Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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Araber als Träger zu verdingen u. a. Leßteres, 
schon früher des Oefteren als Erpressungs- 
mittel gekannt, fand auch dieses Mal durch 
Geschenke der Araber seine Erledigung. Am 
4. Juni nun Nachts 10 Uhr brachten Boten 
des Sultans Kanijo von Uniambewa, Kalitu 
und Newanda die heimliche Nachricht, daß 
Sikki durch Abgesandte bei ihm und seinen 
Nachbarsultanen von Urambo, Ukune, Ukande 
und Lungewe die Anfrage und Aufforderung 
habe ergehen lassen, an ein und demselben 
Tage sämmtliche erreichbaren Europäer zu 
überfallen und niederzumachen, wenn die 
Station durch den Weggang der Antisklaverei- 
Expedition klein geworden sei. Durch das 
Entgegenkommen der englischen Mission in 
Urambo erhielt ich die Beslätigung auch von 
dieser Seite. Durch einen Agenten des Mr. 
Stokes, sowie durch die hier weilende Ge- 
sandtschaft des Sultans Mtinginya von 
Usongo, unsers treuesten Anhängers, wurde ich 
benachrichtigt, daß die Sultane von Shinyanga, 
Tinde und Luvumbo geneigt seien, Sikki zu 
unterstützen. Es hat dort die vorjährige, in alle 
Verhältnisse einschneidende Rinderseuche die zu 
ungewohntem Feldbau viel zu indolenten Einge- 
borenen in ihrer Seßbhaftigkeit gestört. Hatte 
die Aufforderung Sikkis bei all den genannten 
Sultanen Erfolg, so waren sämmtliche direkten 
Routen Tabora — Muanza gesährdet, da, wie 
Expeditionen von Feldwebel Hofmann und 
Kühne, von Dr. Stuhlmann und Herrn 
Meyer in der letzten Zeit erwiesen, das 
Gebiet von Nera ein seindliches geworden war, 
des Weiteren hätte die Auntisklaverei-Expedition 
durch Krieg auf dem Wege und Ausreißen der 
Träger voraussichtlich Beschädigungen von un- 
ersetzlichen Lasten und längeren Ausenthalt zu 
gewärligen gehabt. Ferner mußte mit dem 
sehr zweiselhasten Sultan Wamba (bei Mengo 
Tembo der Kiepert'schen Karte) gerechnet werden, 
der in Verbindung mit seinem Freunde Sikki 
die Karawanenstraße von Muhale bis Tabora 
beherrschen kann. Da die Herren der Anti- 
stlaverei-Gesellschaft aufs Ungewisse hin sich 
nicht für berechtigt hielten, lediglich zur Stärkung 
der Station monatelang einen kostspieligen 
Aufenthalt zu nehmen, so blieb nur der eine 
Weg übrig, den Pläuen des Sultans durch 
eine Stürmung seines für uneinnehmbargeltenden 
Tembendorfes zuvorzukommen und die übrigen 
schwankenden Sultane abzuschrecken. Vorerst 
versicherte ich mich, daß die beiden verdächtigen 
Araber Ali bin Sultan und Kapini durch 
den Einfluß des Wali und der übrigen be- 
freundeten Araber keinen Schritt ohne die 
Einwilligung dieser unternehmen durften. Der 
Haltung und Unterstützung der andern war 
  
ich sicher, da ich ihren Haß auf Sikki, seiner 
unaufhörlichen Repressalien und Machinationen 
wegen, kannte; Führer, Träger für Munition 
und Geschütze wurden mit großer Bereitwillig- 
leit zugesagt und der Wali Sef bin Saad 
tung sich mit 40 Bewaffneten zur Unterstützung 
an. Alle wichtigen Angaben verdanke ich ihm, 
nach welchen das Sultansdorf mit etwa 
200 Leuten besett sein sollte. Unter diesen 
Voraussetzungen wurde der Sturm auf das 
anderthalb Stunden entfernte Quikurn qua 
Sikki einstimmig beschlossen und auf den 6. Juni 
früh 5 Uhr angesetzt. Nach vorhergegangenem 
Nachtmarsch ersolgte derselbe gleichzeitig durch 
Graf Schweinitz von der West-, durch mich 
von der Nordseite und endete 8 ¼ Uhr, nach- 
dem durch jeweiligen Ansturm der dreifache 
Befestigungsring durchbrochen, das Gewirr von 
Temben und Hütten genommen, letztere in 
Brand gesteckt und ein Pulverdepot des Sultans 
in die Luft gesprengt war. Bei der Unmög- 
lichkeit, ohne weiteren Verlust die fünf Meter 
hohe Mauer der letzten Befestigung ohne Leitern 
zu übersteigen oder zu zerstören, ließen wir 
uns zunächst an diesem Erfolg genügen. Wäh- 
rend des ganzen Kampfes hatte leiner der nahen 
Freunde des Sultans ihm Hülfe zu bringen 
gewagt. Die von mir am 12. April einge- 
siellten Manjema= und Wasukuma-Askaris 
haben sich vorzüglich gehalten. Verwundet 
wurden Lieutenant Graf Schweiniß und 
Lazarethgehülfe Weidner durch Brustschüsse, 
Lazarethgehülse Jurock leicht am linken Arme. 
Gefallen sind zwei Sudanesen der Station 
und zwei Somali; verwundet sieben Sudanesen, 
zwei Wasukuma und zehn Somali und Suda- 
nesen. Der Feind soll nach Aussage von 
Wadusi-(Hirten) Leuten viele Todte und noch 
mehr Verwundete haben, unter leßteren zwei 
der oberen Führer; 14 Weiber wurden zu 
Gefangenen gemacht. Bei der Ankunft auf 
der Station, die Herrn Rindermann und 
dem Wali übergeben war, wurden wir von 
Arabern, Wagwanern und ihren Leuten, zu 
mehreren Hunderten mit lauten Dankesrufen 
begrüßt. Die beiden solgenden Tage nahmen 
die Verwundeten in Anspruch, während welcher 
der sluchtbereite Sultan nur geringen Zuzug 
von seinen unbedingten Anhängern erhielt und 
sich zum Wiederbauen überreden ließ. Von 
auswärtigen Sultanen ist keine Hülse einge- 
troffen. Dagegen haben mir die Sultane 
von Usongo und Urambo Leute zu Askaris 
angeboten. 
  
Heute den 14. Juni hatie ich Licutenant 
der Reserve Meyer, der am 8. d. unerwartet 
mit 25 Wagwana-Askaris und Trägern hier 
angekommen war, mit einer Exekution gegen
	        
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