Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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Abnahme des Karawanenverkehrs und des Handels 
in diesen Gegenden verursachten, sowie darüber, auf 
welche Weise die Verbindung mit der Station am 
Nyassasee am schnellsten und billigsten zu unter- 
halten wäre. Die fortwährenden Klagen über die 
Einfälle der nördlich von Mharuli, westlich vom 
Luwegu bis zum Nyassa wohnenden Magwangwara 
(Lihuhu) unter Schabruma und Mpepo, welche durch 
ihre häufigen Einfälle in den Kilwabezirk diesen bis 
auf wenige Stunden an die Station heran nahezu 
entvölkert, die Handelsstraßen so unsicher gemacht 
haben, daß eine völlige Störung des früher sehr 
bedeutenden Handels eingetreten ist, nöthigten, sich 
hierüber nähere Kenntniß zu verschaffen. Ebenso 
mußte den Einfällen der zu beiden Seiten des Ulanga 
wohnenden Mafiti, unter welchem Sammelnamen die 
übrigen oben genannten Stämme gewöhnlich auch mit 
begriffen werden, nördlich bis zu dem Uhehegebirge, 
welche den Kisakibezirk jährlich heimsuchen und auch 
diesen sehr entvölkert haben, wenn möglich ein Ende 
gemacht werden. 
Die Expedition setzte sich zusammen aus der 
6. Kompagnie, welche in der Stärke von 3 Offizieren 
(Lieutenants Fromm, Fonck, Hornung), 3 Unter- 
offizieren (Sergeant Brockelt, Unteroffizier Rudolph 
und Mergarten), 1 Lazarethgehülfen (Thelips) 
sowie 74 Soldaten ausrückte, aus einer Abtheilung 
von 34 Manjema, welche dieser Kompagnie attachirt 
waren, aus dem Bezirksamtmann von Kilwa, Kom- 
pagnieführer Freiherrn v. Eberslein, dem siell- 
vertretenden Adjutanten Lientenant Noetel, dem 
Arzt Hösemann, dem Feldwebel Witte, welcher 
die zohmnesstrgeschäft der Expedition besorgte, dem 
Oberbüchsenmacher Kutzi, dem Geologen Lieder 
und einem Detachement der 7. Kompagnie (Kisaki), 
bestehend aus dem Kompagnieführer Namsay, 
Lieutenant Bennecke, Unteroffizier Hoffmann und 
58 Mann, welches jedoch erst in Kunguliosdorf am 
Rufidji sich mit der übrigen Abtheilung vereinigen 
sollte. 
Verlauf der Expedition. 
Die Expedilion brach am 29. November von 
Mohoro auf, überschritt den Rufidjii an demselben 
Tage bei Tumbo Paria und traf am 5. Dezember 
in Kunguliosdorf ein, woselbst die Vereinigung mit 
dem Detachement der 7. Kompagnie statlfand. Von 
hier wurde der Marsch auf dem linken Ufer des 
Rufidji und rechten User des Ruaha fortgeseßzt. 
Der Ruaha wurde einige Kilometer oberhalb seiner 
Einmündung in den Rufidji überschritten. Nach 
2½ tägigem Marsch am Ruaha flußanfwärts betrat 
die Karawane den breiten, großen Masitiweg — 
Dekeraweg —, der direkt westlich nach dem Ulanga, 
ungefähr auf die Msolomündung, führt. 
Schon in Korogero entstanden Trägerschwierig- 
keiten dadurch, daß ein Theil der engagirten Träger, 
welche aus Usagara stammten, hier die Nähe ihrer 
  
Heimath benutzten, um fortzulaufen, hauptsächlich 
wohl aus Furcht vor einem weiteren Vormarsch in 
das Mafitigebiet. Es gelang, einen Theil derselben 
durch dortige Einwohner zu erseben, jedoch mußte 
ein nicht unerheblicher Theil von Lasten schon hier 
zurückbleiben. Bei dem Eintreffen in Korogero erhielt 
der Unterzeichnete vom Kompagnieführer Ramsay 
die Meldung, daß er auf seinem Hermarsch von 
Kisaki Gelegenheit gehabt hätte, eine Abtheilung 
Mafiti in der ungefähren Stärke von 600 Mann, 
welche auf einem ihrer gewöhnlichen Naubzüge be- 
griffen waren, anzugreifen und gänzlich zu zersprengen. 
Wie sich npäter herausstellte, waren es Leute des 
Häuptlings Mpepo, welcher südlich des Ulanga wohnt. 
Die Verluste, welche dieselben in dem Gefechte ge- 
habt haben, sind hinterher auf weit über 100 Mann 
festgestellt worden. Es veranlaßte dies, den Marsch 
Möglichst zu beschleunigen, und er wurde thatsächlich 
auf demselben Wege gemacht, auf welchem die Räuber 
zurückgegangen waren. 
Von Kunguliosdorf ab ist das Land unbewohnt, 
erst dicht nördlich des Ulanga beginnen die ersten 
Mafitiansiedelungen, und wohnen hier einzelne Häupt- 
linge, von denen es bekannt war, daß auch sie sich 
bei den Einfällen früher betheiligt hätten. Einige 
sich zur Wehr setzende Männer wurden erschossen, 
andere gefangen genommen. 
Nach Ueberschreitung des Ulanga wurde der 
Marsch auf dem Südufer desselben fortgesetzt. Das- 
selbe ist außerordentlich dicht bevölkert und vorzüglich 
angebaut. 
Die Häuptlinge wurden zum Schauri beordert 
und erschienen auch zum größten Theil. Der be- 
deutendste derselben, Rubiki wa mtua, welcher sich 
hauptsächlich durch Räubereien und Karawanenüberfall 
schuldig gemacht hatte, wurde gefangen genommen; 
ebenso ein dort befindlicher Küstenaraber, Habib bin 
Adim, der an Ort und Stelle des Sklavenhandels 
überführt wurde. Die Mafiti wurden sämmtlich zu 
einem großen Schauri zum Häuptling Magoha, 
woselbst die Expedition am 18. Dezember eintraf, 
beordert. Von Magoha aus wurde der Kompagnie- 
führer Ramsay in das Gebiet des Häuptlings 
Mpepo, welcher den letzten Einfall gemacht hatte, 
entsandt, um denselben womöglich persönlich zu greifen 
und die Leute an Ort und Stelle nochmals zu be- 
strafen. Desgleichen wurde der Lieutenant Fromm 
mit einem Theil der 6. Kompagnie über den Ulanga 
geschickt, um den gleichfalls schwer kompromittirten 
Häuptling Dhwangire zu bestrafen. 
Zu dem schon erwähnten großen Schauri er- 
schien nunmehr eine ansehnliche Zahl von Häupt- 
lingen mit sehr zahlreichem Gefolge. Es wurde 
ihnen erklärt, daß sie die Unterkhanen des deutschen 
Kaisers seien, die räuberischen Einfälle nicht weiter 
fortsetzen dürften und daß diejenigen, welche sich 
dieses Vergehens schuldig gemacht hätten oder schuldig
	        
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