Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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Bekanntmachung 
in Deutsch, Arabisch und Kisnaheli. 
Vorzeiger dieses Schreibens geht als 
Postbote nach Tabora, Ujiji und in die Um- 
gegend des Nyanza, um Briefe nach den 
genannten Orten hin= und auch solche von 
dort zurückzubringen. Alle, denen dies 
Schreiben von dem Boten vorgezeigt wird, 
werden aufgefordert, denselben auf seinem 
Wege nicht aufzuhalten, sondern ihn soviel 
wie möglich zu unterstützen und, wenn nöthig, 
ihm auch den Weg zu zeigen. Wer diesen 
Boten unterstützt, wird als Freund be- 
trachtet und reichlich belohnt, wer ihm aber 
Leides thut, wird streng bestraft werden. 
Friede sei mit Ench. 
Geschrieben von dem Kaiserlichen Gou- 
verneur Freiherrn v. Soden. 
Reise des Stabsarztes Wicke nach Lagos und 
Ramerun. 
Der Negierungsarzt Stabsarzt Wicke in 
Togo, welcher beauftragt war, mit dem engli- 
schen Arzt Dr. Randel in Lagos zu konferiren, 
der in der Behandlung der Malaria einen 
besonderen Ruf genießt, ist am 21. Februar in 
Lagos eingetrossen. Er hat daselbst sowohl 
mit Dr. Randel wie mit dem stellvertretenden 
Gouvernementsarzt Henderson Be- 
sprechungen gehabt und Gelegenheit genommen, 
das Lazareth, Gefängniß, Schlachthaus und die 
Bedürfnißanstalten zu besichtigen. Stabsarzt 
Wicke hat sich sodann am 4. März nach Kame 
run begeben, um dem dortigen Regierungsarzt 
Dr. Schröder das Ergebniß seiner Besprechun- 
gen mitzutheilen. 
Brandunglück auf der Station Misahöbe 
(Togogebiet). 
Ueber ein Brandunglück auf der Station 
Misahöhe berichtet der Stationsleiter, Premier- 
lieutenant Herold, wie folgt: 
Am 4. Februar Vormittags waren sämmt- 
liche Arbeiter mit Anlage einer Farm am Wege 
nach Jo beschäftigt, die Polizeisoldaten kehrten 
um 9 Uhr nach beendigtem Dienst in ihr Lager 
zurück. 
Auf der Station befanden sich nach 9 Uhr 
nur der Dolmetscher, der Koch nebst Gehülfen, 
zwei Jungen, ein Wächter bei zwei Gefangenen 
und einige Weiber. 
Von Jv her wehte aus OS# eine Brise 
in Stärke 5 bis 6. 
O58d0. gestört wurde, 
tonen sich im Schnellfeuer entluden. 
Es mochte 10 ½ Uhr sein, als ich in der 
« Schreibstube durch das heftige Geprassel eines 
Savannenbrandes 
welcher 
mächtigen aus Richtung 
sich auf die 
Station zu bewegte. 
Aus der Thür heraustretend, sah ich, wie 
derselbe infolge des starken Harmattaus der 
letzten zwei Wochen in dem trocknen, dürren 
und mannshohen Grase rasend fortschritt. 
Da ich mehr wie im Vorjahre im Umkreise 
von 100 m und darüber um die Station 
herum den Busch völlig beseitigt hatte, glaubte 
ich namentlich aus dieser Nichtung für die 
Strohdächer der Station nichts befürchten zu 
müssen. 
Ich war eben aus der Schreibstube herans- 
getreten, als das in der Windrichtung ca. 60 u 
von mir und dem Vorrathsraum abliegende 
Dolmetscherhaus dadurch in Feuersgefahr ge- 
rieth, daß der heftige Wind die langen Feuer- 
zungen den Berg hinauf bis fast an dieses 
Haus heran wehte. Kaum war ich dorthin 
gerannt, als ein auf das trockene Grasdach des 
Vorrathshauses geslogener Funke dasselbe ent- 
zündete. Mit meinem Dolmetscher eilte ich so- 
sort dorthin, um 15 Tonnen Pulver, welche 
gerade unter der entzündeten Stelle des Daches 
lagerten, zu entfernen. Amussu Bruce wars 
einige Fässer herunter, welche ich den Berg 
hinabrollte, wo Frauen dieselben auffingen. 
Als jedoch eine eben von mir aus der Hand 
gegebene Pulvertonne explodirte, befahl ich 
Amussu sofort herunter zu kommen. Als der- 
selbe herabsprang, explodirten unter dem Dache 
einige Pulvertonnen, ich fiel im Durchgange 
zwischen den zwei Lehmhäusern deshalb zur 
Erde und hatte nicht mehr Zeit, meinen zur 
Erde gesallenen Tropenhelm wieder aufzuheben, 
da nacheinander der Rest von 10 Pulvber- 
tonunen sich entlud und im Zwischenraum ein 
Petroleum-Gefäß in Brand gerieth. 
Der starke Wind verbreitete das Feuer 
blitzschnell über das ganze Dach, welches wie 
Zunder brannte, nach wenigen Sekunden zu- 
sammenbrach und im Innern der Räume ein 
so lebhaftes Strohfener erzeugte, daß jedes 
Betreten ausgeschlossen war. 
Die jetzt eintreffenden Soldaten und Arbei- 
ter konnten daher aus diesen brennenden Räu- 
men nichts mehr retten, sondern konnten nur 
helsen, das Feuer zu lokalisiren. 
Das Betreten der Kammer war zudem 
dadurch verboten, daß die dort lagernden Pa- 
Durch 
das Feuer des Vorrathshauses geriethen drei 
dahinter liegende Strohhütten des Personals 
in Brand und wurden zu Asche verwandelt.
	        
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