Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

nämlich den ganzen Bezirk des Unterchefs Radiumbu, 
des Hauptstörenfrieds an der Grenze und der 
Mission gegenüber. 
Der Vormarsch am 8. sowie die Unternehmungen 
der nächsten Tage glückten vollständig. Trotzdem 
wünschten die Waganda, nachdem sie bereits sechs 
Tage lang die Dörfer besetzt halten, gegen den 
Willen der Missionare, nach Buddu zurückzukehren, 
weshalb ich sie entließ. Nachdem Mkotani vier 
Frasilah Elfenbein, 25 Ochsen und viel Kauris ge- 
zahlt hatte, wurde Friede geschlossen. Die Haltung 
der vier übrigen Wasiba-Sultane war ausgezeichnet, 
sie sandten Verpflegung für die Station und nach 
Beendigung der Kämpfe große Geschenke an Kauri 
und Elfenbein. Da Motani nirgends beliebt ist, 
erregte seine Niederlage große Frende. Glückwünsche 
kamen sogar aus Usui. 
Spezialbericht über die Gesechtstage 
(Anlage 3.) 
Ich beabsichtige nächster Tage einc kleine Reisc 
zur Kagera-Mündung zu machen. 
gez. Herrmann, 
Lieutenant und Stationschef. 
anbei. 
  
Anlage 1. Bericht 
über die Ereignisse auf der Station Mwansa 
während des Monats September d. J. 
Mwansa, den 1. Oktober 1892. 
Euer Hochwohlgeboren melde ich gehorsamst 
Nachstehendes: 
In den ersten Tagen d. M. traf cine Gesandt- 
schaft des Sultans Rumalisa von Nera mit 
30 Ziegen auf der Station ein und brachte die 
Nachricht, daß genannter Sultan wieder deutsch- 
freundlich gesinnt ist und stets den Anordnungen der 
Station Folge leisten will. Der Sultan Rumba 
wrinsi von Sengerema hat Rumalisa zu verschiedenen 
Malen aufgefordert, einen seindseligen Vertrag gegen 
die Deutschen zu schließen, derselbe hat aber den 
Antrag abgeschlagen. 
Da nun genannter Häuptling wieder unterthänig 
geworden ist, schickte ich meinen Uniampara mit 
Nera-Leuten zu dem Sengerema-Häuptlinge und ließ 
ihm sagen, er möchte eine größere Gesandtschaft zur 
Station schicken, damit die bislang herrschenden 
Streitigkeiten auf friedliche Weise beigelegt werden 
können. Der Uniampara kam jedoch mit dem Be- 
scheide zurück, daß Numba wrinsi gar nicht geneigt 
ist, eine Gesandtschaft nach der Station zu entsenden, 
da er angiebt, unabhängig zu sein. Er will über- 
haupt von der deutschen Oberhoheit nichts wissen, 
denn er sagt, wenn die Wadakis gegen ihn Krieg 
machen wollen, so sind seine Leute ebenfalls bereit. 
Wie die Nera-Leute aussagen, soll Numba wrinsi 
mit Umtinjeni von Usongo in enger Verbindung 
siehen. 
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Da Rumba wrinsi vollständig halsstarrig ist und 
alle friedlichen Unterhandlungen zurückweist, so wärc 
ein Kriegszug gegen ihn unvermeidlich. Die Stations-= 
Abtheilung allein könnte sich einen sicheren Erfolg 
nicht versprechen, dagegen wenn das Geschüß und 
die Truppen der Gesellschaft am Südufer des Sees 
hinzukämen, würde man auf vollständigen Sieg 
rechnen können. 
Mit der Niederlage des Sengerema-Häuptlings 
würde gleichfalls der jetzt in Usnkuma herrschende 
Taborageist ausgerottet werden. Verschiedene Häupt- 
linge im Bezirk sind seit einiger Zeit sehr hals- 
starrig, der Grund ist darin zu suchen, daß in un- 
glaublicher Schnelligkeit die verschiedensten Gerüchte 
über Niederlagen der Kaiserlichen Truppe nach hier 
verbreitet werden. 
Von Nguru kwa Nera kam am 6. d. M. die 
Nachricht, daß der Häuptling Pondusi im nördlichen 
Theil des Gebietes wiederum in ein Dorf von 
Mupina eingefallen ist und gesengt und geraubt hat. 
Da ich durch verschiedene Aussagen der Boten 
die Angelegenheit bestätigt fand, marschirke ich am 
8. früh mit 23 Soldaten — 10 Sndanesen, 
13 Suaheli — und 34 Wasukuma, mit Vorder- 
ladern bewaffnet, zur Bestrafung des Pondusi von der 
Station ab. 
Ich wählte zuerst den Weg über Samarinde, 
weil hier der Ausläufer des Sees nur sehr schmal 
und einen Meter tief ist, änderte jedoch den Plan, da 
ich in Nähe von Bukumbi 13 Kanoes fand und 
nach Ulima in Ukori — Nomagebiet — übersetzte, 
um von hier aus meinen Marsch fortzusehen. Am 
12. früh traf ich bei dem Häuptling Mpina ein, 
legte Lasten u. s. w. nieder und marschirte sofort 
zum Quikurn Pondusi, welches ich auch sofort nach 
kleinem Widerstande nahm und in Brand steckte. 
Hierbei wurden 250 Stück Schafe und Ziegen er- 
beutet. Das Hauptdorf lag etwa fünf Stunden 
nordöstlich. Die Leute dortselbst waren aber recht- 
zeitig benachrichtigt worden, denn als ich dortselbst 
mit der Abtheilung eintraf, fand ich dasselbe voll- 
ständig verlassen. Ich steckte es ebenfalls in Brand, 
säuberte das ganze Gelände und marschirte nach dem 
Lager zurück. 
Am 13. früh machte ich ein Schauri, worin ich 
Mpina als Häuptling über das ganze Gebiet ein- 
setzte und auch die gefangenen Weiber und Kinder, 
die alle durchweg seiner Zeit geraubt waren, zurück- 
gab. Darauf marschirte ich über Samarinde zurück 
und traf am 16. d. M. vormittags wieder in 
Mwansa ein. 
Die Leute von Urima und Ulima sind sämmtlich 
friedlich gesinnt und brachten reichliche Geschenke. 
Am 20. d. M. traf Herr Graf v. Schweinitz 
mit seiner Karawane in Bukumbi ein, desgleichen 
Herr Meyer mit Herrn Spring in Nyegesi. In 
ersigenannter Karawane befinden sich vier Handwerker 
— Europäer —, um später beim Bau des Dampfers 
Verwendung zu finden.
	        
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