Die Dattelpalme gedeiht in Persien nur
im Süden des Landes, in den am Persischen
Meerbusen gelegenen Ländern, sowie in einigen
Strichen des mittleren Persiens, wie bei Tabbas
und Chabbis, die in der von der Salzwüste
umgebenen Depression im persischen Plateau
(250 bis 300 m über dem Meere) liegen.
Auf dem Hochplateau von Fran, dessen durch-
schnittliche Höhe 1100 m ist, gedeiht die Dattel
nicht, jedoch auf den Terrassen, die zwischen
dem Niederlande und dem Hochlande liegen,
wie Djiruft, Rudbar, Lar, Chischt, Kazerum
bis zu einer Höhe von 800 m über dem
Meere.
Die Anpflanzung der Dattelpalme erfolgt
durch Legung von Kernen oder Setzen von
Stecklingen. Letzteres unterscheidet sich durch
nichts von dem in der Gärtnerei allgemein
üblichen Verfahren. Der Boden kann fett und
schwer sein, wie zum Beispiel zwischen Basrah
und Mohammera am Endlaufe des Karun,
oder auch mager und sandig, wie an der
Strecke des Persischen Meerbusens zwischen
Buschir und Bender Abbas, sogar steinig, wie
in den Terrassenländern. Haupterforderniß ist
neben dem tropischen Klima das reichliche Vor-
handensein von Fluß= oder Brunnenwasser zur
regelmäßigen Bewässerung der jungen Pflanzen.
Die Erzeugung der Pflanze durch Kerne
geschieht in folgender Weise. In ein Loch
von einem halben Meter Tiefe und gleichem
Durchmesser werden im Frühjahr gegen 50 Kerne
gelegt, welche etwa 15 cm hoch mit Boden
bedeckt werden. Die Bewässerung erfolgt alle
fünf Tage einmal. Nach Verlauf von zwei
Jahren erreicht die junge Pflanze eine Höhe
von fast 1 m, und nun ist es Zeit, dieselbe
umzupflanzen.
Zweck ein Loch von 1 m im Geviert erforder-
lich. Der Abstand der einzelnen Bäume von
einander darf nicht geringer als Im sein.
Um jedes Bäunmchen ist durch Erde ein kleiner
Wall aufzuschütten, der nach der Bewässerung
das Wasser zusammenhält. Von nun an
müssen in jedem Frühjahr die unteren Zweige
etwa 10 cm vom Stamme entfernt abgeschnitten
werden. «
Die ersten Früchte trägt die Dattelpalme
im Alter von 8 bis 10 Jahren. Die Art
der Befruchtung der weiblichen Dattelpalme
kurz zu erwähnen, dürfte vielleicht nicht ohne
Interesse sein. Der Boden rings um den
Baum wird mit Fischfinnen gedüngt. Kurz
vor der Blüthezeit wird dem weiblichen Baume
einige Tage Wasser gegeben. Dann werden
alle Blüthen bis auf acht oder zehn Büschel
männliche Blüthen gelegt. Der Baum bekommt
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Für jede Pflanze ist zu diesem
dann kein Wasser für 1⅛ bis 2 Monate.
Es empfiehlt sich, die Blüthenbüschel durch
kleine Säckchen gegen Vögel zu schützen.
Unbefruchtete Dattelbäume geben einen un-
vollkommenen Kern und eine geschmacklose,
Schiz genannte Frucht.
Unreife Datteln, welche in Folge großer
Luftfeuchtigkeit abfallen, heißen Chamal und
werden als Viehfutter benutzt; diese sind ge-
kocht auch Nahrungsmittel der Armen.
Die Eingeborenen unterscheiden eine große
Anzahl verschiedener Dattelpalmenarten, etwa
50 bis 60, deren Namen aufzuzählen kein
Interesse bietet.
Der Export beläuft sich pro Jahr un-
gefähr:
von Buschir auf 80 000 Rupien,
Lingeh = 70 000
. Bender Abbas 100 000
.Mohammera . 50 000
M 1#
den anderen Häfen 20 000
zusammen 320 000 Rupien
— 18X| 000 Mark.
Die Ernte findet im Monat Oktober statt.
Englische Expedition nach Lagos.
In der vorigen Nummer des „Deutschen
Kolonialblattes“ war einer englischen Expedition
Erwähnung gethan, welche sich unter James
Bennett und Commander Cameron in amt-
lichem Auftrage nach Lagos begeben werde,
um die Hülfsmittel der Kolonie an Mineralien
und Pflanzen zu studiren. Nach einer Mit-
theilung in der „Times“ hat sich Commander
Cameron von Mr. Bennett getrennt und
es ist dem Letzteren jede amtliche Unterstützung
entzogen worden.
Die französische „Rolonialschule"“.
Durch Dekrete des Präsidenten der fran-
zösischen Republik vom 23. November v. J. ist
die bereits seit 1885 bestehende Scole coloniale,
in welcher bisher nur jungen Eingeborenen der
Kolonien eine französische Erziehung gegeben
wurde, einer völligen Umgestaltung unterworfen
worden.
Das erste Dekret bestimmt die Art der
Verwaltung und die Einkünfte der reorganisirten
Schule, das zweite deren Organisation, die
abgenommen, und in jeden Büschel einige
Aufnahmebedingungen und die durch den Be-
such der Anstalt zu erlangenden Anwartschaften.