Lagune, deren Miasmen der daselbst meist herrschende
Südwestwind in die einzelnen, fast durchweg kom-
fortabel eingerichteten Wohnungen trägt, so daß eigent-
lich beständig schwere Erkrankungen daselbst vor-
kommen. Ich habe in Porto Novo wenig gut
aussehende Europäer bemerkt, sie waren vielfach
bleich, abgemagert, hohläugig, wie ich es in solch
auffallender Weise nicht zum zweiten Male auf
meiner Reise beobachtet habe. In Porto Novo
und Kotonn hatte ich Gelegenheit, den französischen
Kolonial= bezw. Marineärzten Besuche zu machen
und mit ihnen über verschiedene Punkte betrefss Be-
handlung von Tropenkrankheiten mich zu unterhalten.
Am 21. Februar langte ich in Lagos an und fand
bei dem dortigen deutschen Konsulats-Verweser, Herrn
Sandgquist, freundliche Aufnahme und zuvorkom-
mende Unterstützung bis zu meiner am 5. März
stattfindenden Weiterreise nach Kamerun.
In Lagos, der auf einer Insel in einem weit-
verzweigten Lagunenneß gelegenen, angeblich 60 000
Einwohner, darunter 150 Enropäer, zählenden be-
deutenden Handelsstadt, welche einst insolge niedriger,
sumpfiger, der Ueberschwemmung ausgesetzter Ufer in
schlechtestem Rufe wegen ihrer zahlreichen und schwe-
ren Malaria-Erkrankungen sland, deren Gesundheits-
verhälmisse sich aber seitdem dank einer Reihe von
recht zweckmäßigen und gut durchgeführten hygienischen
Maßnahmen — größtentheils vollendete Ummauerung
der Ufer der kleinen Insel, Bepflanzung der Plätze
und Userstraßen mit zahlreichen Eucalyptus= und
anderen Bäumen, Regelung der Marktverhältnisse,
des Abfuhrwesens u. s. w. — ganz bedeutend ge-
bessert haben, hatte ich Besprechungen mit dortigen
Aerzten, u. a. mit dem einheimischen, in England
ausgebildeten Arzt Dr. Randle.
Die Gesundheitsverhältnisse in Lagos waren zur
Zeit meiner Anwesenheit sehr günstige, schwere Krank-
heitsfälle existirten nicht. Ich verließ diesen Ort am
5. März, nachdem ich nicht versäumt hatte, alle für
einen Arzt und Gesundheitsbeamten interessanten Ein-
richtungen, wie GefängniHanstalt, Schlachthäuser, Fisch-
und Fleischverkaufshallen, öffentliche Aborte, Fried-
höfe, botanischer Garten, Hospital, zu besichtigen.
Alles Musteranstalten, bis auf das etwas veraltete
Krankenhaus, welches demnächst durch einen großen
Neubau ersetzt werden soll.
Am 7. März traf ich in Kamerun ein und habe,
nachdem ich mich beim Gouverneur gemeldet, ein-
gehende und wiederholte Besprechungen mit dem
Regierungsarzt, Stabsarzt Dr. Schröder, über das
Thema „Malariabehandlung“ geführt. Ich habe zu
meiner Freude aus seinem im Kolonialblatt veröffent-
lichten Berichte ersehen, daß ihm mein Besuch, den
er als fruchtbringend bezeichnet, von Werth gewesen
ist, und ich selbst glaube versichern zu sollen, daß
ich von diesem Aufenthalte in Kamerun und dem
vielfachen Verkehr mit dem erprobten, beliebten und
geschickten Kollegen viele lehrreiche Erinnerungen mit
mit genommen habe. Im Allgemeinen herrschten
18
während der Dauer meiner Anwesenheit in Kamerun
gute gesundheitliche Zustände, nur wenige Male
wurde mir Gelegenheit, Herrn Stabsarzt Schröder
auf seinen Krankenbesuchen, die fast stets zu Wasser
stattfinden, zu begleiten und mit ihm gemeinsam die
Patienten, darunter einen mit einem leichten Schwarz-
wasserfieber, zu beobachten.
Ueber die hygienischen Verhältnisse in Kamerun
genauer zu berichten, dürfte überflüssig sein, da dies
wohl schon mehrfach von anderer Seite geschehen
ist. Der Platz ist zur Zeit noch ungesund, aber
auch hier dürfte sich Vieles mit der Zeit durch
zweckmößige bauliche Maßnahmen bessern lassen.
Die augenblicklich im Bau begriffene Quaimauer,
welche den gewaltigen Fluß in der Höhe von
Kamerun eindämmen und reguliren soll, wird
neben den Vortheilen für den Handel auch sehr
günstig auf die Abnahme der Malaria-Erkrankungen
einwirken, davon bin ich fest überzeugt. Sehr noth-
wendig ist es, daß mit der Zeit noch für bessere
und höher gelegene, der Ventilation zugänglichere
Wohnungen gesorgt wird. Vor einer Reihe von
Jahren wohnten die Europäer auf alten, abgetakelten
und verankerten Schissen in der Mitte des breiten,
schnellfließenden Stromes und fühlten sich bei dieser
Lebensweise, wo sie fast beständig eine frische Sce-
brise genießen konnten, sehr wohl. Schwere Fieber
sollen damals selten vorgekommen, Schwarzwasser-
sieber gänzlich unbekannt gewesen sein, wie mir von
einem allen tropenerfahrenen Landsmann, der im
Jahre 1869 zum ersten Male nach Kamerun ge-
kommen war und gerade während meiner Anwesen-
heit von seinem ersten bösartigen Fieber heimgesucht
wurde, erzählt ist. Erst seitdem die Kaufleute an-
gefangen haben, im Interesse des Handels ihre Woh-
nungen in niedrige Häuser dicht an den Ufern des
Flusses zu verlegen, wo zur Zeit der Fluth ihnen
das Wasser fast in den Zimmern steht, während bei
Ebbe viele Meter weit neben den Häusern Sand-
bänke hervortreten, mit allen möglichen organischen
Ueberresten und Unrath bedeckt, erst seit dieser Zeit
haben sich die Malaria-Erkrankungen vermehrt und
einen bösartigeren Charakter angenommen. Man
scheint dies auch endlich eingesehen zu haben und
versucht jetzt, theilweise wenigstens, an höher gelegenen
Orten neue Wohnhäuser zu erbauen, in denen die
Europäer die Nacht über und einige Stunden wäh-
rend des Tages zubringen können. Es ist das schon
als ein großer Fortschritt zu begrüßen. Die Woh-
nungen der Beamten liegen ziemlich erhaben auf der
Joßplatte, der gesundesten Stelle, die weit und breit
zu finden ist. Einer besonderen Erwähnung werth,
weil den Anforderungen an Tropenhäuser am meisten
entsprechend, sind zu neunen auster dem Gouverne-
mentsgebände das. neue Beamtenhaus und die Schul-
häuser. Die übrigen älteren Wohnungen der Beamten
sind meines Erachtens zu niedrig, da sie sich nur
wenige Fuß über den Erdboden erheben und wenig
Vortheil von dem Mittags einsetzenden kühlen und