Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

erfrischenden Seewind haben. Neu anzufertigende 
Häuser sollten deswegen immer zweistöckig hergestellt 
werden, so daß nur das obere, von breiter Veranda 
umgebene Stockwerk bewohnt wird, das untere zu 
Magazinen rc. Verwendung findet. 
An mehreren anderen von mir besuchten Plätzen 
wie Gabun, Fernando Po waren alte, auf Flüssen 
oder in Meeresbuchten verankerte Kriegsschiffe zu 
Hospitälern umgewandelt, eine in mancher Beziehung 
nicht unzweckmäßige Verwendung. Auch in Kamerun 
hat in dieser Weise die Marine das alte Kanonenboot 
„Cyklop“ zum Lazarethschiff mit großem Nutzen 
umgestaltet. 
Von Kamerun aus habe ich nach mehr denn 
achttägigem Aufenthalt noch die südlichen Küstenplätze, 
wie Batanga, Kribi, aufgesucht, die, nur aus wenigen 
recht primitiven Häusern bestehend, flach am Meeres- 
strande meist in der Nähe von Mündungen kleiner 
Flüsse gelegen sind und nicht den Eindruck machen, 
als wenn in ihnen Malaria-Erkrankungen unbekannt 
wären. Eine bessere Lage in Kribi hat das Haus 
des Bezirksamtmanns, welches auf einem erhöhten, 
von vielen und hohen Bäumen umgebenen Terrain 
steht, aber leider auch nur einstöckig ist, so daß dem- 
selben die wohlthuende Frische der Seeluft auch nicht 
immer in erwünschtem Maße zu Theil werden dürfte. 
Nachdem ich noch einzelne fremdländische Orte, 
wie Fernando Po, Gabun, Eloby, Cap Lopez, be- 
sucht und dabei Gelegenheit hatte, mit französischen 
und spanischen Aerzten Besprechungen abzuhalten, 
nachdem ich nochmals auf der Rückkehr zwei Tage 
in Kamerun verweilt hatte, kam ich am 30. März 
Abends auf der Rhede von Klein-Popo an und 
ging am nächsten Morgen an Land, um meine Thä- 
tigkeit wieder anzutreten. 
  
„ Deutscher Sottesdienst in Togo. 
In der Kapelle der Wesleyanischen Mission in 
Klein-Popo ist am Sonntag den 13. November v. J. 
zum ersten Male Gottesdienst in deutscher Sprache 
abgehalten worden. Der Kaiserliche Kommissar 
v. Puttkamer wohnte demselben in Begleitung des 
Kommandanten S. M. Kanonenboot „Hyäne" und 
des Stabsarztes Wicke bei; außerdem waren an- 
wesend die wesleyanische Gemeinde und eine Anzahl 
deutscher Kaufleute. 
Nach einem von der Gemeinde mit Harmonium= 
begleilung gesungenen Kirchenliede folgte eine kurze 
Liturgie, sodann ein zweistimmiger Choralgesang der 
Schüler der Mission mit deutschem Text (Lobe den 
Herren, den mächtigen König), Predigt über einen 
Bibeltext des Lehrers und Predigers Mühleder, 
endlich ein Schlußgesang. 
Die Feier machte einen würdigen und erhebenden 
Eindruck. 
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Der gegenwärtige Stand der Unternehmungen des 
Antistlavereikomitees 
ist folgender: 
Dr. Baumann ist Anfang August vom Victoria-= 
see zur Fortsetzung der Massai-Expedition aufgebrochen, 
ohne die Ankunft der Expeditionen Schweinitz, 
Meyer, Spring daselbst abzuwarten. Er marschirte 
zunächst nach Westen bis zur Landschaft Ruanda an 
der Grenze des Kongo-Staates, wandte sich alsdann 
nach Süden, durchzog die Landschaft Urundi bis zum 
Tanganyika-See, von wo er den Rückmarsch antrat 
und wohlbehalten in Tabora eingetroffen ist. 
Graf Schweinitz, Lieutenant Meyer und 
Kapitän Spring sind mit ihren Expeditionen Mitte 
Sevtember am See eingetroffen. Das große Boot 
der Hochstetterschen Expedition hatle der Steuermann 
Blatt bereits fertig gebaut, das zweite kleinere 
näherte sich der Vollendung, und an die Zusammen- 
setzung des großen Lorchertschen Segelbootes sollten 
die Schiffszimmerleute sofort herangehen. Es kann 
daher angenommen werden, daß drei große Segel- 
boote des Antisklavereikomitees gegemwärtig auf dem 
Victoriasee schwimmen. Außerdem existirt an größeren 
Segelbooten am See nur noch dasjenige von Stokes, 
welches indeß reparaturbedürftig in Muansa liegt. 
Die großen Barken der Uganda-Leute sind während 
der jahrelangen Unruhen zerstört worden. 
Mit der Zusammensetzung eines großen eisernen 
Segelbootes, welches für die englische Missson Nasa 
bestimmt ist, dürften die Engländer gegenwärtig be- 
schäftigt sein. 
Graf Schweiniß beabsichtigte nach seinem letzten 
Bericht nach Befahrung der deutschen Ufer des Sees 
und Bestimmung des Platzes für die Werftanlage 
nach Europa zurückzukehren, wegen der ihm viele 
Unbequemlichkeiten verursachenden. noch in seiner Brust 
befindlichen Kugel. Desgleichen hat Lieutenant 
Meyer um baldigste Ablösung zur Wiederherstellung 
seiner Gesundheit gebeten. 
Es sind daher mit Herrn Kompagnieführer 
Langheld Verhandlungen angeknüpft worden, die 
zu einer sehr befriedigenden Verständigung geführt 
haben. Nachdem derselbe durch Allerhöchste Ordre 
vom 5. Dezember mit dem 1. Jannar 1893 à la suite 
der Schußtruppe gestellt ist, ist er in den Dienst des 
Antisklavereikomitees getreten und von der Geschäfts- 
leitung mit der Vertretung der Ausführungskommission 
am Victoriasee und mit der Oberleitung der Geschäfte 
daselbst betraut worden. 
Mit Rücksicht darauf, daß der den Hilfs- 
expeditionen beigegebene Arzt zur Küste zurückgekehrt 
und aus dem Dienst der Kommission ausgetreten ist, 
ist Herrn Kompagnieführer Langheld ein anderer 
Arzt in der Person seines jüngeren Bruders, Assistenz- 
arzt II. Klasse beim Füsilier-Regiment Generalfeld- 
marschall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) 
Nr. 73 sowie ein vom Kriegsministerium uns über- 
lassener Lazarethgehülfe beigegeben worden. Außer- 
dem wird ihn als Freiwilliger, d. i. ohne Gehalt, ein
	        
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