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Abnahme des Karawanenverkehrs und des Handels
in diesen Gegenden verursachten, sowie darüber, auf
welche Weise die Verbindung mit der Station am
Nyassasee am schnellsten und billigsten zu unter-
halten wäre. Die fortwährenden Klagen über die
Einfälle der nördlich von Mharuli, westlich vom
Luwegu bis zum Nyassa wohnenden Magwangwara
(Lihuhu) unter Schabruma und Mpepo, welche durch
ihre häufigen Einfälle in den Kilwabezirk diesen bis
auf wenige Stunden an die Station heran nahezu
entvölkert, die Handelsstraßen so unsicher gemacht
haben, daß eine völlige Störung des früher sehr
bedeutenden Handels eingetreten ist, nöthigten, sich
hierüber nähere Kenntniß zu verschaffen. Ebenso
mußte den Einfällen der zu beiden Seiten des Ulanga
wohnenden Mafiti, unter welchem Sammelnamen die
übrigen oben genannten Stämme gewöhnlich auch mit
begriffen werden, nördlich bis zu dem Uhehegebirge,
welche den Kisakibezirk jährlich heimsuchen und auch
diesen sehr entvölkert haben, wenn möglich ein Ende
gemacht werden.
Die Expedition setzte sich zusammen aus der
6. Kompagnie, welche in der Stärke von 3 Offizieren
(Lieutenants Fromm, Fonck, Hornung), 3 Unter-
offizieren (Sergeant Brockelt, Unteroffizier Rudolph
und Mergarten), 1 Lazarethgehülfen (Thelips)
sowie 74 Soldaten ausrückte, aus einer Abtheilung
von 34 Manjema, welche dieser Kompagnie attachirt
waren, aus dem Bezirksamtmann von Kilwa, Kom-
pagnieführer Freiherrn v. Eberslein, dem siell-
vertretenden Adjutanten Lientenant Noetel, dem
Arzt Hösemann, dem Feldwebel Witte, welcher
die zohmnesstrgeschäft der Expedition besorgte, dem
Oberbüchsenmacher Kutzi, dem Geologen Lieder
und einem Detachement der 7. Kompagnie (Kisaki),
bestehend aus dem Kompagnieführer Namsay,
Lieutenant Bennecke, Unteroffizier Hoffmann und
58 Mann, welches jedoch erst in Kunguliosdorf am
Rufidji sich mit der übrigen Abtheilung vereinigen
sollte.
Verlauf der Expedition.
Die Expedilion brach am 29. November von
Mohoro auf, überschritt den Rufidjii an demselben
Tage bei Tumbo Paria und traf am 5. Dezember
in Kunguliosdorf ein, woselbst die Vereinigung mit
dem Detachement der 7. Kompagnie statlfand. Von
hier wurde der Marsch auf dem linken Ufer des
Rufidji und rechten User des Ruaha fortgeseßzt.
Der Ruaha wurde einige Kilometer oberhalb seiner
Einmündung in den Rufidji überschritten. Nach
2½ tägigem Marsch am Ruaha flußanfwärts betrat
die Karawane den breiten, großen Masitiweg —
Dekeraweg —, der direkt westlich nach dem Ulanga,
ungefähr auf die Msolomündung, führt.
Schon in Korogero entstanden Trägerschwierig-
keiten dadurch, daß ein Theil der engagirten Träger,
welche aus Usagara stammten, hier die Nähe ihrer
Heimath benutzten, um fortzulaufen, hauptsächlich
wohl aus Furcht vor einem weiteren Vormarsch in
das Mafitigebiet. Es gelang, einen Theil derselben
durch dortige Einwohner zu erseben, jedoch mußte
ein nicht unerheblicher Theil von Lasten schon hier
zurückbleiben. Bei dem Eintreffen in Korogero erhielt
der Unterzeichnete vom Kompagnieführer Ramsay
die Meldung, daß er auf seinem Hermarsch von
Kisaki Gelegenheit gehabt hätte, eine Abtheilung
Mafiti in der ungefähren Stärke von 600 Mann,
welche auf einem ihrer gewöhnlichen Naubzüge be-
griffen waren, anzugreifen und gänzlich zu zersprengen.
Wie sich npäter herausstellte, waren es Leute des
Häuptlings Mpepo, welcher südlich des Ulanga wohnt.
Die Verluste, welche dieselben in dem Gefechte ge-
habt haben, sind hinterher auf weit über 100 Mann
festgestellt worden. Es veranlaßte dies, den Marsch
Möglichst zu beschleunigen, und er wurde thatsächlich
auf demselben Wege gemacht, auf welchem die Räuber
zurückgegangen waren.
Von Kunguliosdorf ab ist das Land unbewohnt,
erst dicht nördlich des Ulanga beginnen die ersten
Mafitiansiedelungen, und wohnen hier einzelne Häupt-
linge, von denen es bekannt war, daß auch sie sich
bei den Einfällen früher betheiligt hätten. Einige
sich zur Wehr setzende Männer wurden erschossen,
andere gefangen genommen.
Nach Ueberschreitung des Ulanga wurde der
Marsch auf dem Südufer desselben fortgesetzt. Das-
selbe ist außerordentlich dicht bevölkert und vorzüglich
angebaut.
Die Häuptlinge wurden zum Schauri beordert
und erschienen auch zum größten Theil. Der be-
deutendste derselben, Rubiki wa mtua, welcher sich
hauptsächlich durch Räubereien und Karawanenüberfall
schuldig gemacht hatte, wurde gefangen genommen;
ebenso ein dort befindlicher Küstenaraber, Habib bin
Adim, der an Ort und Stelle des Sklavenhandels
überführt wurde. Die Mafiti wurden sämmtlich zu
einem großen Schauri zum Häuptling Magoha,
woselbst die Expedition am 18. Dezember eintraf,
beordert. Von Magoha aus wurde der Kompagnie-
führer Ramsay in das Gebiet des Häuptlings
Mpepo, welcher den letzten Einfall gemacht hatte,
entsandt, um denselben womöglich persönlich zu greifen
und die Leute an Ort und Stelle nochmals zu be-
strafen. Desgleichen wurde der Lieutenant Fromm
mit einem Theil der 6. Kompagnie über den Ulanga
geschickt, um den gleichfalls schwer kompromittirten
Häuptling Dhwangire zu bestrafen.
Zu dem schon erwähnten großen Schauri er-
schien nunmehr eine ansehnliche Zahl von Häupt-
lingen mit sehr zahlreichem Gefolge. Es wurde
ihnen erklärt, daß sie die Unterkhanen des deutschen
Kaisers seien, die räuberischen Einfälle nicht weiter
fortsetzen dürften und daß diejenigen, welche sich
dieses Vergehens schuldig gemacht hätten oder schuldig