Diese Vergleichung wird es verständlich
machen, welchen Schab wir für die Astrolabe-
bai in dem Friedrich Wilhelmshafen, der ein
ummittelbares Anlegen selbst mittlerer Schisfe
gestattet und höchstens eine einfache Ladebrücke
wünschenswerth erscheinen läßt, — für weiter
hinauf in dem Alexis-, Dallmann-Hasen, be-
sitzen; daß sie stellenweise ein schmaler Man-
growegürtel einfaßt, kommt gar nicht in
Betracht.
Die Fruchtbarkeit von Kaiser Wilhelmsland
und seine günstigen Bewässerungsverhältnisse
werden im Allgemeinen anerkannt. Was die
erstere anlangt, so können Sumatra und Ceylon
mit der Astrolabe-Ebene nicht entferut und
Java auch nur an einigen wenigen Stellen
in Vergleich treten; alle drei Kolonien unter-
liegen aber ohne Weiteres um deßwillen, weil
sie, soviel zu übersehen, abgewirthschaftet
haben. Der ausgesangte und durch Abwaschung
seiner dünnen Humuskruste beraubte Boden
bringt, sich selbst überlassen, nur noch dürftiges
Dornengestrüpp hervor; von Angst getrieben,
haben die Pflanzer überall bereits seit Jahren
zu künstlichen Düngungsmitteln gegrissen und
wenden hierfür, ohne selbst den Erfolg sest-
stellen zu können, ungezählte Millionen auf.
Auf Neu-Gninea liegen die Verhältnisse einfach
so, daß selbst bei der ausgedehntesten Kultur-
steigerung noch uuf ein Menschenalter und
länger hinaus der krasseste Naubbau getrieben
werden kann. Es war nicht wenig ergötzlich
für mich, die Mienen der fremdländischen
Pflanzer zu studiren, wenn ich ihnen auf Be-
fragen den Boden der Astrolabe-Ebene schilderte,
und der Eince oder Andere mit dem unver-
hohlensten Erstaunen über das Gehörie mir
schließlich den guten Rath gab, Tabak zweimal
hintereinander zu bauen, die zweite Ernte
würde noch besser, weit seiner sein als das
erste Blatt.
Nach alledem kann kein Zweifel daran ob-
walten, daß Kaiser Wilhelmsland eine Perle
unter den Pflanzungsgebieten der Tropen ge-
nanunt zu werden verdient. Die wahrhafst
großartigen Eigenschaften des Landes werden
sich freilich erst späteren Generalionen zeigen,
wenn die Gebirge erreicht sein und mit ihnen
alle Klimate, von dem heißen tropischen der
Ebene bis zum mitteleuropäischen der Höhen,
über 1000 m, zugänglich gemacht sein werden.
Diesen Vorzügen stehen freilich Schatien-
seiten gegenüber. Um mit einem vermeintlichen,
aber doch nur vorübergehend vorhandenen Uebel
zu beginnen, so sind die Gesundheitsverhältnisse
schlecht, wenn auch nicht schlechtere, als sie in
einem derartigen Landc zu sein pflegen. Wenn
ein fetter, mit tausendjährigem Busch bestandener!
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Boden zum ersten Male seiner Pflanzendecke
beraubt und aufgebrochen wird, — wenn die
zahlreichen, bisher sich gänzlich überlassenen
Flüsse und Bäche in der Regenzeit Massen
von Holz und anderen Unrath herabführen und,
über ihre Ufer tretend, Sümpfe bilden, —
wenn in der Trockenzeit jene verfaulend, diese
austrocknend, Miasmen erzeugen, so kann es
nicht Wunder nehmen, daß Fieber, Sumpffieber,
die richtige Malaria ausbricht und Opfer for-
dert. In welcher Tropenkolonie ist es aber
im Beginn besser gewesen? . Wer hat nicht von
den unzähligen Opfern gehört, welche Batavia,
Samarang und Soerabaya gefordert haben?
Ein Trost ist es nun zu wissen, daß dies ver-
hältnißmäßig gesunde Städte geworden sind,
und daß in Deli wie in Asahan heute der
Kuli nicht mehr stirbt als etwa in Singapore,
während ich von einem der Pioniere in Boven-
Langkat, Herrn Engelhard auf Bindji-Estate,
einer anerkannten Musterpflanzung auf Sumatra,
gehört habe, daß ihm 1868 die Kulis genau
in demselben Verhältnisse, wenn nicht in einem
stärkeren, gestorben sind wie jetzt in Neu-
Guinca. Dem kann also mit vollem Vertrauen
entgegengesehen werden, daß bei fortschreitender
Bebauung jedes Jahr Besserungen in den Ge-
sundheitsverhältnissen mit sich führen wird.
Aber die Gesahr der Erkrankung an Malaria
auch frei zugegeben; so ist es die einzige
Krankheit, welche wir haben. Das ganze Heer
der Erkällungskrankheiten, vom Schnupfen bis
zu den Erkrankungen der Athmugs= und Unter-
leibsorgane, bleibt uns in der Regel sern; die
Dysenteric, welche infolge von Vernachlässigungen
in der Ernährung und Körperpflege der mela-
nesischen Arbeiter zeitweilig unter diesen ge-
herrscht hat, ist wenig ansteckend und bei ge-
nügender Vorsicht leicht zu vermeiden, bezw.
zu heilen. Gewiß ist die Malaria eine Ge
fahr, der man sich am besten klar bewußt
ist. Aber es gilt sie zu bestehen, um an der
Entwickelung des so überaus reichen und viel-
versprechenden Gebictes mitarbeiten und der nicht
geringen Vortheile einer Wirksamkeit in den
Tropen theilhaftig werden zu können. Dieses
wollen, ohne jenes mit in den Kauf zu nehmen,
kommt mir genau so vor, als ob Jemand alle
Vorzüge einer Osfiziersstellung für sich begehrte,
sich aber ausbedingen wollte, es dürse während
seiner Dienstzeil keinen Krieg geben. Uebrigens
haben unsere Vorfahren bei ihrem kolonisirenden
Vordringen in dem sumpfreichen Germanien selbst
sicherlich reichlich mit Fieber zu kämpsen gehabt,
wie denn gewisse Gegenden unseres Vaterlandes
auch heute noch unier dieser Plage leiden.
Wirkliche Nachtheile sind dagegen einmal
die weite Entsernung unseres Gebietes von