— 258 —
Bekanntmachung
in Deutsch, Arabisch und Kisnaheli.
Vorzeiger dieses Schreibens geht als
Postbote nach Tabora, Ujiji und in die Um-
gegend des Nyanza, um Briefe nach den
genannten Orten hin= und auch solche von
dort zurückzubringen. Alle, denen dies
Schreiben von dem Boten vorgezeigt wird,
werden aufgefordert, denselben auf seinem
Wege nicht aufzuhalten, sondern ihn soviel
wie möglich zu unterstützen und, wenn nöthig,
ihm auch den Weg zu zeigen. Wer diesen
Boten unterstützt, wird als Freund be-
trachtet und reichlich belohnt, wer ihm aber
Leides thut, wird streng bestraft werden.
Friede sei mit Ench.
Geschrieben von dem Kaiserlichen Gou-
verneur Freiherrn v. Soden.
Reise des Stabsarztes Wicke nach Lagos und
Ramerun.
Der Negierungsarzt Stabsarzt Wicke in
Togo, welcher beauftragt war, mit dem engli-
schen Arzt Dr. Randel in Lagos zu konferiren,
der in der Behandlung der Malaria einen
besonderen Ruf genießt, ist am 21. Februar in
Lagos eingetrossen. Er hat daselbst sowohl
mit Dr. Randel wie mit dem stellvertretenden
Gouvernementsarzt Henderson Be-
sprechungen gehabt und Gelegenheit genommen,
das Lazareth, Gefängniß, Schlachthaus und die
Bedürfnißanstalten zu besichtigen. Stabsarzt
Wicke hat sich sodann am 4. März nach Kame
run begeben, um dem dortigen Regierungsarzt
Dr. Schröder das Ergebniß seiner Besprechun-
gen mitzutheilen.
Brandunglück auf der Station Misahöbe
(Togogebiet).
Ueber ein Brandunglück auf der Station
Misahöhe berichtet der Stationsleiter, Premier-
lieutenant Herold, wie folgt:
Am 4. Februar Vormittags waren sämmt-
liche Arbeiter mit Anlage einer Farm am Wege
nach Jo beschäftigt, die Polizeisoldaten kehrten
um 9 Uhr nach beendigtem Dienst in ihr Lager
zurück.
Auf der Station befanden sich nach 9 Uhr
nur der Dolmetscher, der Koch nebst Gehülfen,
zwei Jungen, ein Wächter bei zwei Gefangenen
und einige Weiber.
Von Jv her wehte aus OS# eine Brise
in Stärke 5 bis 6.
O58d0. gestört wurde,
tonen sich im Schnellfeuer entluden.
Es mochte 10 ½ Uhr sein, als ich in der
« Schreibstube durch das heftige Geprassel eines
Savannenbrandes
welcher
mächtigen aus Richtung
sich auf die
Station zu bewegte.
Aus der Thür heraustretend, sah ich, wie
derselbe infolge des starken Harmattaus der
letzten zwei Wochen in dem trocknen, dürren
und mannshohen Grase rasend fortschritt.
Da ich mehr wie im Vorjahre im Umkreise
von 100 m und darüber um die Station
herum den Busch völlig beseitigt hatte, glaubte
ich namentlich aus dieser Nichtung für die
Strohdächer der Station nichts befürchten zu
müssen.
Ich war eben aus der Schreibstube herans-
getreten, als das in der Windrichtung ca. 60 u
von mir und dem Vorrathsraum abliegende
Dolmetscherhaus dadurch in Feuersgefahr ge-
rieth, daß der heftige Wind die langen Feuer-
zungen den Berg hinauf bis fast an dieses
Haus heran wehte. Kaum war ich dorthin
gerannt, als ein auf das trockene Grasdach des
Vorrathshauses geslogener Funke dasselbe ent-
zündete. Mit meinem Dolmetscher eilte ich so-
sort dorthin, um 15 Tonnen Pulver, welche
gerade unter der entzündeten Stelle des Daches
lagerten, zu entfernen. Amussu Bruce wars
einige Fässer herunter, welche ich den Berg
hinabrollte, wo Frauen dieselben auffingen.
Als jedoch eine eben von mir aus der Hand
gegebene Pulvertonne explodirte, befahl ich
Amussu sofort herunter zu kommen. Als der-
selbe herabsprang, explodirten unter dem Dache
einige Pulvertonnen, ich fiel im Durchgange
zwischen den zwei Lehmhäusern deshalb zur
Erde und hatte nicht mehr Zeit, meinen zur
Erde gesallenen Tropenhelm wieder aufzuheben,
da nacheinander der Rest von 10 Pulvber-
tonunen sich entlud und im Zwischenraum ein
Petroleum-Gefäß in Brand gerieth.
Der starke Wind verbreitete das Feuer
blitzschnell über das ganze Dach, welches wie
Zunder brannte, nach wenigen Sekunden zu-
sammenbrach und im Innern der Räume ein
so lebhaftes Strohfener erzeugte, daß jedes
Betreten ausgeschlossen war.
Die jetzt eintreffenden Soldaten und Arbei-
ter konnten daher aus diesen brennenden Räu-
men nichts mehr retten, sondern konnten nur
helsen, das Feuer zu lokalisiren.
Das Betreten der Kammer war zudem
dadurch verboten, daß die dort lagernden Pa-
Durch
das Feuer des Vorrathshauses geriethen drei
dahinter liegende Strohhütten des Personals
in Brand und wurden zu Asche verwandelt.