Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

aus die Häuptlinge Mgaya in Hamlolo und 
Mdami in Moyuyn besucht und für die Ab- 
sichten der Mission Entgegenkommen gefunden. 
Im Norden des Nyassa hat der frei- 
schottische Missionar Dr. Kerr Croß eine 
weitere Station der Livingstonia-Mission, 
die am Westuser des Sees arbeitet, neuerdings 
angelegt und zwar auf deutschem Gebiet, im 
Thal des Songweflusses, der bekanntlich die 
Grenze zwischen dem deutschen und euglischen 
Gebiete bildet. Jener Thalbezirk ist stark be- 
völkert und liegt etwa 5000 bis 7000 Juß 
über dem Meeresspiegel. 
Die elfte Expedition der katholischen 
Mission der algerischen weißen Bäter 
ist inzwischen von Tabora nach Karema am 
Tanganyika-Sec gezogen. Missionar Pronvot 
schildert diese Reise in einem ausführlichen 
Briese. Die Missionare kamen durch das 
Gebiet von Ugunda, das von einer intelligent 
aussehenden Königin, über deren Tembe (Haus) 
die deutsche Flagge wehte, regiert wird. Das 
Land ist sehr bevölkert und überall sehr gut 
angebaut; Mais, Sorgho, Maniok, Palaten 
sind im Ueberfluß da. Hat man Ugunda 
hinter sich, so sieht die Landschaft grundver- 
schieden aus. Die Bevölkerung ist dünner 
gesät; die Dörfer liegen 5 oder 6 Meilen 
weit auseinander, und angebautes Land giebt 
es nur im Umkreise der Wohnungen. Von 
Karema aus sind die Missionare Josset, 
Raudabel und Prouvot über den Tan- 
ganyila-See zunächst nach Kibanga und von 
dort nach Udschidschi gesahren, um den berüch- 
tigten Araber und Sklavenjäger Rumaliza 
von der beabsichtigten Niederlassung in Uzighe 
zu verständigen. Sie wurden von Numaliza, 
der eine große Furcht vor den Deutschen an 
den Tag legte, bestens ausgenommen und er- 
hielten Empfehlungsbriefe an die beiden in 
Uvira gegenüber Uzighe wohnenden Häuptlinge 
der Wangwana. Die eingeborenen Häuptlinge 
am See, welche die Missionare auf ihrer Fahrt 
trafen, sprachen einstimmig ihren sehnlichen 
Wunsch aus, endlich das Joch Rumaliza's 
und seiner Helsershelfer abzuschütteln, sie sind 
der ewigen Aussaugung müde und sehnen sich 
nach der Befreiung durch die Deutschen. Kaum 
hatten die Missionare die ersten Anstalten zur 
Niederlassung in Uzighe getroffen, als Ruma- 
liza dem Araberhäuptling in Uvira Gegen- 
befehl gab und ihn anwies, die Niederlassung 
zu verhindern. Troß der flehentlichen Bitten 
der Eingeborenen mußten die Missionare der 
Gewalt der Araber weichen und wieder nach 
Karema zurückkehren. Das ist bereits die 
achte Station, aus der sie von diesem Sklaven- 
jäger vertrieben worden sind, so daß das Vika- 
  
329 — 
riat des Tanganyika noch immer auf die 
einzige Station Karema beschränkt bleibt. 
Am 25. November v. Is. ist die Pro- 
viantkarawane der beiden Vikariate des Nyanza 
und des Unyanyembe zu Sengrema, vier 
Tagereisen vom Nyanza entfernt, von zahl- 
reichen Horden überfallen und geplündert 
worden,!) Pater Levesque, der diese Kara- 
wane führte, hat sich aber dadurch nicht ent- 
muthigen lassen, sondern reiste nach Bukoba, 
um dort unter dentschem Schuße eine neue 
Mission zu gründen. 
Kamernn. 
Die Basler Mission wies am 1. Januar 
1892 in Kamerun einen Stand von 416 Ge- 
meindegliedern (Zuwachs während des Jahres 
1891 von 158) und von 578 Schülern (Zu- 
wachs von 236) auf. 
Von der Station Kribi der Pallotiner 
schreibt Pater Vieter, daß dieselbe gesund ist 
und seinen von Fieber geschwächten Mitbrüdern 
zur Erholung dienen könne. Ein Haus, eine 
große Halle, die als Kirche und Schule dienen 
soll, ebenso Vorrathshaus und Küche sind 
fertig. Er erwartet die Ankunft von Schwestern 
und gedenkt bald das Haus und die Schule 
für dieselben zu bauen. 
Südwestafrika. 
Die Missionsarbeit der Rheinischen 
Missionsgesellschaft macht Fortschritte. Im 
Norden des Landes sind zwei früher inne- 
gehabte Stationen durch deutsche Missionare 
wieder besetzt worden. Auf Otyozondyupa 
(Waterberg) ist Missionar Eich wiederum ein- 
gezogen, nachdem die Station über ein Jahr- 
zehnt lang verlassen war, weil die Leute sich 
entfernt hatten. In Okombahe ist Missionar 
Schaar an die Stelle des eingeborenen Ge- 
hülfen Daniel Cloete getreten. Eine neue 
Station ist außerdem in Franzfontein gleich- 
sam als Bindeglied zwischen Herero= und 
Ovamboland von Missionar Riechmann an- 
gelegt worden. Er ist von den dortigen Zwart- 
booi (Namas) freundlich empfangen worden 
und konnte sofort mit dem Hausbau beginnen. 
Okombahe war ursprünglich als Berg- 
damarastation angelegt worden. Aber kurze 
Zeit nach der Gründung kamen Hereros hinzu, 
denen das schöne fruchtbare Land gefiel, und 
blieben dort. So haben nun die Hereros und 
die Bergdamaras ihren Häuptling. Beide 
leben in großer Feindschaft und sind auch so- 
  
*) Vergl. den in dieser Nummer abgedruckten Bericht 
des Feldwebels Hoffmann aus Muanza S. 330.
	        
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