Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

Militärische Stationen in Deutjch-Ost-Afrita. 
Um die mit Waffengewalt hergestellte deutsche 
Herrschaft an der ostafrikanischen Küste mit mög- 
lichst geringen Kräften dauernd zu behaupten, 
ist das Mittel gewählt worden, an allen wich- 
tigen Punkten kleine, nach allen Seiten abge- 
schlossene Forts zu errichten. Als Grundlage 
für den Bau galt im Allgemeinen: sturmfrei, 
Einrichtung für Geschütz= und Gewehrvertheidi- 
gung, mit geringer Besatzung, Benutzung vor- 
handener Steinhäufer zur Unterkunft für die 
Truppe. Durchweg ist als Grundriß das 
bastionäre Viereck als das am besten zu ver- 
theidigende Werk gewählt. Die lokalen Ver- 
hältnisse und die vorhandenen Baulichkeiten 
haben Einfluß auf den Flächenraum und den 
Umfang der einzelnen Forts geübt. Von der 
Aushebung eines Grabens wurde grundsätzlich 
Abstand genommen, da die Erdarbeit in der 
Nähe der Wohnräume in den Tropen un- 
vermeidlich Krankheiten hervorruft, außerdem der 
Graben durch Ansammlung von Fuuchtigkeit, 
Fäulnißstoffen und Unrath auch später der 
Garnison gefährlich werden könnte. Da Holz- 
bauten keine Dauer versprechen, so ist als Bau- 
material überall der landesübliche Korallenstein 
verwendet worden. Die Umfassungsmauern 
sind zwischen 2,s und 3 m hoch und sichern 
absolute Sturmfreiheit. Ueberhaupt können 
sämmtliche Werke den Angriffsmitteln der Ein- 
geborenen gegenüber als uneinnehmbar bezeichnet 
werden. Die Küste ist durch diese Anlagen 
auf Dauer gesichert, selbst wenn die Forts nur 
mit verhältnißmäßig geringer Besatzung ver- 
sehen sind. Dieselben werden sich gerade gegen- 
wärtig in diesem Sinne zu bewähren haben, 
da der Reichskommissar während seines Vor- 
gehens gegen den Süden genöthigt ist, die nörd- 
lichen Stationen in ihrer Besatzung auf ein 
Mindestmaß zu beschränken. Niemand besorgt 
jedoch eine Gefahr, da die Küste bis zum Ru- 
sidji völlig beruhigt und die Bevölkerung unter- 
worfen ist. 
Ein besonderes Verdienst hat sich Major 
Wissmann dadurch erworben, daß er auf 
Grund seiner Erfahrungen von vornherein 
für die Unterbringung seiner Mannschaft, vor 
Allem aber der Europäer in steinernen Häusern 
gesorgt hat. Dieser Maßregel ist wesentlich 
der gute Gesundheitszustand der Schutztruppe 
zuzuschreiben, der sich besonders gegenüber den 
zahlreichen Erkrankungen und Todesfällen bei 
den früheren Beamten der Deutsch-Ostafri- 
kanischen Gesellschaft geltend macht, welchen 
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diese Erfahrung fehlte. Zufolge der jetzt be- 
reits gewonnenen Erfahrungen wird jeder Neu- 
bau immer praktischer und weniger kostspielig 
ausgeführt werden. 
  
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An großen Stationen sind vollendet: Tanga, 
Pangani, Mkwadja, Saadani, Bagamoyo und 
Dar-es-Salaam an der Küste, Mpwapwa im 
Innern. An kleinen Zwischenposten und zur 
Besetzung einzelner Punkte (z. B. Missions- 
stationen) bestehen: Tangata, Ras Muhesa bei 
Pangani, Lewa, Mtoni-Fähre, Mandera, Mrogro, 
Bueni und das Wachthaus am Hafeneingang 
von Dar-es-Salaam. 
Evangelische Mission in Gst-Afrika. 
Der neuesten Nummer der „Nachrichten aus 
der ostafrikanischen Mission“ ist der vom 
Missionsinspektor L. Beyer verfaßte Jahres- 
bericht beigefügt, welchem wir Folgendes über 
die Missionsthätigkeit der „Epvangelischen 
Missions-Gesellschaft für Deutsch-Ostafrika“ 
entnehmen. 
Im Anfang des Jahres 1889 war alle 
Arbeit auf dem Festlande durch den Aufstand 
unmöglich gemacht worden. Missionar Greiner 
mit seiner Familie und Missionar Krämer 
hatten sich nach Zanzibar zurückziehen müssen. 
Ersterer konnte indeß schon im April wieder 
auf das Festland hinübergehen. Im Juli 
folgten ihm seine Frau und Nichte, sowie 
Missionar Krämer mit den schwarzen Kindern. 
Zunächst wohnten sie in einem Hause in Dar- 
es-Salaam zur Miethe, im Dezember aber 
bezogen sie ein inzwischen neu hergestelltes 
großes und stattliches Haus. In der Nähe 
desselben befindet sich ein geräumiges Wirth- 
schaftsgebäude und eine Plantage. Die soge- 
nannte schwarze Kolome ist allerdings nur 
klein, da die meisten der befreiten Sklaven bei 
dem Ueberfall im Januar 1889 den Sklaven- 
händlern wieder in die Hände gefallen waren; 
nach den letzten Nachrichten zählte dieselbe 
21 Mitglieder. Der aufopfernden Thätigkeit 
des Missionars Greiner gebührt die vollste 
Anerkennung. Auf seinen Wunsch wird ihm 
demnächst sein Neffe Daniel Elker aus Neckar- 
zimmern zur Hülfe hinausgesandt werden. 
Gegenwärtig findet er an dem Diakon Hahn 
eine Stütze. 
Dem Missionar Krämer ist vor Kurzem 
der telegraphische Auftrag ertheilt worden, in 
Tanga eine zweite Missionsstation zu gründen. 
Die Geschäftsleitung der Gesellschaft führt 
gegenwärtig Herr Pastor Diestelkamp, 
Berlin N., Nazarethkirchstraße 50. 
Missionare in KNeu-Hommern. 
Seitens der Mission vom hh. Herzen Jesu 
in Salzburg werden vier Missionare nach der 
Station Wlawollo auf Neu-Pommern (Schutz-
	        
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