Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

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breitung der Sudan-Neger hier viel weiter nach Süden reicht, als man bisher in geographischen 
Kreisen angenommen hatte. Auf den erzielten Resultaten weiter bauend, unternahmen die beiden 
Forscher Anfang 1889 einen zweiten Vorstoß und gründeten, 11 Tagemärsche von der Küste 
entfernt, die Jeundo-Station, von der aus Tappenbeck eine ersolgreiche Expedition über den 
Sannaga nach Norden ausführte. Krankheit und Tod riefen diese Forscher leider von ihrem 
Arbeitsgebiet hinweg und an ihre Stelle trat Premierlieutenant Morgen, welcher mit außer- 
ordentlicher Energie zunächst den unbekannten Zusammenhang des Mbam bezw. Sannaga mit 
dem südlich von Kamerun mündenden Malimba-Fluß seststellte und nunmehr fast seit Jahres 
frist auf einem Zuge sich befindet, welcher bestimmt ist, den Anschluß an die Zintgraffschen 
Forschungen zu erreichen und die Verbindung mit dem Süden Adamanas herzustellen. Die 
Jeundo-Station wird inzwischen durch den Botaniter Zeuler verwaltet. Die durch die Urwald-= 
region bedingte Schwierigkeit der Verbindung hat die Errichtung einer Zweigstation an der 
Küste (Kribi) erforderlich gemacht. 
Im Togo-Gebiet wurden die Forschungen von Hauptmann v. Francois einerseits 
und andererseits vom Stabsarzt Dr. L. Wolj im Verein mit Hauptmann Kling und dem 
Techniker Bugslag ausgenommen. Ersterer drang über Salaga auf bisher gänzlich unbekannten 
Wegen Anfang 1888 nach Jendi und Gambaga und bis in das Land der Muschi vor, tehrte 
dann nach der Küste zurück und ging zum zweiten Mal auf anderem Wege, um das Land 
thunlichst kennen zu lernen, nach Salaga. Das Resuliat dieser beiden Reisen war insbesondere 
in kartographischer Hinsicht ein sehr hervorragendes, indem es an der Hand des von dem 
Reisenden gelieserten Materials an Aufnahmen und Ortsbestimmungen zum ersten Mal ermöglicht 
wurde, eine genaue Karte dieses Gebieles des westlichen Sndan zu liesern. 
Wesentlich ergänzt wurde dieses Material im Osten des Schutzgebietes durch die 
ungemein sorgfältigen Aufnahmen von Wolf und Kling, welche inzwischen 240 Kkm im Innern 
die Station Bismarcksburg gegründet und zum Ausgangspunkte zahlreicher lleinerer Reisen nach 
allen Richtungen gemacht hatten. 
Von ganz besonderem Interesse für die Geographie des südlichen Niger-Beckens wurde 
die letzte Reise von I)r. Wolf, deren Ergebnisse soeben erst veröffentlicht worden sind. Um 
neben den rein geographischen Forschungen in diesem Gebiet, welche durch die genannten drei 
Reisenden so wesentlich gefördert worden sind, daß hier ein großer weißer Fleck von den Karten 
Afrilas verschwunden ist, auch undere Wissenszweige zu ihrem Rechte lommen zu lassen, wurde 
im Jahre 1890 der Votaniler D#r. Bütiner, welcher ebensalls in der Schule der Kongo- 
Forschung seine ersten Afrika-Ersahrungen erworben hatte, mit der Leitung der Station betraut, 
während nach Westen zu im Wolta-Gebiet Lientenant Herold mit der geographischen Auf- 
nahme des Landes von der Station Misahöhe aus beaustragt ist. 
In Südwest-Afrila wurde dem als Mitglied der Wissmannschen Kassai-Expedition, 
sowie durch seine Forschungen in Togo bewährten Hauptmann v. Françgois die Leitung der 
Schußtruppe übertragen, um seine auf geographischem Gebiete bewährte Kraft zur karto- 
graphischen Aufnahme und Erforschung des Schutzgebietes verwerthen zu lönnen. Diese Maß- 
nahme hat sich in erfreulicher Weise bewährt, wie durch eine von dem genannien Osfizier ein- 
gesandte vortreffliche Karte dargethan wird, deren Veröffentlichung nach dem eingeholten Gutachten 
geographischer Sachlenner beim Fehlen zuverlässiger Speziallarten sehr erwünscht sein würde, 
bisher aber aus Mangel an verfügbaren Mitteln unterbleiben mußte. Gleichzeitig hat Haupt- 
mann v. Frangois aus den Mitteln des Afrila-Fonds eine wissenschaftliche Expedition mit 
wenigen Begleitern nach dem Gebiete des Ngami-Seces ausgeführt. 
Was die klimatischen und meteorologischen Forschungen betrifft, so sind auf der Jeundo- 
und Barombi-Station, sowie in Bismarcksburg und in Kamerun selbst — durch den dortigen 
Negierungsarzt — regelmäßige meteorologische Beobachtungen angestellt worden, welche zum 
großen Theil bereits ausführlich bearbeitet und zur Gewinnung wissenschaftlicher Darstellungen
	        
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