Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

zu schaffen, an welchem das Vieh herübergezogen 
werden konnte, was überraschend schnell vor sich ging, 
so daß das gesanimte Vieh in einem Tage auf das 
andere Ufer herübergeschafft war. 
Am 16. kamen 112 Männer und Frauen mit 
ihren Kindern ins Lager, die früher bei Kondoa ge- 
raubt und nun aus Uhehe geflohen waren, um uns 
zu fsolgen und sich wieder in Kondoa anzusiedeln. 
Diese Leute sind nachher in Kilossa entlassen worden. 
Unter Zuhülfenahme der regenfreien Mondschein- 
nächte wurden die Kiwangaleute, Weiber und Ge- 
fangene, das Detachement Ulanga, sämmtliche entbehr- 
lichen Reitthiere und Lasten, das noch übriggebliebene 
Vieh, zwei Züge der 6. Kompagnie unter Lientenant 
Noetel und ein Maximgeschütz nach und nach auf 
das linke Ufer geschafft und konnte diese Abtheilung 
bereits am 18. nach Kilossa vorausgeschickt werden. 
Am 19. war auch der Rest des Detachements 
nach elstägigen angestrengten Arbeiten auf das andere 
Ufer übergesetzt und traf an demselben Tage die 
lange erwartete Verpflegung aus Kilossa ein, die 
leider nur aus acht Sack Reis bestand, so daß die 
Leute täglich nur einen Tassenkopf voll Reis be- 
kommen konnten. Zwei Sack Reis waren vom De- 
tachement Link, sieben vom Detachement Noetel 
entnommen worden. 
Am 20. wurde der Marsch nach Kilossa an- 
getreten über Maroro, Nduduma (erstes Lager), das 
Rubehobehogebirge — Miombofluß (zweites Lager), 
Mangatua, Mischafa (drittes Lager), wo das De- 
tachement mit der Ablheilung Noctel zusammentraf. 
Am 23. vormittags traf das Detachement in 
Kilossa ein mit etwa 350 befreiten Sklaven und 
aus Uhehe geslohenen Kondoaleuten, 90 gesangenen 
Wahehe und dem uns noch gebliebenen Bieh — 
540 Stück Großvieh. 
Während des lUlebersetzens über den Ruaha= 
Mpangali haben sich die dort und am Lukosse woh- 
nenden Wasagara alle ordentliche Mühe gegeben und 
Tag und Nacht unverdrossen gearbeitet, um uns zu 
helsen. Daß die Wahehe ihnen das nicht ungestraft 
hingehen lassen würden, sahen sie selbst ein und 
haben sich gleich nach unserem Abmarsch in die Berge 
verzogen. 
Daß die Wahehe während unseres Marsches nicht 
ein einziges Mal versucht haben, das ihnen genommene 
Eigenthum an Weibern und Vieh zurückzuerlangen, 
beweist meiner Ansicht nach den surchtbaren und 
niederdrückenden Eindruck des Falles von Kuirenga 
und des mißlungenen Ueberfalles auf die Haupt- 
kolonne; außerdem wird der Abfall der von ihnen 
früher unterjochten Stämme das seinige dazu bei- 
tragen, ihre Macht und ihr Prestige für lange Zeit, 
vielleicht für immer, zu vernichten. 
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Ramernn. 
Militärische Besehung von Buvza. 
Nach dem am 7. Februar 1893 mit dem Stamm 
der im Kamerungebirge ansässigen Bucaleute 7) 
zu Stande gekommenen Friedensschluß schien sich die 
Aussicht auf die Herstellung von Ruhe und Frieden 
in diesem Theile des Schutgebietes Kamerun zu er- 
öffnen. Der Gonverneur v. Zimmerer, welcher 
kurze Zeit darauf einen mehrtägigen Aufenthalt unter 
dem Stamm nahm, ) hatte Gelegenheit, sich von 
dem wilden Charakter dieser Gebirgsbewohner zu 
überzeugen; immerhin schien die Hoffnung nicht aus- 
geschlossen zu sein, mit Ruhe und Geschick in Frieden 
mit ihnen auszukommen. Nicht lange nachher ver- 
schlechterten sich jedoch die Verhältnisse wieder zu- 
sehends, indem der Häuptling Kuba seinen im 
Friedensvertrage übernommenen Verpflichtungen nicht 
nachkam, vielmehr seine frühere Schreckensherrschaft 
in weitem Umkreise von Buca wieder aufrichtete. 
Anläßlich vielfacher Unregelmäßigkeiten und Gewalt- 
thaten beschloß deshalb der Gonverneur v. Zimmerer, 
dem Kuba gegenüber ernstere Saiten auszuziehen, 
erforderlicheufalls von der ihm zur Verfügung slehen- 
den militärischen Macht Gebrauch zu machen. 
Vor Beginn der bezüglichen Aktion hatte der 
Gouverneur dem Kuba, welcher sich lange verleugnen 
ließ, in einem vom Polizeimeister Pfeil in Victoria 
geleiteten Palawer verschiedene Fragen vorlegen lassen, 
deren Beantwortung charakteristisch für den Stand- 
punkt Kubas ist. 
Er erklärte z. B., er würde die Errichtung einer 
Gesundheitsstation in Buca nur unter der Bedingung 
gestatten, daß der Verkauf von Zündhütchen frei- 
gegeben würde. 
Ueber Errichtung von Plantagen zußerte er sich 
dahin, daß er sie gestatten würde unter der Be- 
dingung, daß die Weißen im Dorse Bucga selbst 
wohnten, d. h. als Gefangene. 
Zum Gerichtstag nach Victoria zu kommen, 
lehnten die Busalente rundweg ab. Dies ist um so 
bemerlenswerther, als Kuba sich in alle Palawer, 
selbst der Küstenbevölkerung, einmischte und von 
jedem getödteten oder verletzten Manne behauptete, 
es sei ein naher Verwandter von ihm. Die ewigen 
Streitigkeiten von Bota und Boando konnten wegen 
Kubas nie zu Ende kommen und die von ihm an- 
gedrohte Zerstörung von Mbinga am Bimbiakreek 
war nur durch das persönliche Erscheinen des Assessors 
v. Saltzwedel verhindert worden, denn direlt gegen 
die Weißen Gewalt zu brauchen, scheute sich Kuba 
bisher doch. Angesichts dieser Thatsachen wies der 
Gouverneur den Schuttruppenkommandeur an. in 
Bua eine militärische Station anzulegen. 
Der Letzlere, Rittmeister v. Stetten, wurde zu 
diesem Zwecke sammt der Schutztruppe durch den 
*) Vergl. Deutsches Lolonialbtat 1893, S. 231. 
*) Jahrgang 1899, Seite 288.
	        
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