auszugleichen. Die Befürchtung, daß durch ver-
mehrte Blattproduktion dem Pilz eine größere An-
griffsfläche geboten wird, ist eben so wenig begründet,
als wenn man behaupten wollte, gut genährte Leute
müßten ansteckenden Krankheiten mehr ausgesetzt sein,
als solche in schlechtem Ernährungsstande; sicher da-
gegen ist die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit zu über-
stehen, eine größere.
Der beste Beweis hierfür ist, daß der viel
robustere und großblätterige liberische Kaffeebaum
zwar auch von der Hemileia befallen wird, aber
wenig darunter leidet. Auch andere Pflanzen aus
der Familie der Rubiaceen werden übrigens von
diesem Pilze gelegentlich befallen, aber nur in sehr
schwachem Maße.
Für Deutsch Ost-Afrika, wo die Krankheit noch
nicht bekannt zu sein scheint, ist es vor Allem wichtig,
den Kaffee in durchbrochenen, also nicht in kon-
tinuirlichen großen Plantagen zu kultiviren, sowie
ferner auf die ersten Indizien der Krankheit scharf
aufzupassen, und im Zweifelsfalle die durchscheinenden,
und dann unterseits hell werdenden Blattflecke mit
Scheere oder Schwefelsäuren-Nadel zu behandeln.
2. Eine zweite recht schädliche Pilzkrankheit des
Kaffees ist die Blattfäule, engl. Leal-rot, von dem
Pilze Pellicularia koleroga Cocke herrührend.
In Vorder-Indien, wo die Krankheit kolerga
heißt, nahm man an, daß in den Pflanzungen von
Mysore ein Viertel der Ernte jährlich diesem Pilz
zum Opfer siel. Der Pilz tritt dort etwa im Juli
auf und bedeckt die Unterseite der Blätter, sowie
auch die jungen Zweige mit einer schleimig-gelatinösen
Masse, die aus einem weißen Mycelium besteht, mit
mikroskopischen kugeligen, durch seine Spitzen rauhen
sitzenden Sporen. Die angegriffenen Blätter werden
schließlich schwarz (vielleicht nur infolge Verstopfung
der Spaltöffnungen) und sallen ab, und ebenso faulen
die Beeren und fallen klumpenweise ab. Da es ein
auf der Oberfläche des Blattes lebender Pilz ist,
der nach der Anfeuchtung mit einem Messer abge-
hoben werden kann, so soll eine Bestreuung mit
Schweselblumen gute Dienste dagegen thun; auch
Karbol= und Salicylsäurelösung sind zu empfehlen;
das Sammeln und Verbrennen der abgefallenen
Blätter ist natürlich das Naheliegendste, soll aber
auf das Fortbestehen der Krankheit keinen Einfluß
ausgeübt haben.
Die in Venezuela Candellilho genannte und
von Prof. Ernst in Caracas einem Mehlthaupilz
(Erysiphe) zugeschriebene Krankheit ist nach Cooke
die gleiche. Ebenso vermuthlich eine schon 1864
von Jamaika beschriebene Kaffeekrankheit.
3. Die sogen. Eisenfleck-Krankheit, Iron-
stain oder „mancha de hierro“ von Venczuela
ist charakterisirt durch das Auftreten scharf begrenzter
farbloser Stellen auf der Blattoberfläche, ähnlich wie
bei der Cemiostoma-Krankheit. Es sind hierbei
zwei Pilze gefunden, Sphaerella cofleicola
Cooke, schwarze Perithecien mit spindelförmigen
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darstellen.
zweizelligen Sporen in keulenförmigen Schläuchen.
Ferner eine kleine gelbe Stilbumart Stilbum
Hlavidum Cooke, mit sehr kleinen rundlichen
Köpfchen, die aus kleinen fast kugeligen Sporen be-
stehen. Cooke bezweifelt, daß diese Pilze die primäre
Ursache der Krankheit sind, er möchte eher annehmen,
daß sie eine Folgeerscheinung einer anderen Krankheit
Auch eine Reihe anderer auf Kaffee-
blättern parasitischer Pilze aus Venezuela sind von
Cooke beschrieben, die aber gleichfalls nicht hervor-
ragend schädlich sind.
4. In Java tritt häufig der sogen. schwarze
Rost (holländisch zwaarte roest) auf, ein Pilz,
der die jungen Zweige mit einer schwarzen oder zu-
weilen braunen Masse einseitig oder ringsum über-
zieht; auf den schwarzen Stellen findet man hier und
da sehr dünne weiße Schilferchen; ältere holzige Zweige
sollen nach Prof. Scheffer nicht befallen werden,
sondern nur die jungen. Daher leiden junge Bäume
mit noch unreifem Holz sehr von dieser Kranlheit
und sterben häufig, während ältere nur in ihrer
Produktion geschädigt werden. Der Pilz wuchert
auch in der Rinde und tödtet den Vast, daher stirbt
der Zweig, falls der Pilz denselben rings umgiebt.
Als Gegenmittel dient außer guter Kultur nur das
Abschneiden der befallenen Zweige unterhalb der
schwarzen Stellen und das sorgsame Verbrennen der
abgeschnittenen Theile.
5. Nicht zu verwechseln hiermit ist ein anderer
schwarzer Pilz, Capnodium sp., bekannt unter
dem Namen Ruß-Brand, sooty-blight, der
als Begleiter der demnächst zu besprechenden Schild=
laus die Blätter mit dunkler Inkrustation überzieht.
6. Die Krebskrankheit des Kaffeebaumes, meist
„Canker“ oder „cancer“ genannt, ist eine sehr un-
vollständig bekannte Krankheit, oder wahrscheinlich sind
es sogar mehrere. Eine derselben, der Natal-
Krebs, hat die Bemühungen, Kaffee in Natal zu
kultiviren, zum Scheitern gebracht. Bei dieser Krank-
heit beginnen zuerst die kleinen tertiären und sekun-
dären Zweige zu welken, und bei näherer Unter-
suchung erweist sich die Cambiumschicht unterhalb
der Rinde der primären Zweige als abgestorben
und blau-schimmelig. Allmählich dringt der blaue
Auflug nach unten weiter vor über den ganzen
Stamm hin, und tödtet den Baum muerbittlich in
wenigen Monaten. Die Krankheit findet sich auf
den verschiedensten Bodenarten und Lagen, und be-
fällt mit Vorliebe Bäume im Alter von etwa sechs
Jahren. Ob dieser Natal-Krebs eine primäre Krank-
heit ist, oder nur die durch mangelhaften Unter-
grund geschwächten Bäume befällt, ist zweifelhaft.
Durch rechtzeitiges Abschneiden der befallenen Theile
ließe sich der Krankheit wohl ein Damm entgegen-
setzen.
Ueber den Jamaika-Krebs, dem beständig
etwa 1 pCt. der Bäume zum Opfer fallen sollen,
fehlen nähere Angaben.
Der Java-Krebs, eine recht gesürchtete Krank-