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Araber als Träger zu verdingen u. a. Leßteres,
schon früher des Oefteren als Erpressungs-
mittel gekannt, fand auch dieses Mal durch
Geschenke der Araber seine Erledigung. Am
4. Juni nun Nachts 10 Uhr brachten Boten
des Sultans Kanijo von Uniambewa, Kalitu
und Newanda die heimliche Nachricht, daß
Sikki durch Abgesandte bei ihm und seinen
Nachbarsultanen von Urambo, Ukune, Ukande
und Lungewe die Anfrage und Aufforderung
habe ergehen lassen, an ein und demselben
Tage sämmtliche erreichbaren Europäer zu
überfallen und niederzumachen, wenn die
Station durch den Weggang der Antisklaverei-
Expedition klein geworden sei. Durch das
Entgegenkommen der englischen Mission in
Urambo erhielt ich die Beslätigung auch von
dieser Seite. Durch einen Agenten des Mr.
Stokes, sowie durch die hier weilende Ge-
sandtschaft des Sultans Mtinginya von
Usongo, unsers treuesten Anhängers, wurde ich
benachrichtigt, daß die Sultane von Shinyanga,
Tinde und Luvumbo geneigt seien, Sikki zu
unterstützen. Es hat dort die vorjährige, in alle
Verhältnisse einschneidende Rinderseuche die zu
ungewohntem Feldbau viel zu indolenten Einge-
borenen in ihrer Seßbhaftigkeit gestört. Hatte
die Aufforderung Sikkis bei all den genannten
Sultanen Erfolg, so waren sämmtliche direkten
Routen Tabora — Muanza gesährdet, da, wie
Expeditionen von Feldwebel Hofmann und
Kühne, von Dr. Stuhlmann und Herrn
Meyer in der letzten Zeit erwiesen, das
Gebiet von Nera ein seindliches geworden war,
des Weiteren hätte die Auntisklaverei-Expedition
durch Krieg auf dem Wege und Ausreißen der
Träger voraussichtlich Beschädigungen von un-
ersetzlichen Lasten und längeren Ausenthalt zu
gewärligen gehabt. Ferner mußte mit dem
sehr zweiselhasten Sultan Wamba (bei Mengo
Tembo der Kiepert'schen Karte) gerechnet werden,
der in Verbindung mit seinem Freunde Sikki
die Karawanenstraße von Muhale bis Tabora
beherrschen kann. Da die Herren der Anti-
stlaverei-Gesellschaft aufs Ungewisse hin sich
nicht für berechtigt hielten, lediglich zur Stärkung
der Station monatelang einen kostspieligen
Aufenthalt zu nehmen, so blieb nur der eine
Weg übrig, den Pläuen des Sultans durch
eine Stürmung seines für uneinnehmbargeltenden
Tembendorfes zuvorzukommen und die übrigen
schwankenden Sultane abzuschrecken. Vorerst
versicherte ich mich, daß die beiden verdächtigen
Araber Ali bin Sultan und Kapini durch
den Einfluß des Wali und der übrigen be-
freundeten Araber keinen Schritt ohne die
Einwilligung dieser unternehmen durften. Der
Haltung und Unterstützung der andern war
ich sicher, da ich ihren Haß auf Sikki, seiner
unaufhörlichen Repressalien und Machinationen
wegen, kannte; Führer, Träger für Munition
und Geschütze wurden mit großer Bereitwillig-
leit zugesagt und der Wali Sef bin Saad
tung sich mit 40 Bewaffneten zur Unterstützung
an. Alle wichtigen Angaben verdanke ich ihm,
nach welchen das Sultansdorf mit etwa
200 Leuten besett sein sollte. Unter diesen
Voraussetzungen wurde der Sturm auf das
anderthalb Stunden entfernte Quikurn qua
Sikki einstimmig beschlossen und auf den 6. Juni
früh 5 Uhr angesetzt. Nach vorhergegangenem
Nachtmarsch ersolgte derselbe gleichzeitig durch
Graf Schweinitz von der West-, durch mich
von der Nordseite und endete 8 ¼ Uhr, nach-
dem durch jeweiligen Ansturm der dreifache
Befestigungsring durchbrochen, das Gewirr von
Temben und Hütten genommen, letztere in
Brand gesteckt und ein Pulverdepot des Sultans
in die Luft gesprengt war. Bei der Unmög-
lichkeit, ohne weiteren Verlust die fünf Meter
hohe Mauer der letzten Befestigung ohne Leitern
zu übersteigen oder zu zerstören, ließen wir
uns zunächst an diesem Erfolg genügen. Wäh-
rend des ganzen Kampfes hatte leiner der nahen
Freunde des Sultans ihm Hülfe zu bringen
gewagt. Die von mir am 12. April einge-
siellten Manjema= und Wasukuma-Askaris
haben sich vorzüglich gehalten. Verwundet
wurden Lieutenant Graf Schweiniß und
Lazarethgehülfe Weidner durch Brustschüsse,
Lazarethgehülse Jurock leicht am linken Arme.
Gefallen sind zwei Sudanesen der Station
und zwei Somali; verwundet sieben Sudanesen,
zwei Wasukuma und zehn Somali und Suda-
nesen. Der Feind soll nach Aussage von
Wadusi-(Hirten) Leuten viele Todte und noch
mehr Verwundete haben, unter leßteren zwei
der oberen Führer; 14 Weiber wurden zu
Gefangenen gemacht. Bei der Ankunft auf
der Station, die Herrn Rindermann und
dem Wali übergeben war, wurden wir von
Arabern, Wagwanern und ihren Leuten, zu
mehreren Hunderten mit lauten Dankesrufen
begrüßt. Die beiden solgenden Tage nahmen
die Verwundeten in Anspruch, während welcher
der sluchtbereite Sultan nur geringen Zuzug
von seinen unbedingten Anhängern erhielt und
sich zum Wiederbauen überreden ließ. Von
auswärtigen Sultanen ist keine Hülse einge-
troffen. Dagegen haben mir die Sultane
von Usongo und Urambo Leute zu Askaris
angeboten.
Heute den 14. Juni hatie ich Licutenant
der Reserve Meyer, der am 8. d. unerwartet
mit 25 Wagwana-Askaris und Trägern hier
angekommen war, mit einer Exekution gegen