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Letzteres jedoch ohne Ueberschreiten der Zehner; auf
der Tafel werden einstellige Zahlen addirt.
Der Anschauungsunterricht lehnt sich haupt-
sächlich an das Lesen an in derselben Weise, wie bei
Abtheilung 1; im Besonderen wurden noch besprochen
die Schule und die Gegenstände in derselben, das
Haus, der Mersch. ,
Der Schulbesuch ist nicht so regelmäßig wie bei
Abtheilung I, namentlich infolge von Krankheiten,
bei denen sich die Angehörigen meist sehr ängstlich
zeigen. Auch kommt immer ein Theil der Schüler
zu spät, indem sie zwar pünktlich von Hause weg-
geschickt werden, unterwegs aber des Sehenswerthen
uriel finden, als daß sie zur rechten Zeit kommen
önnten.
eber die Polizeitruppe des Togo-Gebietes
berichtet der Polizeimeister v. Piotrowski wie folgt:
Die Polizeitruppe, welche im Jahre 1886 in
Bagida in einer Stärke von 25 Mann gegründet
wurde und 1887 durch Verlegung des Regierungs=
sites nach Sebbe übersiedelte, wuchs zeitweilig bis
auf 110 Mann und zählt heute noch 50 ausgebildete
Soldaten, unter denen sich 1 Unteroffizier und
4 Gefreite befinden.
Zur Gründung der Polizeitruppe in Kamerun
wurden im November 1891 15 ausgebildete Soldaten
als Stamm dorthin abgegeben.
Die hiesige Truppe setzt sich zusammen aus den
Stämmen der Haussahs, Anago, Dagomba und
Anderen, welche als kriegerisch bekannt sind.
Die Ausbildung eines solchen Soldaten erfordert
hier nur einen Zeitraum von 9 Wochen; derselbe
kann dann schon in die Kompagnie eingestellt werden.
Der neueintretende Soldat, welchem die Sprache
der hiesigen Soldaten unbekannt ist, wird in der
Weise geschult, daß ihm erst jede einzelne zu erlernende
Bewegung vorgemacht und die Bewegung in deutsch,
in welchem alle Kommandos ertheilt werden, hinzu-
gesetzt wird. So lernt der Einzelne, indem er dies
beständig wiederholt, zunächst unter spezieller Auf-
sicht eines schwarzen Gefreiken die Anfangsgründe im
Turnen — Querbaum, Schnursprunggestell, Frei-
und Gewehrübungen —, den militärischen Gang,
Stellung, Honneur, Wendungen auf der Stelle und
Bewegungen, Haltung beim Marsch und Laufschritt
im Einzelnen und in der Kolonne; das Gewehr hand-
haben auf der Stelle, beim Tirailliren und Angriff,
sowohl im Griffemachen, wie in der Chargirung,
Zielen und Feuern, Wach-, Marsch= und Patronillen-
dienst 2c., überhaupt alles das, was ihn fähig
macht, in der geschlossenen Truppe mitzuwirken. Da-
bei wird weder der gewöhnliche Parademarsch, noch
der im Laufschritt aus dem Auge gelassen.
Da die Grundlage der Gesammtausbildung in
der sorgfältigsten und straffen Einzelausbildung liegt,
so wird dieser die größte Aufmerksamkeit gewidmet,
denn die Fehler, welche sich bei der ersten Aus-
bildung einschleichen, werden später nur sehr schwer
beseitigt.
Nachdem der Soldat genügend vorgebildet ist,
täglich gezielt und in der Woche einige Male scharf
geschossen hat — wobei im Allgemeinen ziemlich gute
Resullate herauskommen —, auch begriffen hat, wie die
Ausführungen der Kommandos durcheinander lauten
und was dieselben bedeuten, wird er der geschlossenen
Truppe zugetheilt und nimmt nunmehr an allen
Uebungen sowohl auf dem Exerzirplatz, wie im
Gelände Theil. Hierbei wird stets die strengste
Disziplin und Ordnung, bei höchster Anspannung
aller Kräfte, gewahrt.
Jeder Soldat wird so erzogen, daß ihm die
Einzelheiten seines Dienstes in Fleisch und Blut über-
gehen müssen.
Bei Ausbildung der Truppe in ihrer Gesammt-
heit wird in erster Linie darauf Rücksicht genommen,
daß das Kommando blindlings, schnell und sicher
ausgeführt wird und die Leute so beständig in der
Hand des Führers sind; bei Gefechtsübungen wird
jede Deckung des afrikanischen Geländes aufs Sorg-
fältigste ausgenutzt, wobei der Werth jener auch an
den gegenüberstehenden Schützen nachgewiesen wird.
Namentlich wird seit Bestehen der Truppe das auch
in Ostafrika eingeführte Verfahren geübt, daß beim
Buschkriege, wo auf die auf schmalem Buschpfade in
Reihenmarsch vorgehende Truppe plötzlich aus dem
Busch Feuer cröffnet wird, die geraden Nummern
„rechts um“ und die ungeraden Nummern „links um"
machen.
Die Truppe hatte Gelegenheit zu scharfem Ein-
greisen im April 1891 bei Aufhebung des Räuber-
nestes Dogbodewe an der Ostgrenze des Gebiets.
Ein schmaler Fußsteg führte durch undurchdringlichen
Busch zu diesem Ort. Die in der Kriegführung
nicht ungeübten Näuber ließen die beiden Spitzen,
die vor dem Haupttrupp marschirten, unbehelligt vor-
beiziehen und eröffneten dann ein heftiges Feuer
aus dem Busch auf den Haupttrupp. Hierbei wurde
die vorgenannte Gefechtsübung angewendet, und von
den Soldaten wohl auf Deckung, aber in erster Linie
auf Feuerwirkung gesehen. Durch sprungweises Vor-
gehen wurde das nahe liegende Dorf mit den wenigen
Soldaten (45) möglichst umzingelt und einige Hütten
sosort in Brand gesetzt. Es entspann sich dann ein
ziemlich heftiger aber kurzer Kampf, wobei die Truppe
einen Todien und einige Verwundete hatte. Die
Verluste des Feindes waren bedeutend, konnten jedoch
nicht sestgeslellt werden. "
Diese energisch durchgeführte Aktion besestigte
nicht nur den Ruf der Truppe, sondern auch das
Vertrauen der Bevölkerung auf thatkräftiges Ein-
greisen der Regierung im Falle der Noth.