Gegner, der uns mit Gewehrfeuer förmlich über-
schüttete. Zahlreiche Bapukus wurden leicht, mehrere
Soldaten schwer verwundet. Die Truppe bewahrte
im Feuer völlige Ruhe und schoß viele Gegner nieder;
nachdem noch Granaten und Kartätschen des Schnell-
senergeschützes die feindlichen Reihen erheblich ge-
lichtet hatten, wurde das stattliche, sich aus sechs
selbständigen Theilen zusammensetzende Dorf im
Sturm genommen. Kaum hatten wir aber von
Massili Besitz ergriffen, so versuchte uns der in den
Busch zurückgewichene Feind zu umzingeln. In
diesem Moment ließ ich das Maximgeschütz in
Thätigkeit treten, das die gesammte Umgebung des
Dorfes bestrich und den Feind baldigst zur Flucht
nöthigte. Nachdem wir uns nachts noch eines
Ueberfalls in Massili zu erwehren hatten, wobei
Exerzirmeister Lewonig zwei Geschosse streiften,
rückte ich am 17. März früh 5 1½/ Uhr unter strö-
mendem Regen auf Bengas Stadt Mayesse, den
Hauptherd der Unruhen, vor. Die Marschordnung,
die ich auch in den folgenden Gefechtstagen beibehielt,
war folgende: Spitze 12 Soldaten, hierauf folgte
ich, darauf Träger mit dem Maximgeschütz und zu-
gehöriger Munition, sodann Exerzirmeister Lewonig,
hierauf das Schnellfeuergeschütz mit Munition, das
Gros der Truppe, Gouvernementsbeamter Nette,
die restlichen Träger sowie die Banokos und Ba-
pukus. Die Nachhut bildeten 15 Soldaten unter
dem Lazarethgehülfen Brückner. Etwa eine Stunde
vor Mahesse erhielten wir von beiden Seiten starkes
Gewehrfeuer, ich erwiderte dasselbe unter stetem
Vorwärtsdringen. Bald darauf stieß ich auf Fall-
gruben, Glasscherben waren in Unmengen auf die
Wege gestreut, spitze Bambustäbchen in die Erde ge-
stoßen, den Abschluß der Befestigung bildete eine
ungefähr 12 Fuß hohe Pallisade aus dicken Stämmen.
Je näher wir an Mayesse heranrückten, desto heftiger
wurde das gegnerische Feuer. Auf 600 Meter vor
der Pallisade ließ ich dieselbe mit dem Schnellfeuer-
geschütz derart zusammenschießen, daß die Soldaten
mit dem Kolben in der Hand und ihren Aexten sich
freie Bahn zu schaffen vermochten. Mayesse wurde
mit Hurrah genommen. Die Soldaten hatten zwar
verschiedene Verwundungen erhalten, sich auch zahl-
reiche Spihpfähle in die Füße gerannt, doch waren
sie durch die dem Feinde zugesügten Verluste reichlich
entschädigt. Von hier marschirten wir auf Mbuenge,
von wo ich — unter Zurücklassung der übrigen
Mannschaften unter Exerzirmeister Lewonig —
mit 40 Soldaten nach Mebele, dem nordöstlichen
Ausläufer der Mabeas, vordrang. Ich fand hier
einen tapferen Widerstand. Mebele liegt auf steiler
Anhöhe, unser Schußfeld war nicht günstig, ich ver-
mochte nur sprungweise vorzugehen; nachdem wir
das Dorf auf 100 Meter erreicht hatten, drangen
wir mit Marsch! Marsch! in dasselbe ein. Viele
Gegner wurden getödtet, zahlreiche verwundet, das
Dorf gänzlich zerstört. Bei meiner Rückkehr nach
Mbuenge erhielt ich die Meldung, daß Mbuenge-
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leute eine Abtheilung Soldaten beim Wasserholen
abzuschneiden versucht und die Expedition unter
Lewonig stark beschossen, auch mehrere Banokos
verwundet hatkten. Ich nahm sofort das Gefecht
auf, nach Austausch mehrerer Salven wandie sich
der Gegner zur Flucht über Melemebot, Epongo
nach Manda Namboli. Wir folgten ihm, zerstörten
unterwegs Melemebot wie Epongo, tödteten auch in
letzterem Dorfe mehrere Gegner. Bei Manda
Namboli hatten sich die Flüchtlinge gesammelt, von
allen Seiten empfing uns starkes Gewehrfeuer, nach
halbstündigem Kampfe wurde das Dorf gestürmt, in
demselben ließ ich Nachtquartiere beziehen. Nachts
wurden wiederholte Angriffsversuche gemacht, unsere
Muuition mußte stark herhalten.
VYeneka, ein aus acht selbständigen Theilen be-
stehendes Dorf, das ich am Morgen des 18. März
angriff, vermochte ich erst nach hartnäckigem Kampfe,
wobei es zum regelrechten Handgemenge kam, zu
erobern. Ein Soldat erhielt einen Schuß in die
Hand, ein Bapuku einen solchen in die Kinnlade,
ein Banoko wurde am Hinterkopfe, viele andere
leicht verwundet. Von Mrneka marschirte ich durch
das von Pangwes bewohnte, von mir daher ver-
schonte Dorf Mani-Manai auf Mayeo. Der Weg
war derart überschwemmt, daß wir beständig bis
übers Knie, oft bis zu den Hüsten im Wasser mar-
schirten. Einige infolge heftiger Regengüsse stark
angeschwollenc kleinere Flüsse vermochten wir nur in
der Weise zu überschreiten, daß wir auf ins Wasser
geworfenen Baumstämmen hinüberkletterten. Der
Transport der Geschütze bot unter diesen Umständen
besondere Schwierigkeiten. Unsere Situation wurde
kritisch, als nach Ueberschreiten der Flüsse seitens
des größeren Theils der Expedition der auf dem
jenseitigen User befindliche kleinere Theil plötzlich
vom Feinde in großer Uebermacht angegriffen wurde.
Die Banokos und Bapukus drängken wild nach vorn
und drohten verhängnißvolle Unordnung in die
Expedition zu bringen, als die Nachhut mit Ruhe
das Feuer eröffnete und den Feind zurücktrieb. Nach
mehrstündigem Marsche erreichte ich Mayeo, welches
ich nach kurzer Gegenwehr nahm und vernichtete.
In der Nacht zum 19. März biwakirten wir in
Yeueka, um früh 5 1/ Uhr über Disembenga nach
Bandi, einem der Hauptplätze im Mabealande, auf-
zubrechen. Schon bevor die Kolonne sich in Marsch
setzte, hörten wir ringsum die Trommeln rühren
und alle waffenfähigen Männer zusammenrufen.
Während des Marsches wurden wir beständig aus
dem Busch beschossen. Etwa fünfzehn Minuten vor
Bandi war ein stark angeschwollener, in den Lobe-
fluß mündender Gebirgsstrom auf einem etwa einen
Meter unter Wasser liegenden Baumstamm zu über-
schreiten. Um möglichst rasch vorwärts zu kommen
und dem Feinde slets auf den Fersen zu bleiben,
entschloß ich mich, unter Zurücklassung des Restes
der Expedition, mit 55 Soldaten über den Fluß zu
gehen und auf Bandi vorzudringen. Spihpfähle so-