Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Der Boden war durchweg lehmhaltig. Eine 
halbe Stunde von Campo beginnend bis zum Pangwe- 
dorf Sangdam und noch ein gut Theil darüber 
hinaus ist der Boden sehr fruchtbar. Auf dem Wege 
durch den unbewohnten Theil, welcher jedoch gleich- 
falls nicht zu unterschätzen ist, fand ich zwei größere 
Plähe vor, auf welchen ehemals Buschdörfer ge- 
standen haben; das abgeholzte Terrain, Gras und 
verwilderte ehemalige Aupflanzungen geben hiervon 
Zeugniß. Diese sowie das linke Ufer des M'Bindi 
eignen sich zur Anlage von Farmen. 
Die Pangwe-Eingeborenen pfianzen hauptsächlich 
Mais, welcher sehr gut gedeiht, dann eine Kürbisart, 
von welcher sie die Kerne genießen, sowie Zucker- 
rohr, Erdnüsse, Planten, Bananen, Maniok, auch 
bereiten sie für ihre eigenen Bedürfnisse Oel. 
Recht schöne Landeserzeugnisse habe ich in der 
Ortschaft M'Briese infolge des dort äußerst frucht- 
baren Bodens und der angenehmen Temperakur an- 
getroffen. Große Farmen umgeben hier die Dörser. 
Der Viehstand beschränkt sich auf Schafe, Ziegen 
und Hühner. 
Die Pangwes sind ganz vorzügliche Ackerbauer 
und viel fleißiger und wißbegieriger als die Küsten- 
bevölkerung. Die Noth ist bei den Pangwes durch- 
aus nicht die Anregung zu ihren NRäubereien. Von 
jeher kriegerisch, halten sie es unter ihrer Würde, 
stets friedlich zu leben. Nur die zur Zeit an der 
Beach sich ansiedelnden Pangwe-Eingeborenen treibt 
die Noth zu den Plünderungen der Maniokfelder 
der Eingeborenen. 
Von den Flüssen des von mir bereisten Land- 
striches können nur der Betano und der M'Bindi 
Erwähnung finden. Beide sind jedoch, trotz ihres 
umfangreichen Laufes und ihrer Breite wegen, weder 
für Kanoes noch überhaupt, nicht einmal stellenweise, 
befahrbar; in der Regenzeit sind dieselben fast un- 
passirbar. Der Betano fließt in den Bongola, 
welcher 1 1/2 Stunden oberhalb Campo in den Campo= 
fluß mündet; der M'Bindi mündet oberhalb der 
Bucawasserfälle in den Campo. 
Der Walbdbestand ist sehr dürftig, jedoch eignet 
sich die vorhandene Baumart zur Verwendung beim 
Hausbau; das Holz wiegt etwas schwer, läßt sich 
aber leicht und vortheilhaft bearbeiten. 
Eine Flora habe ich, bis auf eine in den Flüssen 
und Creeks stellenweise in Massen vorkommende Art 
weißer Wasserlilie in Sternsorm, deren farnkraut- 
artige Blätter unter Wasser sich befinden, nirgends 
vorgefunden. 
Die Berge enthalten durchschnittlich granitartiges 
Gestein. 
Der einzige Handelsartikel ist Kautschuk, in sel- 
tenen Fällen Elfenbein. Der Handel selbst liegt zur 
Zeit ganz in Händen der Pangwe# Eingeborenen. 
Die politischen Verhältnisse sind in keiner Weise 
besorgnißerregend. Zwar vertreiben die immer mehr 
und mehr nach der Beach strebenden Pangwes die 
zwischen Beach und ihnen wohnende Buschbevölkerung 
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aus den Dörfern, seen sich darin fest und versuchen 
von hier aus die Beachdörfer selbst ebenfalls in ihren 
Besit zu bekommen, doch an dem Baacheigenthum 
des Europäers wagen sie sich nicht zu vergreifen. 
Den Einfluß, den die Kaiserliche Zollstation Campo 
bisher auf die Pangwe-Eingeborenen in politischer 
wie auch Handelsbeziehung ausgeübt hat, ist durch 
diese Reise nur noch mehr zum Ansehen gekommen 
und die Freundschaft mit diesen Eingeborenen für 
weitere Zeiten ernenert worden. 
  
VTogo. 
Sammlung naturwissenschaftlicher Gegenstände. 
Bei dem Königlichen Museum für Naturkunde 
sind im Juli d. Is. zwei von dem Botaniker 
E. Baumann bei der Forschungsstation Misahöhe 
im Togogebiete zusammengebrachte Sendungen zoo- 
logischer Objekte hier eingctroffen. 
Die beiden Sendungen enthielten zusammen: 
49 Säugethierfelle, 
12 Sängethierschädel, 
25 Säugethiere in Alkohol, 
106 Vogelbälge, 
4 Vogelskelette, 
10 Vogelgnester, 
19 Vogeleier, 
eine große Zahl Reptilien und Amphibien, 
7 Fi 
ische, 
187 Düten mit Lepidopteren, einigen Libellen, 
Wanzen und Orthopteren, 
235 Nollen mit Orthopiteren, 
etwa 100 Insekten aller Ordnungen zwischen 
Watteschichten, 
22 Arten Orthopteren in Spiritis, 
is -Hemipteren = 
DLepidopteren- Ronpen, 
31 Krebse, 
12 Mollusken und 
6 Regenwürmer. 
Der Erhaltungszustand fast aller Stücke ist gut. 
Von den 40 eingesandten Säugethicrarten sind durch 
diese Sendung 12 für Togo zum ersten Male nach- 
gewiesen; eine Art ist neu für unsere Sammlung, 
von 6 anderen besaßen wir bisher nur Schädel und 
Gehörne. Die Vogelsammlung ist sehr werthvoll. 
Sie enthält 15 Arten, welche für jenes Gebiet neu 
nachgewiesen werden, darunter eine neu entdeckte Art 
(Eremomela Baumanni). Vier Arten, welche auch 
in anderen europäischen Sammlungen sehr selten sind, 
wurden durch diese Sendung unserem Museum zu- 
geführt. Die übrigen Bälge sind als Ergänzungs- 
stücke zu früheren Sendungen willkommen. Die 
Sendung giebt interessante Nachweise über die Aus- 
dehnung der Winterreise europäischer Zugvögel. Unter 
den Insekten dürfte sich bei näherer Untersuchung 
noch manche neue Art finden. Besonderes Interesse
	        
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