Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

Nachrichten aus der katbolischen Mission. 
Der zum Orden der Pallotiner gehörige 
neuernannte Apostolische Präfekt für Kamerun, 
Pater Heinrich Vieter aus Kappenberg, 
(Diözese Münster) hat, wie wir der katholischen 
Zeitschrift „Gott will es“ entnehmen, am 1. v. M. 
mit dem Pater Walter und sechs Laienbrüdern 
in Hamburg auf dem Schiffe „Petropolis-“ 
die Reise nach West-Afrika angetreten. Die 
erste katholische Mission in Kamerun wird 
wahrscheinlich in dem gesund gelegenen Idia 
(Edea) am Sannaga-Flusse angelegt werden. 
Das apostolische Vikariat der Patres vom 
Heiligen Geiste in Ost-Afrika umfaßte am 
1. Jannar 1890 8 Stationen mit 12 Kirchen 
oder Kapellen, 1 Knaben-Seminar, 7 Schulen, 
Waisenhäuser und Werkstätten mit 760 Zög- 
lingen, 6 Oekonomen, 11 Hospitäler und Schrist- 
liche Dörfer. An Ordenspersonen wirkten im 
Ganzen 36 Patresoder Brüderund 16 Schwestern. 
Während des Jahres 1889 wurden 902 Per- 
sonen jeden Alters getauft, mehr als 10 000 
Eingeborene fanden Hülfe und zu gewissen 
Zeiten auch Nahrung und Unterhalt in Baga- 
moyo. 
Deutsches Krankenbaus für GOst-Afrika. 
Üeber die Organisation der deutschen 
Krankenpflege in Ost-Afrika waren in Nr. 3 
und in Nr. 5 des „Deutschen Kolonialblattes 
nähere Mittheilungen enthalten. Danach war 
seitens der Evangelischen Missionsgesellschaft 
für Ost-Afrika beabsichtigt, in Zanzibar ein 
neues, allen Ansprüchen entsprechendes Hospital 
mit 50 Betten zu emichten. Nachdem in Folge 
der jüngsten deutsch-englischen Vereinbarungen 
der Schwerpunkt der deutschen Interessen nach 
dem ostafrikanischen Festlande verlegt worden 
ist, erschien es erwünscht, das neue Kranken- 
haus an einem der deutschen Küstenplätze zu 
errichten. Um über die Wahl eines Platzes 
zu berathen, ist am 18. v. M. im Auswärtigen 
Amte eine Konferenz unter dem Vorsitz des 
Wirklichen Geheimen Raths Herzog zusammen- 
getreten, auf welcher neben den betheiligten 
Reichsbehörden und der Evangelischen Missions- 
zesellschaft auch die Deutsch-Ostafrikanische Ge- 
sellschaft und der Deutsche Frauenverein für 
Krankenpflege in den Kolonien vertreten waren. 
Auch waren sonstige Sachverständige zu der 
Berathung eingeladen worden. Die Theil- 
nehmer sprachen sich einstimmig in erster Linie 
für die Wahl von Dar-es-Salaam aus. Von 
mehreren Seiten wurde indessen der Wunsch 
geäußert, 
  
  
  
die Einrichtungen für die Kranken- 
pflege in Dar-es-Salgam zunächst nur provi- 
sorisch zu treffen und erst nach Sammlung 
weiterer Erfahrungen definitive Maßnahmen zu 
ergreifen. Für die Wahl des Ortes wurden im 
Wesentlichen folgende Gesichtspunkte geltend ge- 
macht. 
Dar-es-Salaam bietet für die Errichtung 
eines Lazareths der Missionsgesellschaft be- 
sondere Vortheile. Es befindet sich daselbst 
auf einem luftig und schön gelegenen Platze 
bereits ein großes Gebände der Mission, 
welches, da Missionar Greiner nebst 
Familie demnächst nach der Heimath zurück- 
kehrt, für die Krankenpflege mitbenutzt werden 
kann. Die der Krankenpflege in Zanzibar 
dienende Baracke kann mit leichter Mühe nach 
Dar-es-Salgam überführt und dort entweder 
auf dem Missionshause oder auf neuem Unter- 
bau aufgerichtet werden. Die Krankenpflege 
daselbst kann daher schon in allerkürzester Frist 
begonnen werden. Dar-es-Salaam wird in 
Folge seines guten Hafens und seiner centralen 
Lage sich jedenfalls zu einem Hauptcentrum 
des Verkehrs entwickeln; die Einrichtung eines 
guten Lazareths daselbst ist daher ein dringendes 
Bedürfniß. Die Krankenpflege wird von den 
Brüdern der Westfälischen Brüderanstalt Naza- 
reth sowie von den Schwestern der West- 
fälischen Diakonissenanstalt Sarepta ausgeübt, 
welche gegenwärtig in Zanzibar wirken. Neben 
dem neuen Krankenhaus in Dar-es-Salaam 
werden die Garnisonlazarethe der Schutztruppe 
sortbestehen; der Krankenpflege in diesen werden 
sich wie bisher die Pflegerinnen des Deutschen 
Frauenvereins unterziehen, welche dem Clemen= 
tinenhause in Hannover angehören. 
Gesundbeitszustand der Deutschen Schutztruppe 
für Ost-Afrika. 
Der Gesundheitszustand der Deutschen 
Schutztruppe für Ost-Afrika stellte sich in der 
Zeit vom 21. Juli bis 20. August 1890 wie 
folgt. 
Das Verhältniß der Erkrankungen 
überhaupt zur Gefammtstärke betrug: 
1. in Zanzibar 4,8 pCt., 2. bei der Schiffs- 
besatzung 6,5 pCt., 3. in Sandani 8,4 pCt., 
4. Tanga 10,6 pCt., 5. Pangani 15,1 péCt., 
6. Kilwa 20,3 pCt., 7. Bagamoyo 25,2 PCt., 
8. Dar-es-Salaam 28,9 pCt., 9. Milindani 
30,9 pCt., 10. Lindi 34,8 pCt., 11. Mpwapwa 
48,5 pCt. 
Das Verhältniß der Malaria-Er- 
krankungen zur Gesammtstärke war auf 
den verschiedenen Stationen folgendes: 1. Zan-
	        
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