengung scheut,
um den Verkehr ihren Besitzungen zuzuwenden,
gehen noch immer die großen Karawanen vom
Sudan nach den Häfen Nord-Afrikas.
Ein einige Jahre lang im Dienste der
tunesischen Regierung beschäftigter Ingenicur,
Edouard Blanc, hat diese übrigens meist
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bon deutschen RLeienden entdeaiten Katanmanen. ihre früher nur schattenhafte Herrschaft über
straßen einem näheren Siudium unterzogen und Tripolis immer mehr besestit
darüber der Pariser geographischen Gesellschaft
einen Bericht erstattet, welcher im neuesten Hefte
des „Bulletin de la société de géographie“
erschienen ist. Nach seinen Forschungen ist die
Zahl der vorhandenen und benutzbaren Kara-
wanenwege eine sehr beschränkte und zwar
hauptsächlich in Folge der natürlichen Ver-
hältnisse des centralen Afrika. Marokko, Algier
und Tunis sind vom Innern durch große
Sandwüsten abgeschnitten, zwischen denen nur
wenige Pässe hindurch zu finden sind. Die
Wüsten bestehen theilweise aus Thälern, welche
mit Flugsand ausgefüllt sind, theils aus nackten
Hochplatcaus, sogenannten Hamadas. Die letz-
teren, auf denen der Sturm fortwährend das
Gestein zu spitzen Stücken zerreibt, sind ganz
wasserlos und, sobald sie eine gewisse Aus-
dehnung erreichen, für Karawanen unpassirbar,
in den ersteren ist dagegen manchmal Wasser
zu finden. — Von Marokko führen drei Wege
nach Timbuktu. Der wichtigste geht von Mo-
gador aus über die Hauptstadt Marokko, der
zweite von Fez, der dritte von den südlichen
Provinzen. Sie alle sind durch Zwischen-
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straßen verbunden. Algier besitzt vier Straßen
nach Timbuktu. Zwei derselben gehen von der
Provinz Oran aus, die dritte von Algier, die
vierte von Philippeville. Zur Beförderung
des Verkehrs ist in der Richtung der östlichsten
wie der westlichsten dieser Routen je eine Eisen-
bahn ins Innere erbaut worden. Aber alle
diese Straßen nach Timbuktu laufen jenseits
der algerischen Grenze in Folge der Wüsten-
verhältnisse in einem Punkte zusammen, dessen
Bevölkerung lebhafte Feindschaft gegen die
Fremden empfindet und den Verkehr daher so
gut wie unmöglich macht. Die einzig wirtlich
benutzbare Straße führt von Philippeville über
El Biodh nach der im türkischen Besitze befind-
lichen Stadt Rhat, wo sie sich in zwei Arme
nach Sokoto und dem Tschad-See theilt. —
Tunis besitzt gar keine Verbindung mit dem
Innern. Es ist durch ein wüstes Hochplatean.
im Süden abgeschnitten. — Um so vortheil-
hafter ist die Lage von Tripolis. Nur kleine
Sandfelder hindern die Ausdehnung dieses
Landes nach dem Südwesten. Vier bequeme
Wege führen daher von der Hauptstadt, zwei
von Dar Cyrenaica aus nach Timbuktu, So-
Verbindungen mit den. Ober-Nilländern. Je
schwieriger der Verkehr in Folge politischer
Verhältnisse vom Sudan aus nach dem Westen
wird, um so mehr belebt er sich nach Tripolis.
Die Länge des Weges und der große Zeitauf-
wand spielen dabei leine Rolle. Die Türkei
hat diese Gunst der Umstände ausgenutzt und
Wie Herr
Blanc ausführt, ist auch für die nächste Zu-
kunft eine Schwächung des Verkehrs von Tri-
polis mit dem Sudan nicht abzusehen und
zwar in Folge seiner günstigen Lage zu den
reichen Gebieten des Tschad-Sees. Während
nämlich der Handel des Nigergebietes unter
den vereinigten Anstrengungen Englands und
Frankreichs zweifellos binnen Kurzem von den
Karawanenstraßen ab und den Häfen der Süd-
westküste zugelenkt werden wird, ist eine solche
Aussicht für den mittleren Sudan noch nicht
vorhanden. Aus diesem Grunde empfiehlt
Blanc auch der Regierung, ihr Augenmerk
hauptsächlich auf Herstellung einer Verbindung
vom östlichen Tunis, als dem einzig dazu
geeigneten Punkte der französischen Besitzungen,
nach dem Tschad-See zu richten.
Das 3. Heft des III. Bandes der „Mit-
theilungen von Forschungsreisenden und
Gelehrten aus den deutschen Schutz-
gebieten“, herausgegeben von Dr. Freiherrn