Derschiedene Wikkheilungen.
Missionsthätigkeit in den deutschen Schutzgebieten.
4. Kaiser Wilhelmsland.)
Dem Missionswerk liegen in Kaiser Wil-
helmsland die Rheinische und Neuen-
dettelsauer Missionsgesellschaft (Beide evan-
gelisch) ob.
Die Erstere wirkt mit sechs Missionaren
auf drei Stationen, welche in Bokadjim (dicht
neben dem Kaiserlichen Kommissariat), auf der
Insel Siarre (Ahly) im Friedrich Wilhelms-
hafen und aus Dampierinsel errichtet sind.
Von den Missionaren haben vier die preußische
und je einer die sächsische und bayerische
Staatszugehörigkeit. Wemn auch die Missionare
einen durchgreifenden Einfluß auf Anschauungen
und Lebensweise der Eingeborenen noch nicht
ausüben konnten, so ist doch ein Einfluß auf
die Handlungsweise der Eingeborenen in be-
stimmten Fällen oft genug festzustellen gewesen.
Derselbe reicht räumlich am weitesten bei der
Station Siarre, deren Inhaber seit vier Jahren
am Platze ist und die Sprache genau kennt.
Auf Dampierinsel hat die Mission ein
schönes, luftiges Wohnhaus fertig aus Soera-
baja bezogen, die beiden übrigen Stationen
haben in ihren kleinen, beengten Gebäuden noch
mit den in gesundheitlicher Beziehung zu er-
hebenden Anforderungen zu lämpfen.
Die Stationen Siarre und Bokadjim sind
gut gewählt, da die an diesen Orten gesprochenen
Sprachen weite Bezirke haben und die beiden
Orte unter sich trotz einer Entfernung von
etwa 18 Seemeilen enge Beziehungen haben.
Nicht so günstig gelegen ist die isolirte, etwa
36 Seemeilen vom Lande entfernte Dampier=
station.
Zu erwähnen ist, daß die Rheinische
Mission im Mai 1891 von einem schweren
Unglück betroffen worden ist. In der Franklin-=
bai wurde die Anlage einer neuen Station
beschlossen und bei derselben wurden zwei
Missionare erschlagen.
Die Neuendettelsauer Mission hat
ihre erste Niederlassung bei dem Dörschen
Simbang, etwa eine Stunde von der früheren
Hauptstation Finschhafen entfernt, errichtet und
dort ihren Hauptplatz. In ihrem Dienst stehen
sechs Missionare (ursprünglich sämmtlich Bayern,
von welchen jetzt einer die Reichsangehörigkeit
besitzt, drei keine Staatsangehörigkeit haben
*) Unter Berüücksichtigung von Berichten des
srüheren Kaiserlichen Konhmittarb Nose.
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und zwei noch Bayern sind). Diese Mission
hat, nachdem ihre Mitglieder aufs Eingehendste
sich mit der Sprache des Jambimstammes
beschäftigt haben, sich sehr gefestigt und nach
allen Seiten ihre Beziehungen angeknüpft. Da
die Station in Simbang nicht besonders
günstige Gesundheitsbedingungen hatte, wurden
Ende 1889 zwei Missionare nach den Tani-
Inseln gesandt, um dort eine neue Station
einzurichten. Mit dieser Maßnahme wurde
zugleich enge Beziehung geknüpft zu einem
thätigen, gewerbreichen Inselvölkchen, welches
seine Handelsfahrten tief in den Huongolf
hinein und nördlich die Küste entlang bis
nach Rookinsel ausdehnt und welches auch
durchweg die Jambimsprache spricht. Dabei
konnte die geringe Entfernung vom Festland
die Nachtheile einer insularen Isolirtheit nicht
aufkommen lassen.
Im Jahre 1891 wurde die Hauptstation
auf einen dem Dorfe Simbang benachbarten,
etwa 180 Fuß hohen Hügel verlegt, und es rich-
teten sich die Missionare mit ihrer eigenen
Hände Arbeit dort ein geräumiges, luftiges
Haus fast ganz aus einheimischem Material her.
Seit etwa zwei Jahren haben die Mis-
sionare in Simbang ständig etwa 20 bis 30
Knaben aus benachbarten Dörfern in ihrem
Dienst. Dieselben befinden sich dort in einer
vortrefflichen Erziehung. Morgens werden sie
im Lesen, Schreiben, Rechnen und Biblischer
Geschichte unterrichtet. Die Unterweisung rechnet
mit der Entwickelungsstufe der Schüler, eine
Uebermüdung derselben tritt nicht ein. Sämmt-
liche Schüler lieben sehr den Gesang; der
leitende Missionar Flierl hat einige Lieder
geistlichen und patriotischen Inhalts in der
Jambimsprache abgesaßt, welche von den
Schülern mit Begeisterung gesungen werden.
Während der übrigen Zeit des Tages
sind — und zwar stets unter Aufsicht eines
Missionars — die Jungen mit Arbeit zumeist
im Feld beschäftigt. Somit geht die Unter-
weisung in dem elementaren Wissen mit der
Erziehung zur Arbeit Hand in Hand, und von
diesem Vorgehen ist der beste Erfolg zu er-
hossen. In der That ist denn der Einfluß der
Mission sehr im Wachsen begriffen. Gegen-
wärtig gehl sie mit einem Neugründungsplan
um, indem sie auf dem Sattelberg, etwa
850 m über dem Meere, in fieberfreiem und
angenehm kühlem Klima eine Station zu er-
richten beabsichtigt. Die Mission erschließt
sich mit der Sattelbergstation ein neues, ziemlich
bevölkertes Gebiet, dessen Eimvohner (Kai d. i.
Vergleute) die Jambimsprache zwar nicht unter-
einander reden, aber doch meistentheils ver-
stehen, und sichert sich hoffentlich die größte