Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Pandanus, Brotfrucht und der von den 
Eingeborenen nur spärlich angebaute Arrowroot 
dienen zur Ernährung der eingeborenen Be- 
völkerung. 
Der Anbau von Arrowroot in großem 
Maßstabe für die Ausfuhr, und damit der 
Wettbewerb mit Indien und Westindien, ist 
der hohen Arbeitslöhne wegen ausgeschlossen. 
Dagegen sind die hiesigen Inseln ganz beson- 
ders zur Kultur der Kokospalme geeignet. 
Da nur wenig dichter Urwald vorhanden ist, 
erfordert das Abholzen und Urbarmachen des 
Landes verhältnißmäßig wenig Arbeit. Die 
Anlage einer Kokospflanzung wird nur durch 
die im Allgemeinen hohen Arbeitslöhne und 
den Umstand vertheuert, daß die Arbeiter zum 
Theil mit eingeführten Lebensmitteln verpflegt 
werden müssen. 
Bei rationeller Anpflanzung der Kokos- 
palmen seitens der Eingeborenen auf dem fast 
ausschließlich in ihrem Besitze befindlichen Boden 
des Schutzgebietes würde die Kopragewinnung 
nach Ablauf von 20 Jahren um das Dreifache 
gestiegen sein. Ueberall aber stehen die Bäume 
zu dicht. Die Eingeborenen pflanzen zwar 
alljährlich eine Anzahl von Bäumen an, dieses 
geschieht aber nur in sorgloser Weise. Dabei 
sind die Eingeborenen zu träge, die jungen 
Anpflanzungen rein zu halten, so daß bei dem 
Abgange an Bäumen durch Alter, Stürme und 
andere Zufälle eine merkliche Zunahme des 
Kokosnusbaumbestandes nicht festzustellen ist. 
Leider sind Zwangsmaßregeln nicht leicht an- 
wendbar. Die auf den einzelnen Inseln leben- 
den Händler würden, wenn mit der Ueber- 
wachung der Ausführung von Neuanpflanzungen 
betraut, in Fällen der Nichtbefolgung der er- 
lassenen Vorschriften seitens der Eingeborenen 
aus Schen vor den Häuptlingen die Anzeige 
wohl meistens unterlassen. Andere Personen 
siehen der Verwaltung zur Durchführung der- 
artiger Maßregeln nicht zur Verfügung. Zur 
Anstellung eines Kulturingenicurs aber und zur 
Unterhaltung eines Fahrzeuges zu dessen aus- 
schließlichem Gebrauche sehlen die Mittel. 
Kokospflanzungen sind in der Lagune von 
Likieb, auf den Inseln Providence, Kili und 
auf drei kleinen Inseln der Lagune von Jaluit 
angelegt. 
Die Lilieb-Pflanzung, welche nur durch 
verhältnißmäßig bedeutende finanzielle Unter- 
stützung seitens der Jaluit-Gesellschaft lebens- 
fähig geworden, ist das gemeinschaftliche Eigen- 
thum eines Deutschen, eines Amerikaners und 
eines Portugiesen. Die übrigen Pflanzungen 
sind Eigenthum der Jaluit-Gesellschaft. 
Nach Angabe der hiesigen Hauptagentur 
der Jaluil-Gesellschaft enthält die Lagune von 
333 
  
Likieb ectwa 730 ha kulturfähiges Land. Mit 
der Anlage der Pflanzung wurde im Jahre 
1879 begonnen. Heute sind etwa 330 ha 
mit Kokospalmen bestanden, welche in 10 Jahren 
volltragend elwa 500 Tonnen Kopra jährlich 
ergeben werden. Wird der Anbau mit den 
gegenwärtig zur Versügung stehenden Arbeits- 
kräften fortgesetzt, so wird sich Likieb in etwa 
15 Jahren vollständig unter Kultur befinden 
und in 25 bis 30 Jahren jährlich etwa tausend 
Tonnen Kopra liefern. 
Providence (Ujilang): kulturfähiges Land 
ekwa 260 ha. Jetßzt unter Kultur etwa 140 ha. 
Der Ertrag in etwa 8 Jahren jährlich rund 
180 Tonnen Kopra. 
Kili: kulturfähiges Land etwa 60 ha- 
Jetzt unter Kultur etwa 12 ha. Ertrag in 
12 bis 15 Jahren jährlich etwa 75 Tonnen 
Kopra. 
Die Inseln Bogelablab, Djar und 
Djewet in der Lagune von Jalnuit: kultur- 
fähiges Land etwa 30 ha. Ertrag in etwa- 
10 Jahren jährlich rund 30 Tonnen Kopra. 
Im Jahre 1891 betrug die Gesammt= 
Kopraproduktion im Schutzgebiete 3712 402 
Pfund. Davon lieferten die Inseln: 
Jalnit 480 414 Pfd. 
Kili 12 8965 
Namerik 186 745 
Ebon 5359 491 
Ailinglablab und 
nördliche Inseln 366 691 
Mille 345 757 
Arno 542 970 
Majern 527 220 
Aur. 58 352 
Maloelab 120 636 
Lilieb 88 5562= 
Medjit 46 934 
Nauru. . 321 5066 —- 
Provideneke 54 238 = 
Mit dem Anbau von Ricinus beabsichtigt 
die Jalnit-Gesellschaft einen Versuch zu machen. 
Für andere neue Kulturen scheinen Boden und 
Klima nicht geeignet zu sein. 
Für Rindvieh und Schafe sind die hiesigen 
Grassorten nicht nahrhaft genug. Mit fremden 
Grassorten sind Versuche angestellt worden, 
dieselben sind jedoch nur wenig befriedigend 
ausgefallen, da anscheinend der hiesige Boden 
nur die bis jetzt hier vorkommenden Grassorten 
genügend ernähren kann. Es kann daher nur 
Schlachtvieh für den unmittelbaren Bedarf ein- 
geführt werden. 
Die hier vorkommenden Perlschalen, die 
sogenannten blacklipped shells, sind nicht in 
genügender Menge vorhanden, um das Tauchen
	        
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