Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Gegner, der uns mit Gewehrfeuer förmlich über- 
schüttete. Zahlreiche Bapukus wurden leicht, mehrere 
Soldaten schwer verwundet. Die Truppe bewahrte 
im Feuer völlige Ruhe und schoß viele Gegner nieder; 
nachdem noch Granaten und Kartätschen des Schnell- 
senergeschützes die feindlichen Reihen erheblich ge- 
lichtet hatten, wurde das stattliche, sich aus sechs 
selbständigen Theilen zusammensetzende Dorf im 
Sturm genommen. Kaum hatten wir aber von 
Massili Besitz ergriffen, so versuchte uns der in den 
Busch zurückgewichene Feind zu umzingeln. In 
diesem Moment ließ ich das Maximgeschütz in 
Thätigkeit treten, das die gesammte Umgebung des 
Dorfes bestrich und den Feind baldigst zur Flucht 
nöthigte. Nachdem wir uns nachts noch eines 
Ueberfalls in Massili zu erwehren hatten, wobei 
Exerzirmeister Lewonig zwei Geschosse streiften, 
rückte ich am 17. März früh 5 1½/ Uhr unter strö- 
mendem Regen auf Bengas Stadt Mayesse, den 
Hauptherd der Unruhen, vor. Die Marschordnung, 
die ich auch in den folgenden Gefechtstagen beibehielt, 
war folgende: Spitze 12 Soldaten, hierauf folgte 
ich, darauf Träger mit dem Maximgeschütz und zu- 
gehöriger Munition, sodann Exerzirmeister Lewonig, 
hierauf das Schnellfeuergeschütz mit Munition, das 
Gros der Truppe, Gouvernementsbeamter Nette, 
die restlichen Träger sowie die Banokos und Ba- 
pukus. Die Nachhut bildeten 15 Soldaten unter 
dem Lazarethgehülfen Brückner. Etwa eine Stunde 
vor Mahesse erhielten wir von beiden Seiten starkes 
Gewehrfeuer, ich erwiderte dasselbe unter stetem 
Vorwärtsdringen. Bald darauf stieß ich auf Fall- 
gruben, Glasscherben waren in Unmengen auf die 
Wege gestreut, spitze Bambustäbchen in die Erde ge- 
stoßen, den Abschluß der Befestigung bildete eine 
ungefähr 12 Fuß hohe Pallisade aus dicken Stämmen. 
Je näher wir an Mayesse heranrückten, desto heftiger 
wurde das gegnerische Feuer. Auf 600 Meter vor 
der Pallisade ließ ich dieselbe mit dem Schnellfeuer- 
geschütz derart zusammenschießen, daß die Soldaten 
mit dem Kolben in der Hand und ihren Aexten sich 
freie Bahn zu schaffen vermochten. Mayesse wurde 
mit Hurrah genommen. Die Soldaten hatten zwar 
verschiedene Verwundungen erhalten, sich auch zahl- 
reiche Spihpfähle in die Füße gerannt, doch waren 
sie durch die dem Feinde zugesügten Verluste reichlich 
entschädigt. Von hier marschirten wir auf Mbuenge, 
von wo ich — unter Zurücklassung der übrigen 
Mannschaften unter Exerzirmeister Lewonig — 
mit 40 Soldaten nach Mebele, dem nordöstlichen 
Ausläufer der Mabeas, vordrang. Ich fand hier 
einen tapferen Widerstand. Mebele liegt auf steiler 
Anhöhe, unser Schußfeld war nicht günstig, ich ver- 
mochte nur sprungweise vorzugehen; nachdem wir 
das Dorf auf 100 Meter erreicht hatten, drangen 
wir mit Marsch! Marsch! in dasselbe ein. Viele 
Gegner wurden getödtet, zahlreiche verwundet, das 
Dorf gänzlich zerstört. Bei meiner Rückkehr nach 
Mbuenge erhielt ich die Meldung, daß Mbuenge- 
352 
  
leute eine Abtheilung Soldaten beim Wasserholen 
abzuschneiden versucht und die Expedition unter 
Lewonig stark beschossen, auch mehrere Banokos 
verwundet hatkten. Ich nahm sofort das Gefecht 
auf, nach Austausch mehrerer Salven wandie sich 
der Gegner zur Flucht über Melemebot, Epongo 
nach Manda Namboli. Wir folgten ihm, zerstörten 
unterwegs Melemebot wie Epongo, tödteten auch in 
letzterem Dorfe mehrere Gegner. Bei Manda 
Namboli hatten sich die Flüchtlinge gesammelt, von 
allen Seiten empfing uns starkes Gewehrfeuer, nach 
halbstündigem Kampfe wurde das Dorf gestürmt, in 
demselben ließ ich Nachtquartiere beziehen. Nachts 
wurden wiederholte Angriffsversuche gemacht, unsere 
Muuition mußte stark herhalten. 
VYeneka, ein aus acht selbständigen Theilen be- 
stehendes Dorf, das ich am Morgen des 18. März 
angriff, vermochte ich erst nach hartnäckigem Kampfe, 
wobei es zum regelrechten Handgemenge kam, zu 
erobern. Ein Soldat erhielt einen Schuß in die 
Hand, ein Bapuku einen solchen in die Kinnlade, 
ein Banoko wurde am Hinterkopfe, viele andere 
leicht verwundet. Von Mrneka marschirte ich durch 
das von Pangwes bewohnte, von mir daher ver- 
schonte Dorf Mani-Manai auf Mayeo. Der Weg 
war derart überschwemmt, daß wir beständig bis 
übers Knie, oft bis zu den Hüsten im Wasser mar- 
schirten. Einige infolge heftiger Regengüsse stark 
angeschwollenc kleinere Flüsse vermochten wir nur in 
der Weise zu überschreiten, daß wir auf ins Wasser 
geworfenen Baumstämmen hinüberkletterten. Der 
Transport der Geschütze bot unter diesen Umständen 
besondere Schwierigkeiten. Unsere Situation wurde 
kritisch, als nach Ueberschreiten der Flüsse seitens 
des größeren Theils der Expedition der auf dem 
jenseitigen User befindliche kleinere Theil plötzlich 
vom Feinde in großer Uebermacht angegriffen wurde. 
Die Banokos und Bapukus drängken wild nach vorn 
und drohten verhängnißvolle Unordnung in die 
Expedition zu bringen, als die Nachhut mit Ruhe 
das Feuer eröffnete und den Feind zurücktrieb. Nach 
mehrstündigem Marsche erreichte ich Mayeo, welches 
ich nach kurzer Gegenwehr nahm und vernichtete. 
In der Nacht zum 19. März biwakirten wir in 
Yeueka, um früh 5 1/ Uhr über Disembenga nach 
Bandi, einem der Hauptplätze im Mabealande, auf- 
zubrechen. Schon bevor die Kolonne sich in Marsch 
setzte, hörten wir ringsum die Trommeln rühren 
und alle waffenfähigen Männer zusammenrufen. 
Während des Marsches wurden wir beständig aus 
dem Busch beschossen. Etwa fünfzehn Minuten vor 
Bandi war ein stark angeschwollener, in den Lobe- 
fluß mündender Gebirgsstrom auf einem etwa einen 
Meter unter Wasser liegenden Baumstamm zu über- 
schreiten. Um möglichst rasch vorwärts zu kommen 
und dem Feinde slets auf den Fersen zu bleiben, 
entschloß ich mich, unter Zurücklassung des Restes 
der Expedition, mit 55 Soldaten über den Fluß zu 
gehen und auf Bandi vorzudringen. Spihpfähle so-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.