Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

Im Anfang bezahlten wir fie jeden Monat, 
aber das hatte zur Folge, daß sie alles ver— 
schwendeten und am Schluß der Dienstzeit 
nicht mehr hatten, als am Beginu derselben. 
Wenn aber der Arbeiter mit der Löhnung für 
längere Zeit nach seinem Dorfe zurückkehrt, so 
kann er seine Lage in einer Weise verbessern, 
welche ihm und Anderen zeigt, daß es sich 
wohl lohnt, bei dem weißen Manne zu ar- 
beiten. 
uns arbeiteten, haben 12 der Bestgeübten 
aufs Neue Dienst für ein Jahr genommen, 
und das Beispiel derselben sowie die Schätze, 
welche sie heimgeführt, haben so günstig ge- 
wirkt, daß wir jetzt jederzeit weitere 20 bis 
30 Mann erhalten könnten. Und doch wird 
es noch einige Jahre dauern, bis sie die Kru- 
leute und andere Arbeiter werden voll ersetzen 
können; es wärc daher unklug, durch Ent- 
lassung der Letzteren sich von den Eingeborenen 
abhängig zu machen. Nach gehörigem 
Htraining“ werden diese aber sicher gute 
Plantagenarbeiter werden und darauf arbeiten 
wir hin. Weit größere Hoffnungen noch setze 
ich auf das Volk des inneren Landes.“ 
des Zwischenhandels. 
Küstenbevölkerung des Schutzgebietes seit langer 
Zeit betrieben und trägt dazu bei, dieselbe der 
Bebauung des Landes zu entfremden. 
Insbesondere vertheuert derselbe aber die 
Landesprodukte so erheblich, daß hierdurch der 
Handel schwer beeinträchtigt wird. Im mitt- 
leren Theile des Schutzgebictes sind es ins- 
besondere die Dualla, welche mit großer Zähig- 
keit den direkten Verkehr der Weißen mit den 
Stämmen im Hinterlande zu verhindern suchen 
und hierbei häufig gewaltthätig verfahren. 
Herr Valdau bezeichnet den Zwischenhandel 
Europäer in das Innere des Landes und die 
Ursache der Demoralisation der 
macht. 
Landes für ihre Arbeit so wenig bezahlt, daß 
sie keinen Impuls fühlen, mehr zu produziren, 
als für die Beschaffung der allernothwendigsten 
Lebensbedürfnisse ausreicht. Könnte der 
Zwischenhandel beseitigt werden, so würde sich 
die Produktion der Kolonie vervielfältigen, 
denn der Neger, für den die Zeit keinen Werth 
hat, trägt gern sein Oel und seine Kernfrüchte 
Hunderte von Kilometern, wenn er weiß, daß 
er sie gut bezahlt bekommt. In unserem Ge- 
biete — d. h. im Norden des Schutzgebietes 
— wäre es verhältnißmäßig leicht gewesen, 
Von den Leuten, welche zuletzt bei 
Zwischenhandels zu verhindern und den vor- 
handenen zu unterdrücken, aber dazu wäre 
eine größere Macht erforderlich gewesen, als 
wir sie gegenwärtig besitzen.“ 
  
Als weiteres Mittel, die Produktion des 
Schutzgebietes zu heben, bezeichnet Herr 
Valdau endlich die Beseitigung des so- 
genannten „Trustsystems“. Man bersteht 
hierunter ein System des Kreditgebens an die 
Eingeborenen, dessen ursprünglicher Gedanke 
war, dem eingeborenen Händler den Ankauf 
von Produkten im Inneren zu ermöglichen. 
Dieser Ankauf sollte für Rechnung der Firma 
geschehen und die Tilgung der Schuld nach 
der Rückkehr des Händlers aus dem Inneren 
stattfinden. Die Rückzahlungen erfolgten in- 
dessen nicht pünktlich, vielmehr wuchsen die 
Schulden mehr und mehr an und gleichzeitig 
faßte der Zwischenhandel tiefer und tiefer 
Wurzel. Die steigende Konkurrenz der euro- 
päischen Firmen nöthigte zum fortgesetzten 
Kreditgeben, um die Kundschaft der Ein- 
geborenen sich zu erhalten. 
Die Beseitigung des „Trustsystems", welches 
den Zwischenhandel hat großziehen helfen und 
. Küsten- 
bevölkerung, welche sie faul und unproduktiv 
„In Folge dieses Umstandes“, so be- 
merkt er, „bekommen die Stämme des inneren 
von Anbeginn an das Aufkommen eines solchen 
als den Hemmschuh für das Vordringen der Arno, Mefuro und Mille besucht. 
Herr Valdau bespricht ferner die Frage jeß#t wohl allgemein als schädlich anerkanut 
Derselbe wird von der wird, würde ein einmüthiges Zusammengehen 
aller europäischen Firmen voraussetzen. 
Reise durch das Schutzgebiet der Marschall-Inseln. 
Der Kaiserliche Kommissar a. i. für die 
Marschall-Inseln, Vizekonsul Biermann, hat 
in der Zeit vom 23. September bis 19. Ok- 
tober v. J. an Bord S. M. Knbt. „Wolf“ 
eine Reise durch das Schutzgebiet unternommen. 
Es wurden während dieser Zeit die Atolle der 
Ralik-Kette, Ebon und Namorik, sowie die- 
jenigen der Natak-Kette, Likieb, Maloêlab, 
Im Anfang 
der Reise wurde auch der etwa 100 Meilen 
südlich gelegenen Insel Nauru (Pleasant 
Island), welche zum Schutzgebiet der Marschall- 
Inseln gehört, ein Besuch abgestattet. 
In Nauru hat die zur Zeit der Flaggen- 
hbissung — im Herbst 1888 — erfolgte Ab- 
nahme der Waffen segensreich gewirkt, da die 
bis dahin ununterbrochenen Kriege unter den 
Eingeborenen aufgehört haben und die letzteren 
friedlich ihrem Erwerbe nachgehen. 
Reise durch das Schutzgebiet der Neu-Guinea= 
Rompagnie. 
Der Kaiserliche Kommissar a. i. für das 
Schutzgebiet der Neu-Guinea-Kompagnie, Re- 
gierungsrath Rose, hat in der Zeit vom 
28. Dezember v. J. bis zum 12. Jannar d. J.
	        
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