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Die vielen dem Meere zueilenden Gebirgsbächen (die jetzigen Eingeborenen und der jetzige Adel) und
liesern in der trockensten Zeit noch etwa 175 Kubik-
meter Wasser in der Minute, geben daher in vielen
Pflanzungen die bewegende Kraft für die Kaffee-
enthülsungsmaschinen. Einige Kohlensäure und auch
wohl andere Gase enthaltende Quellen sind auf der
Insel bekannt, ebenso eisenhaltige oder Stahlquellen.
Am Gestade ist rings um die Insel herum die
schwarze dichte, wenig Olivin, an einigen Stellen
aber viel Hornblende haltende basaltische Lava sicht-
bar; im Inneren kommen Aphanite und Basalte mit
Tendenz zu Säulen-, weniger zu Kugelbildung vor.
— Auf dem Pik und dessen Umgebung sowie an
den nordwestlichen Abstürzen findet man jedoch
Trachit= und Doleritlava und an den südwestlichen
Bergketten ein eisen= und augitreiches vulkanisches
Produkt.
Sehr reich vertreten sind auch die vulkanischen
Tuffe, Trasse, sogenannte Pozzolane.
Ausgedehnte Versuche ließen mich erkennen, welche
von diesen Massen die beste hydraulische Eigenschaft
besitzen, und jetzt werden sie vielfach bei den Bauten
auch als Luftmörtel verwendet.
Der an manchen Kratern in großen Mengen
vorkommende Gries oder Sand würde gerade so
9 1 1 volleren Produkte wegen wird sie jetzt vernachlässigt,
doch stehen noch drei Millionen Cinchonabäume auf
wie die granulirte Schlacke der Hochöfen zu Preß-
steinen sich eignen.
Die letzte Epoche vulkanischer Thätigkeit auf St.
Thomé wird bezeichnet durch die Auswürse mächtiger
Schlammmassen, welche sehr rasch erhärteten und bis
auf 800 Meter Höhe die Rücken der Gebirgszüge
bedecken.
Auch hier ist seit der Emdeckung der Insel am
21. Dezember 1470 keinerlei Spur von Ausbrüchen,
oder auch selbst nur von Erdbeben bemerkt worden.
Der die Entdeckungsreisenden als Geograph be-
gleitende, aus Nürnberg stammende und dort im
Denkmal verewigte Martin Behaim bemerkt auf
seiner Erdkugel betreffs der Inseln im Golf der
„Mafrus“, besonders St. Thomé und Principe,
Folgendes:
„Wir fanden sie sämmtlich unbewohnt, es gab
bloß Wälder und Vögel (letztere zu jener Zeit auch
recht wenig). Der König von Portugal schickt dahin
alljährlich die zum Tode Verurtheilten, Männer und
Frauen, um das Land zu bearbeiten zu ihrer Er-
nährung und damit diese Inseln von Portugiesen
bewohnt werden können. Es ist Frühling dort, wenn
in Europa Winter ist, die Thiere sind verschieden
von unseren; es giebt dort viel Zibetkatzen.“
In den Jahren von 1540 bis 1650 war der
größte Theil von St. Thomé mit Zuckerrohr bebaut,
es soll gegen 300 Quetschen gegeben haben, was
glaubwürdig ist, denn man findet heute noch Spuren
von Formen, Mauerrestchen, Ziegeln und Nägeln an
Stellen, an denen man sich in nie durchschrittenem
Urwald glaubt. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts
zogen sich die meisten europäischen Einwohner nach
Brasilien hin, es blieben die freigegebenen Sklaven
einige Mulatten zurück, und natürlich wurde bei
diesen Elementen alles wieder Wildniß.
Erst im Jahre 1800 wurde wieder der erste
Schritt zur Bebanung gemacht. Der Gonverneur Joao
Baptista de Silva Lagos, ließ Kasfeesamen aus
Brasilien kommen, wo diese Kultur auch erst seit
Kurzem eingeführt war, und vertheilte ihn unter die
Eimwohner.
1822 wurde der erste Kakao gepflanzt, doch
wurden bis 1860 keine größeren Pflanzungen ange-
legt, und selbst später noch blieb die Produktion
gering, und die Pflanzer waren verschuldet. — Dies
hat sich seit einigen Jahren geändert, denn im Jahre
1892 betrug die Ausfuhr:
an Kaffee 2 728 371 K Kilogramm oder -.- Tonnen
an Kakao 2 872 916 872
5 601 287 Kilogramm ren 5600 Tonnen.
Es ist jedoch in den letzten drei Jahren so viel
gepflanzt worden, daß von 1898 an auf eine doppelte
Aussuhr, also auf rund 11.000 Tonnen Kaffee-
und Kakaoproduktion gerechnet werden kann.
Die Chinarindenkultur wurde etwas zu spät, im
Jahre 1880, eingeführt; der ersigenannten viel werth-
der Insel.
Kassee gedeiht gut vom Meeresufer an bis auf
1100 Meter Höhe. Der beste Produktionsgürtel liegt
zwischen 400 und 800 Meter. Kakao ist bei 700
Meter Höhe nicht mehr ertragsfähig, die beste Zone
für denselben ist die Höhe von 100 bis 450 Meter.
Die Cinchona gedeiht gut zwischen 1000 und
1500 Meter Höhe.
Zu beachten ist, daß St. Thom Seeklima hat,
d. h. eine im Durchschnitt um 37 Celsius niedrigere
Temperatur, als das Landklima bei gleicher Höhe
nachweist.
Zehnjährige, in Monte Café (700 Meter Höhe)
gemachte meteorologische Beobachtungen ergaben als
größte jährliche Regenhöhe 4081,1 Millimeter in
1893, als geringste im Jahre zuvor 1892 1761,2
Millimeter; im Mittel 2722,8 Millimeter.
Der mittlere relative Feuchtigkeitsgehalt der Luft
beträgt 80 Prozent, die vollständig mit Wasserdunst
gesättigte Luft zu 100 angenommen.
Diese Faktoren kommen auch für die Anbau-
fähigkeit des Kamerungebirges in Betracht, leider
sehlen dort noch einen größeren Zeitabschnitt um-
fassende Beobachtungen. — Auf Monte Cas, in
700 Meter Höhe gaben mir Pflanzen, welche in
St. Thomé unbekannt waren, folgende Resultate:
1. Vanille (Vanilla planisolia), zwei Arten, beide
gut, besser aber in niederen Lagen bis zur See.
2. Muskatnuß (Mpristica fragrans), gut, wächst
aber in dieser Höhe etwas langsam.
3. Coca (Erythroxilon Coca), zwei Arlen, eine
kleinblätterige, gedeiht sehr üppig, hat aber wenig