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liegen, wie hoch ungefähr die jährliche Regenmenge ist, ferner Angaben über die Temperatur,
sowie über die in der Umgebung der Station vorhandenen Bodenarten, von denen auch Proben
bis zu 1 kg eingesendet werden sollten.
Ad 2. Um über die Verwerthung und Nutzbarmachung der in der Umgebung der
Station wild wachsenden Pflanzen Auslunft geben zu können, müssen dieselben in reichlichen
und möglichst vollständigen Exemplaren der botanischen Centralstelle eingesandt werden.
Die dabei zu beobachtenden Regeln sind unter 4 ausführlicher mitgetheilt.
Ad 3. Für Kulturversuche können den Stationen von der botanischen Centralstelle
Samen geliefert werden, sowohl von curopäischen Kulturpflanzen, besonders einzelne Gemüse-
sorten, als auch von den meisten allgemeiner gebauten tropischen Nutzpflanzen, soweit deren
Vermehrung aus Samen möglich ist. Die an der Küste gelegenen Stationen können auch Steck-
linge und junge Pflanzen erhalten, die zu diesem Zwecke im botanischen Garten zu Berlin
herangezogen werden. Die botanische Centralstelle wird nach Möglichkeit bemüht sein, den von
den Leitern der einzelnen Stationen geäußerten Wünschen nachzukommen; jedoch wird darauf
aufmerksam gemacht, daß derartige Sendungen nur in der wärmeren Jahreszeit von
Europa abgehen können, daß ferner jede einzelne Art vorläufig nur in beschränkter
Anzahl gesendet werden kann, da zur Anzucht derselben im botanischen Garten nur ein
einziges Gewächshaus zur Verfügung steht, und auch der in sogenannten Wardschen Kästen
siaktfindende Transport der Pflanzen ein sehr kostspieliger ist. Es wird die Sorge der einzelnen
Stationen sein müssen, Stecklinge und Ableger von den gut gedeihenden Pfslanzen möglichst bald
zu gewinnen und dadurch den Bestand der eigenen Kulturen zu vermehren. So werden z. V.
die nach Afrika gesendeten nur 2 bis 3 m hohen Exemplare der Gummibäume schon im
zweiten Jahre so weit herangewachsen sein, um davon reichlich Ableger zu machen. Damit die
botanische Centralstelle über den jeweiligen Bestand der Anpflanzungen unterrichtet ist, werden
die Leiter der Stationen ersucht, in bestimmten Zeiträumen regelmäßig der botanischen Central-
stelle Miltheilungen über das Gedeihen der Pflanzen zukommen zu lassen. Auf Grund dieser
Angaben wird die botanische Centralstelle ihre weitere Thäligkeit einrichten und dafür Sorge
tragen, daß stels eine ausreichende Anzahl der besonders gewünschten Nutzpstanzen vorhanden
ist. Es wird sich empsehlen, daß die an die Küstenstationen gelangten Wardschen Kästen bei der
Rücksendung mit interessanten Gewächsen der Station für den botanischen Garten in Berlin
gefüllt werden, sobald ein solcher Kasten einem mit der Pflege vertrauten, nach Deutschland
zurückreisenden Mann übergeben werden lann.
Ad 1. Die unentbehrliche Grundlage für die wissenschaftliche Ersorschung der gesammten
VBegetation unserer Kolonien sind reichliche, in allen einzelnen Gebieten anzulegende Pflanzen=
sammkungen, und hierzu bedarf es der Mitwirkung der in den Stationen dauernd oder vorüber-
gehend sich aufhaltenden Personen; je mehr derartige Sammlungen der botanischen Centralstelle
eingesendet werden, desto schneller wird unsere Kenntniß der Pflanzenwelt der Kolonien vor-
schreiten, und desto eher wird die botanische Centralstelle im Stande sein, allen denen, welche
sich wissenschaftlich mit der Flora des Gebietes beschäftigen, oder als Pflanzer, Landwirth oder
Gärtner mehr praltisch die Vegetation lennen lernen wollen, diejenigen Hülfsmittel in die Hand
zu geben, die ihnen ihre Studien zu erleichtern vermögen.
Da nun aber die Mehrzahl derjenigen Personen, auf deren thätige Mitwirkung die
botanische Centralstelle angewiesen ist, mit der sachgemäßen Anlegung von Pflanzensammlungen
nicht vertraut ist, und da sehr häufig durch scheinbar unbedentende beim Einsammeln begangene
Mißgriffe der Werth der eingesandten Objelte erheblich verringert wird und die darauf ver-
wandte Mühe verloren ist, so giebt die botanische Centralstelle in Folgendem eine Zusammen-
stellung der Regeln, welche beim Sammeln zu beobachten sind. .
Alle Objekte, seien es nun ganze Pflanzen oder einzelne Pflauzentheile, wie Wurzeln,
Zwiebeln, Knollen, Stammabschnitte, Rinden, Früchte oder Samen, müssen in ziemlich zahl-