Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Stellt man zunächst für die Einfuhr die 
Ziffern dieser drei Monate des laufenden 
Jahres mit denen des Vorjahres zusammen, 
so ergiebt sich folgendes Bild. Der Werth der 
Waareneinfuhr betrug in Rupies ausgedrückt: 
im Monat Februar 1891: 789 247, 
1892: 1 667 076, 
März 1891: 663 855 
1892;: 1 955 358 
April 1891: 614 297, 
1892: 1 170 045. 
Die Steigerung der Einfuhr in den be- 
züglichen Monaten dieses Jahres gegenüber 
dem Vorjahre um mehr als das Doppelte 
dürfte sich nicht aus der Freihafenerklärung 
Sansibars, sondern aus dem bedeutsamen Um- 
stande erklären, daß vor dem 1. Februar 1892 
die in Transit lagernden Güter, welche 40 bis 
50 pCt. des Sansibarhandels betrugen, für die 
Statistik der Ein= und Ausfuhr nicht berück- 
sichtigt wurden, während sie jetzt keine beson- 
dere Behandlung mehr erfahren und daher in 
die Ein= und Ausfuhr eingerechnet werden 
müssen. Ferner sind in den Ziffern der Mo- 
nate Februar bis April zweifellos bedeutende 
bisher unter Zollverschluß gehaltene alte Vor- 
räthe mit inbegriffen. 
Von einer Steigerung des Sansibarhandels 
seit oder infolge der Freihafenerklärung kann 
füglich nicht die Rede sein, im Gegentheil liegt 
derselbe insolge von Marktüberfüllung mehr 
als je darnieder. Nur mit großem Verlust 
wird von englischer Seite das Geschäft forcirt 
und der schwankende Pesakurs läßt für den 
kleinen Händler eine sichere Berechnung nicht 
zu. Zahlreiche Konkurse und überschuldele 
Nachlässe indischer Firmen legen bereits Zeug- 
niß für die traurige Lage des sansibaritischen 
Handels ab. 
Was die Ausfuhr aubetrifft, so ist eine 
Vergleichung mit dem Jahre 1891 nicht mög- 
lich, da für dieses die monatlichen Ausweise 
sehlen. Sie betrug: 
im Februar 1892: 1 103 894 Rs. 
März 1892: 1 107273 
April 1892: 1 156 675 
blieb also um ein Bedeutendes hinter der Ziffer 
der Einfuhr im gleichen Zeitraume dieses 
Jahres zurück. Die steigende Bewegung der 
Ausfuhr im April im Gegensaßz zu der Ver- 
minderung der Einfuhr in dem gleichen Monate 
dürste auf Rechnung der letzten Nellenernte 
und der beginnenden Elfenbeinsaison zu schrei- 
ben sein. 
Was die Ursprungsländer der Einfuhr, 
sowie die Bestimmungshäfen der Ausfuhr be- 
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trifst, so bietet nur der Aprilausweis Angaben 
darüber. Von der gesammten europäischen 
Einfuhr von 308 521 Rs. kamen 105 604 Rs. 
auf Hamburg, dem Ausfuhrhafen für Deutsch- 
land, also 34 pCt., doch darf man dabei nicht 
übersehen, daß nicht unbeträchtliche deutsche 
Güter über andere Häfen, namentlich Marseille, 
gehen, Deutschlands Antheil also thatsächlich 
größer ist, als er in dieser Berechnung er- 
scheint. Dieselbe Bemerkung trifft ebenso bei 
der Beurtheilung der Ausfuhr zu, welche für 
Europa auf 348 360 Rs. angegeben wird, von 
der 79 411 Rs., also etwa 23 pCt., auf Ham- 
burg entfallen. Doch gestatten natürlich auch 
diese sporadischen statistischen Angaben keinc 
festen Schlüsse. 
Von besonderem Interesse für den deutschen 
Handel wird die Beobachtung der weiteren Ent- 
wickelung des Handelsverkehrs Sansibars nach 
der Freihafeneröffnung mit Indien und seinem 
Haupthafenplatz Bombay sein, um so mehr, da 
durch die regelmäßige Dampferverbindung der 
deutschen Ostafrika-Linie, sowie der bevorstehen- 
den Einrichtung einer weiteren portugiesischen 
und englischen eine Erhöhung der wechsel- 
seitigen Handelsbeziehungen zwischen Sansibar 
und Bombay mit ziemlicher Sicherheit zu er- 
warten steht. Wie weit das natürliche Hinter- 
land von Sansibar, das deutsche Schutgebiet, 
hier verändernd einzuwirken vermag, wird die 
Zukunft zeigen. 
Wenn endlich aus den statistischen Angaben 
Portals sich unschwer erkennen läßt, daß der 
Handelsverkehr zwischen Sansibar und der 
deutschen Küste in bemerkenswerther Abnahme 
begrissen ist, so muß auch hier zunächst die 
Beobachtung für einen längeren Zeitraum vor- 
liegen, um zu einem abschließenden Urtheile zu 
kommen. Doch liegt die Annahme nahe, daß 
die neubegründete „Deutsche Ostafrika-Linic“ 
mit ihren direkten regelmäßigen Fahrten eine 
wesentliche Verminderung des Waarenaustausches 
mit Sansibar herbeiführt. Mit Zunahme der 
direkten Verbindungen wird auch das System 
der direkten Verschiffung nach und von der 
Küste sich voraussichtlich ein immer weiteres 
Feld crobern, da der Handel naturgemäß be- 
strebt sein muß, dic mit einer Umladung in 
Sansibar oder einer Landung und Lagerung 
daselbst gegenwärtig verbundenen erheblichen 
Spesen thunlichst zu ersparen. 
Die Einfuhr von der deutschen Küste be- 
trug indessen im April immerhin noch 39 pCt. 
der gesammten Einfuhr von afrikanischen Er- 
zeugnissen, die Ausfuhr nach dort 54 pCt. der 
hesammten Ausfuhr nach den afrikanischen Häsen 
und Inseln. Eine genaue Feststellung des 
Antheils, welchen die deutsche Küste von der
	        
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