Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Bandel der englischen Goldküsten-Rolonie. 
Die Einsuhr der englischen Goldküsten-Kolonie hat 
im Jahre 1892 einen Werth von 11 940 000 Mark, 
die Ausfuhr einen solchen von 13 300 000 Mark 
erreicht. Die Einnahmen der Kolonie betrugen 
3 660 000 Mark. Unter den Ausfuhrartikeln spielen 
neuerdings eine besondere Rolle Nutzhölzer und 
Affenfelle. Der Holzexport hat sich binnen wenigen 
Jahren in außerordentlicher Weise gehoben. 1887 
wurde Holz im Werthe von 80 Mark, im Jahre 
1892 aber für 720 000 Mark ausgeführt. Der 
Export an Affenfellen belief sich im Durchschnitt der 
letzten fünf Jahre auf 175 000 Stück im Werthe 
von etwa 600 000 Mark. Es wird behauptet, daß 
in der Kolonie jährlich wenigstens 200 000 Affen 
getödtet werden. 
  
Perschiedene Miltheilungen. 
Deutsche KRolonialgesellschaft. 
Dem Berichte über die Sißung des Vorstandes 
der deutschen Kolonialgesellschaft am 2. Dezember 
1893 zu Magdeburg entnehmen wir Folgendes: 
Der Vorsiyende Fürst zu Hohenlohe-Langen- 
buryg theilte mit, daß die Gesellschaft neuerdings 385 
neue Mitglieder gewonnen und den Beitritt weiterer 
zu erwarten hat. Eingehend erwähnte er die Be- 
strebungen der Gesellschaft, die wissenschaftliche Er- 
sorschung der Schußgebiete zu fördern. Es sind diese 
Bemühnungen, welche in der Entsendung der Herren 
Dr. Sander und Dr. Dove nach Südwestafrika 
und Dr. Lent und Wiener nach Ostafrika ihren 
Ausdruck gefunden haben, an dieser Stelle östers 
erwähnt worden. 
Im Jahre 1893 hat die Gesellschaft drei 
direkte Schisse nach Deutsch-Südwestafrika expedirt. 
Wie der Vorsitzende hervorhob, haben sich diese 
Schiffsgelegenheiten als außerordentlich nützlich er- 
wiesen. Die Passagepreise und Frachten konnten fast 
um die Hälfte billiger gestellt werden, als sie von 
Hamburg über Kapstadt nach Walfischbai betragen, 
so daß direkte Waarenbestellungen aus den Schutz- 
gebieten zu verhältnißmäßig billigen Frachtsätzen aus- 
geführt werden können. Es haben auch verschiedene 
Händler im Schutgebiet, die sonst in Kapstadt ihre 
Waaren kauften, bereits geschäftliche Verbindungen 
in Hamburg angeknüpst und beziehen nun mit unseren 
Schiffen ihre Waaren aus Deutschland. Mit jedem 
Schiffe dürften etwa für 100 000 Mark Waaren, 
die sonst in Kapstadt gekauft worden sind, aus 
Deutschland bezogen worden sein. Die Schiffs- 
expeditionen haben auch für die Gesellschaft einen 
finanziellen Vortheil abgeworfen. 
Der Ausschuß beabsichtigt, wegen der vortheil- 
haften Gestaltung dieser Schiffsverbindungen zunächst 
drei oder vier Schiffsgelegenheiten im nächsten Jahre 
in Aussicht zu nehmen. 
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Im engen Zusammenhang hiermit steht die 
Ansiedelung in Deutsch-Südwestafrika welche die 
Gesellschaft ins Leben gerufen hat und an der 
sie betheiligt geblieben ist. Es sind bis jetzt im 
Windhoeker Bezirk angesiedelt 27 Heimstätteninhaber, 
denen je sechs Morgen Land für Anlage eines Gartens 
und für Errichtung der Wirthschaftshäuser unent- 
geltlich zugewiesen worden sind, mit Benutzung von 
Gemeinweide, und 16 Farmer, welche insgesammt 
165 000 preußische Morgen Land gekauft haben mit 
Anzahlung von ½10 oder ⅛ des Kaufgeldes. Mit 
dem letzten Dampfer sind drei Farmer und zwei 
Heimstätteninhaber hinausgegangen, welche troß der 
herrschenden Kriegsunruhen hinausgehen wollten. Es 
meldet sich fortgesetzt eine größere Zahl Ansiedler 
für Deutsch-Südwestafrika, deren Hinaussendung jetz 
aber verschoben werden muß, bis die Kriegsunruhen 
vollständig aufgehört haben. Die vielen Anfragen 
nach Land lassen erwarten, daß umfangreiche Ver- 
käuse von Land stattfinden werden, sobald erst volle 
Ruhe und Ordmmg im Schutzgebiet herrscht. Es 
ist deshalb auch in Aussicht genommen, daß möglichst. 
bald ein eigener Vertreter des Syndikats nach Wind-- 
hock hinausgeht. 
Der Rede des Fürsten zu Hohenlohe-Langen- 
burg folgte ein Vortrag des Herrn v. Stetten 
über seine Reise durch Adamana, der sich eine De 
batte über die Frage des Hinterlandes von Kamerun 
anschloß. 1. 
Bei der den Schluß der Sißtzung füllenden * 
rathung des Budgets der Gesellschaft wurde dis 
Einnahme auf 118 010 Mark veranschlagt. Unter 
den Ausgaben kommen besonders die Kosten der 
Kolonialzeitung mit 21 500 Mark und des Büreaus 
mit über 40 000 Mark in Betracht. Für allgemeine 
koloniale Zwecke bleiben im Jahre 1894 37 760 Motk 
verfügbar. ’ 
Das neue Kabel von den Soychellen nach Mau-- 
ritius ist nach einer Meldung aus Sansibar her- 
gestellt, und der Depeschenwechsel zwischen Sansibaf 
und der Insel Mauritius hat bereits im November 
begonnen. « 
Mit dem Reichspostdampfer „Kaiser“, der am 
3. Januar Hamburg verlassen hat, ist der erste der- 
für Ostafrika bestimmten Zollkreuzer verschifft worden. 
1 
  
  
* 
Nach einem in Hamburg eingetroffenen Telegramm 
vom 10. d. Mts. ist der Dampfer „Marie Woermann? 
auf der Rückreise von Deutsch-Südwestafrika wohl“ 
behalten in Loanda eingetroffen. 
  
  
 
	        
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