die Wasserstelle von Kikoka, am folgenden (6. März)
die zerstreut liegende Dorsschaft Rosako.
Rosako, das während des Aufstandes seiner
Feindseligkeit wegen durch Gravenreuth nieder-
gebrannt wurde, macht, nothdürftig wieder aufgebaut,
einen ziemlich ärmlichen Eindruck. Die Einwohner
waren sehr entgegenkommend und gaben sich alle
Mühe, uns ihre Unterwürfigkeit zu beweisen.
Ich habe dem dortigen Pasi nach meiner Rück-
kehr, seiner dringenden Bitte gemäß, einen Schuß-
brief und eine Flagge zukommen lassen.
Da es sich in erster Linie um die Regelung der
Verhältnisse im Hinterlande von Saadani handelte,
marschirle der Oberführer direkt auf die katholische
Missionsstation Mandera zu. Wir bogen von der
Karawanenstraße ab und lagerten am 7. März zu
Kiwansi in Udos, am 8. März in Hadikwasn am
Wami.
Udos ist ein wohlangebautes freundliches Hügel-
land, dessen lichtgrüne Laubwaldungen und aus-
gedehnte sastige Maisselder einen Beweis für seine
außergewöhnliche Fruchtbarkeit liefern. Was einer
europäischen Bewirthschaftung des dortigen Bodens
hinderlich sein würde, ist der Mangel an fliesßendem
Gewässer. Die Negerkulturen werden von diesem
Uebelstande weniger betrosfen.
Die Wadoc zeigten ein zutrauliches und harm-
loses Wesen. Den scherzhasten Anspiclungen unserer
Soldaten und Träger auf die Erbsünde der Wadoé,
die Menscheufresserei, vor Allem auf den „großen
Regenzauber“, dem noch heute hier und da ein altes
Mütterchen zum Opser fallen soll, begegneten sie
mit verlegenem Läsheln.
Sowohl in Kiwansi als in Hadikwasu stellten
sich zahlreiche Häuptlinge mit Geschenken: Schafen,
Ziegen, Hühnern, Mehl u. s. w., ein, um den Ver-
tretern der deutschen Regierung ihre Ehrfurcht
darzuthun. Der sehr intelligente Mkwere-Häuptling
Muenepira führte uns sogar persönlich einen starken
hellgrauen Stier als Ehrengeschenk zu.
Die arbeitsamen Bewohner der Landschaften
Ukwere und Udoc zeigten sich als durchaus mit den
heutigen Verhältuissen zufrieden und hatten sich über
nichts zu beklagen.
Am 9. März überschritten wir den damals etwa
½ Meter tiefsen Wari, kletterten auf sehr schwierigen
Pfaden über die Dilima-Berge und wandten uns
Mandera in Useguha zu, wo wir gegen Mittag ein-
trafen. So malerisch das felsige Wamithal mit
seinem schäumenden Bergwasser sich den Blicken
präsentirt, so nüchtern wirkt die nächste Umgebung
der katholischen Missionsstation. Mandera ist auf
einer sansien Anhöhe gelegen und hat keinerlei land-
schaftlichen Schönheiten aufzuweisen. Um so ange-
nehmer fällt der höhere Kulturzustand der dortigen
Gegend auf. Der Weg führt schon lange an bebauten
Schamben und Feldern vorüber, wenn man endlich
den weißen Kirchthurm von Mandera aus Busch und
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Grün emporragen und sein goldenes Kreuz in der
Sonne funkeln sieht.
Der Platz Mandera, umgeben von einer aus
Stachelgewächsen bestehenden, lebendigen Boma, bildet
ein langgestrecktes Rechteck, das durch eine mächtige
Hecke in zwei gleiche Hälften getheilt wird. In dem
östlichen Viereck liegt die Mission mit ihren Gebäuden
und Gärten, in dem westlichen ist das Christendorf
aufgebaut.
Die Ausgänge aus der für Menschen und Thiere
gleich undurchdringlichen Boma werden durch krene-
lirte Thorthürmchen gesichert.
Die Verbindung zwischen Mission und Gemeinde
wird gleichsam durch die aus Bruchsteinen gebante
stattliche Kirche hergestellt, zu deren Thüren schattige
Alleen durch das Dorf führen. Die Mission hat
augenscheinlich ihre ganze Energie und Arbeitskraft
bisher auf den Bau der Kirche und auf die Anlage
der prächtigen Baumhöse und Gemüsegärten ver-
wandt. Wenigstens machen die niedrigen stroh-
gedeckten Wohn= und Schulgebäude noch einen recht
bescheidenen Eindruck. Zur Zeit ist die Mission im
Begriff, nach den Plänen des Paters Delpueche
mit selbstgebraunten feslen Backsteinen neue Gebäude
aufzuführen.
Ich möchte hier gleich bemerken, daß die Herren
Patres uns aufs Liebenswürdigste empfingen und
sich durchaus bemühten, uns die Ruhetage in Man-
dera möglichst freundlich zu gestalten.
Am 11. März fand zu Mandera unter dem
Vorsih des Herrn Oberführers ein großes Schauri
statt, bei welchem es sich hauptsächlich um die Be-
schwerden der Waseguha gegen den Häuptling von
Maamanda, Marugurn, Sohn des verstorbenen Manaki-
diri, handelte. In erster Linie klagten ihn seine
Vettern, Magoto von Pugue und Kingarn Makombea
von Hamigna an, sie zu wiederholten Malen mit
Krieg überzogen und ihrer Weiber, Sklaven und
sonstiger Besitzthümer beraubt zu haben. Der zum
Schauri vorgeladene Maruguru war nicht erschienen,
sondern hatte unseren Unterhändler, den Jumbe
Makanda aus Bagamoyo, schnöde abgewiesen mit
dem Bemerken, er werde sich zu wehren wissen.
Alle erneuten Versuche des Makanda, den Ma-
rugurn zur Vernunft zu bringen, waren fruchtlos
geblieben. So wurde denn über die Angelegenheit
eine Verhandlung ausgenommen und gegen Maru-
guru, der sich schon seit längerer Zeit den deutschen
Behörden gegenüber widerspenstig gezeigt hatte, der
Krieg beschlossen.
Am Morgen des 12. März marschirten wir
unter dem Kampfgesange der Sudanesen:
„Dujim ho-dajim Allah,
Allah ho-daim Allah;
Tajim kerim-Allah Allah,
Allah kerim-daim Allah“
aus Mandera ab und erreichten am Abend Hamigna,
das Dorf des Kingarn Makombea, wo wir, zwei