Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

lagen, als auch durch den wechselnden Vege- 
lationscharakter ausgczeichnet sind. Wenn ich 
wieder in Berlin erscheine werde ich reiche 
Schäde fürs Museum aufzuweisen haben. Ich 
jammle auch Hölzer, Früchte in Spiritus und 
lebende Gewächse für den Garten. Daß mich 
die italicnischen Behörden in meinem Vor- 
baben auf das Zuvorkommendste fördern, 
brauche ich kaum zu erwähnen. Was die 
Jaliener hier in den wenigen Jahren alles 
in Wege gebracht haben, ist wirklich erstannlich. 
Zaati, Ghinda, Asmara und Keren sind Plätze, 
die sowohl durch die ansehnlichen Befestigungs- 
werke, als auch die vielen zur Bequemlichkeit 
der i#alienischen Besatzungen errichteten Bau- 
werle ein sehr stattliches Aussehen haben, ganz 
abgesehen von Massauga mit seinen großartigen 
neuen Gebänden. Von den zwei sogenannien 
Polazzi Coloniali wird erzähltl, daß ihr Bau, 
obgleich die Fundamente durch italienische Sol- 
daten hergerichtet wurden, 5 Millionen Lire 
ceriordert hat. Die Ruhe und Sicherheit lassen 
mmerhalb der Grenzen der Eritrea nichts zu 
wünschen übrig, Revolver und Patronen ruhen 
mbenutzt in den Tiefen der Koffer, leider aber 
hat auch der Wildbestand schnell abgenommen 
und die ehemals vielgepriesenen Jagdgründe 
des Bogos-Landes sind bereits zur Mythe:) 
geworden. Sehr schöne Gebirgswege und Fahr- 
straßen sind nach verschiedenen Richtungen hin 
aungelegt worden und werden mit großem Eiser 
immer weiter gefördert. Man wird bereits 
im nächsten Jahre zu Wagen bis nach Asmara, 
d. h. auf das Hochland (2300 m), gelangen 
können. Die ganz europäisch gehaltene Eisen- 
bahn von Massaua nach Saati 127 km) fürzt 
den Verlehr nach dem Innern um eine Tage- 
reise ab. Als ich gestern im hiesigen Offizier= 
Unb dem Festessen zum Geburtstage des Königs 
beiwohnte, an einer mit fünfzig Offizieren be- 
sehten. Tafel, in einem schönen mit bunten 
Lampen, grünen Laubgewinden, Bildnissen und 
anderen Dekorationen geschmückten Saal, da 
lonntc ich zeitweise ganz vergessen. daß ich in 
Asrila war. Das Klima hierselbst ist geeignet, 
die Thätigkeitsliebe und Thattraft des Euro- 
päers besonders anzuspannen, hauptsächlich durch 
die häufigen Kontraste zwischen Wärme und 
Kälte und der reinen, trockenen Lust wegen. 
Ilh beabsichtige, in einigen Tagen von hier 
nach dem Gebiet der Mensa mit 70 bis 80 
Krägern zu ziehen, wo ich in der Nachbarschaft 
der daselbst seit Jahren befindlichen schwedischen 
Missionsstation mein Lager aufzuschlagen ge 
denke. Ich werde mich daselbst auf einem 
Nur die Oyäne und der Leopard behaupten 
noch ihre alle Machtstellung im Lande, und jeder 
Neisende hat mit ihnen zu rechnen. 
223 
  
woerden. 
durch Herzog Erusts deulwürdigen Jagdzug 
vor dreißig Jahren llassisch gewordenen Boden 
befinden und die noch jungfräuliche Flora aus- 
benten. 
Heute ist eine Karawane mit Gummi 
Arabikum aus Kassala hierselbst angelangt, ein 
dentwürdiges Ereigniß. Einc andere ist bereits 
vor einigen Wochen mit europãischen Waaren 
von hier dahin abgegangen. Der vorgeschobenste 
Posten der Italiener ist 85 km von hier, rein 
westlich, am Barka und heißt Agordat. Da- 
selbst siehen 250 Mann irreguläre Truppen 
unter italienischen Offizieren. Der auf ein 
Drittel der Strecke nach Kassala gelegene 
Posien ist durch einen Telegraphen mit Keren 
in Derbindung, und eine fahrbare Kumststraße 
führt von hier ins Bogu-Thal hinab, durch 
welches man im ebenen Bette bis zum Barka- 
gelangt. Keren ist so beschaffen, daß der 
hiesige Kommandant behauptet im Stande zu 
sein, sich Jahrc lang ganz unabhängig von 
Massaua und gegen irgend welchen Feind halten 
zu lönnen, da der Bezirk hinreichende Nahrungs 
mittel hervorbringt und alle Zugänge durch die 
vorhandenen Werle mil Leichtigleit zu ver- 
theidigen sind. Er hat elwa 1100 Mann, 
180 Mann Kavalleric 2c. Ich beabsichtige, 
die Rückreise Ansang Mai anßutreten und ohne 
Ausenthalt nach Berlin zurückzutehren.“ 
Beitritt von Bafuto-Land zum südafrikanischen 
Sollverein. 
Im Jahre 1889 ist betanmlich zwischen 
der Kap Kolonic und dem Oranje-Freistaat ein 
Zollverein begründet worden, dessen wesent: 
lichstc Bestimmungen die folgenden sind. 
Es ist ein gemeinsamer Einfuhr-Zolltarif 
jesigesebt. Die Zölle sind theils spczifische, 
theils Werthzölle: letztere betragen bei den 
nicht besonders aufgesührten Gütern 12 pCt.; 
eine Reihe von Waaren ist gollfrei. 
Jeder der beiden Staaten ist verpflichtet, 
an seinen Grenzen die Zölle auch auf die 
jenigen Güter zu erheben, welche von außer 
halb des gemeinsamen Follgebietes mit der 
Bestimmung für den anderen Siaat eingeführ! 
Von diesen Zöllen erhält er ¼, 
während ¼4 an den Bestimmungsstaat abzu- 
liesern sind. 
Jeder der vertragschließenden Theile lann 
im Transitvertehr mit Ländern außerhalb des 
Vereinsgebieles Zollfreiheit oder beliebige Zölle 
einsühren. 
Jedem südafrilanischen Staat mit zivili- 
sirler Verwaltung stehl es frei, den Antrag
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.