Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

auszugleichen. Die Befürchtung, daß durch ver- 
mehrte Blattproduktion dem Pilz eine größere An- 
griffsfläche geboten wird, ist eben so wenig begründet, 
als wenn man behaupten wollte, gut genährte Leute 
müßten ansteckenden Krankheiten mehr ausgesetzt sein, 
als solche in schlechtem Ernährungsstande; sicher da- 
gegen ist die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit zu über- 
stehen, eine größere. 
Der beste Beweis hierfür ist, daß der viel 
robustere und großblätterige liberische Kaffeebaum 
zwar auch von der Hemileia befallen wird, aber 
wenig darunter leidet. Auch andere Pflanzen aus 
der Familie der Rubiaceen werden übrigens von 
diesem Pilze gelegentlich befallen, aber nur in sehr 
schwachem Maße. 
Für Deutsch Ost-Afrika, wo die Krankheit noch 
nicht bekannt zu sein scheint, ist es vor Allem wichtig, 
den Kaffee in durchbrochenen, also nicht in kon- 
tinuirlichen großen Plantagen zu kultiviren, sowie 
ferner auf die ersten Indizien der Krankheit scharf 
aufzupassen, und im Zweifelsfalle die durchscheinenden, 
und dann unterseits hell werdenden Blattflecke mit 
Scheere oder Schwefelsäuren-Nadel zu behandeln. 
2. Eine zweite recht schädliche Pilzkrankheit des 
Kaffees ist die Blattfäule, engl. Leal-rot, von dem 
Pilze Pellicularia koleroga Cocke herrührend. 
In Vorder-Indien, wo die Krankheit kolerga 
heißt, nahm man an, daß in den Pflanzungen von 
Mysore ein Viertel der Ernte jährlich diesem Pilz 
zum Opfer siel. Der Pilz tritt dort etwa im Juli 
auf und bedeckt die Unterseite der Blätter, sowie 
auch die jungen Zweige mit einer schleimig-gelatinösen 
Masse, die aus einem weißen Mycelium besteht, mit 
mikroskopischen kugeligen, durch seine Spitzen rauhen 
sitzenden Sporen. Die angegriffenen Blätter werden 
schließlich schwarz (vielleicht nur infolge Verstopfung 
der Spaltöffnungen) und sallen ab, und ebenso faulen 
die Beeren und fallen klumpenweise ab. Da es ein 
auf der Oberfläche des Blattes lebender Pilz ist, 
der nach der Anfeuchtung mit einem Messer abge- 
hoben werden kann, so soll eine Bestreuung mit 
Schweselblumen gute Dienste dagegen thun; auch 
Karbol= und Salicylsäurelösung sind zu empfehlen; 
das Sammeln und Verbrennen der abgefallenen 
Blätter ist natürlich das Naheliegendste, soll aber 
auf das Fortbestehen der Krankheit keinen Einfluß 
ausgeübt haben. 
Die in Venezuela Candellilho genannte und 
von Prof. Ernst in Caracas einem Mehlthaupilz 
(Erysiphe) zugeschriebene Krankheit ist nach Cooke 
die gleiche. Ebenso vermuthlich eine schon 1864 
von Jamaika beschriebene Kaffeekrankheit. 
3. Die sogen. Eisenfleck-Krankheit, Iron- 
stain oder „mancha de hierro“ von Venczuela 
ist charakterisirt durch das Auftreten scharf begrenzter 
farbloser Stellen auf der Blattoberfläche, ähnlich wie 
bei der Cemiostoma-Krankheit. Es sind hierbei 
zwei Pilze gefunden, Sphaerella cofleicola 
Cooke, schwarze Perithecien mit spindelförmigen 
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darstellen. 
  
zweizelligen Sporen in keulenförmigen Schläuchen. 
Ferner eine kleine gelbe Stilbumart Stilbum 
Hlavidum Cooke, mit sehr kleinen rundlichen 
Köpfchen, die aus kleinen fast kugeligen Sporen be- 
stehen. Cooke bezweifelt, daß diese Pilze die primäre 
Ursache der Krankheit sind, er möchte eher annehmen, 
daß sie eine Folgeerscheinung einer anderen Krankheit 
Auch eine Reihe anderer auf Kaffee- 
blättern parasitischer Pilze aus Venezuela sind von 
Cooke beschrieben, die aber gleichfalls nicht hervor- 
ragend schädlich sind. 
4. In Java tritt häufig der sogen. schwarze 
Rost (holländisch zwaarte roest) auf, ein Pilz, 
der die jungen Zweige mit einer schwarzen oder zu- 
weilen braunen Masse einseitig oder ringsum über- 
zieht; auf den schwarzen Stellen findet man hier und 
da sehr dünne weiße Schilferchen; ältere holzige Zweige 
sollen nach Prof. Scheffer nicht befallen werden, 
sondern nur die jungen. Daher leiden junge Bäume 
mit noch unreifem Holz sehr von dieser Kranlheit 
und sterben häufig, während ältere nur in ihrer 
Produktion geschädigt werden. Der Pilz wuchert 
auch in der Rinde und tödtet den Vast, daher stirbt 
der Zweig, falls der Pilz denselben rings umgiebt. 
Als Gegenmittel dient außer guter Kultur nur das 
Abschneiden der befallenen Zweige unterhalb der 
schwarzen Stellen und das sorgsame Verbrennen der 
abgeschnittenen Theile. 
5. Nicht zu verwechseln hiermit ist ein anderer 
schwarzer Pilz, Capnodium sp., bekannt unter 
dem Namen Ruß-Brand, sooty-blight, der 
als Begleiter der demnächst zu besprechenden Schild= 
laus die Blätter mit dunkler Inkrustation überzieht. 
6. Die Krebskrankheit des Kaffeebaumes, meist 
„Canker“ oder „cancer“ genannt, ist eine sehr un- 
vollständig bekannte Krankheit, oder wahrscheinlich sind 
es sogar mehrere. Eine derselben, der Natal- 
Krebs, hat die Bemühungen, Kaffee in Natal zu 
kultiviren, zum Scheitern gebracht. Bei dieser Krank- 
heit beginnen zuerst die kleinen tertiären und sekun- 
dären Zweige zu welken, und bei näherer Unter- 
suchung erweist sich die Cambiumschicht unterhalb 
der Rinde der primären Zweige als abgestorben 
und blau-schimmelig. Allmählich dringt der blaue 
Auflug nach unten weiter vor über den ganzen 
Stamm hin, und tödtet den Baum muerbittlich in 
wenigen Monaten. Die Krankheit findet sich auf 
den verschiedensten Bodenarten und Lagen, und be- 
fällt mit Vorliebe Bäume im Alter von etwa sechs 
Jahren. Ob dieser Natal-Krebs eine primäre Krank- 
heit ist, oder nur die durch mangelhaften Unter- 
grund geschwächten Bäume befällt, ist zweifelhaft. 
Durch rechtzeitiges Abschneiden der befallenen Theile 
ließe sich der Krankheit wohl ein Damm entgegen- 
setzen. 
Ueber den Jamaika-Krebs, dem beständig 
etwa 1 pCt. der Bäume zum Opfer fallen sollen, 
fehlen nähere Angaben. 
Der Java-Krebs, eine recht gesürchtete Krank-
	        
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