Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

sowie einiger in Afrika selbst gesammelter Erfahrungen 
bezüglich der Unschädlichleit des Genusses von Sumpf- 
wasser geleugnet. Referent kann dem nach seinen 
eigenen in Kamerun gemachten Erfahrungen nur 
beistimmen. An Land sowohl wie namentlich an 
Bord der Kamerun anlaufenden Schiffe, im Be- 
sonderen der daselbst stationirten Kriegsschiffe, sind 
in der überwiegenden Zahl der häufig vorkommenden 
Malariaerkrankungen Infektionen durch Trinkwasser 
mit Sicherheit auszuschließen. Trotzdem wird man 
dem Verfasser durchaus Recht geben, wenn er vor 
dem Genuß ungekochten Wassers wegen der Gefahr 
der Uebertragung anderer Krankheitserreger, Dys- 
enteriekeime oder Filarien, dringend warnt. 
Von den Filtern zieht er das Chamberlainsche 
den anderen vor. In der Theorie ist ihm in der 
Hinsicht insofern Recht zu geben, als es das cinzige 
ist, welches ein keimfreies Filtrat liefert. Anderer- 
seits ist aber die gelieferte Wassermenge so gering 
und die häufig nothwendig werdende Sterilisation so 
umständlich, daß es für den praktischen Gebrauch, 
namentlich von Laien, nicht empfohlen zu werden 
verdient. Entfernung der gröberen Verunreinigungen 
durch ein Kohlenfilter und vorheriges Abkochen des 
zum Trinken bestimmten Wassers hat dem Referenten 
sich bisher immer als einfachste und völlig aus- 
reichende Methode zur Unschädlichmachung des Trink- 
wassers bewährt. 
Alkoholgenuß in beschränktem Maße hält der 
Verfasser nicht für schädlich in den Tropen. Mit 
Parke sieht er 1 bis 1⅛ Unzen Alkohol täglich als 
Grenze des Zuträglichen an. Die Bedeutung von 
Kaffee und Thee als gerade in den Tropen un- 
entbehrlicher physiologischer Neizmittel wird voll ge- 
würdigt. 
Das im 17. und 18. Kapitel betreffs zweck- 
mäßiger Kleidung in den Tropen Gesagte enthält 
nichts Neues von Bedeutung. Das Prinzip, daß die 
Tropenkleidung dünn, hell, lose, porös, weich und 
luftig sein soll, kann wohl als allgemein anerkannt 
gelten. Gegenüber den meisten anderen Tropen- 
reisenden, namentlich Rohlfs, zieht Stanley für 
die Unterkleidung Wolle der Baumwolle vor. Es 
solgt eine Schilderung der für die Tropen zweck- 
mäßigen Kleidung, welche sast genau mit der überein- 
slimmt, welche von den im Tropendienst befindlichen 
deutschen Offizieren und Beamten ganz allgemein 
angenommen ist, und ein Verzeichniß der zur voll- 
ständigen Tropenausrüstung ersorderlichen Gegen- 
stände. Es werden selbstverständlich nur englische 
Bezugsquellen empfohlen. 
Im 19. Kapitel werden kurz einige für die 
Tropen in Betracht lommende Zelt= und Haustypen 
besprochen. Weder das indische Jagdzelt, die Beckoba, 
noch das Edginton-Zelt oder Dr. Pruens bienen- 
korbartiges Zelt für schwarze Expeditionsmitglieder 
bieten gegenüber den im deutschen Kolonialdienst ver- 
wendeten Zeltmodellen irgend welche Vortheile. Die 
Hausmodelle Arnots und Dr. Prucus' haben den 
  
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für tropische Malariagegenden sehr in Betracht 
kommenden Nachtheil, daß sie ebenerdig liegen. 
Diesen Fehler vermeidet das Hausmodell des Ver- 
fassers selbst. Nach diesem ruht das Haus auf 
Pfählen, es hat doppeltes Dach und doppelte Wände, 
welche 1 Fuß voneinander abstehen, der Zwischen- 
raum ist mit schlechten Wärmeleitern, trockenem Gras, 
Stroh u. s. w. ausgefüllt. Eine 9 Fuß breite und 
11½ Fuß hohe Veranda umgiebt es von drei Seiten. 
Bambusgeflecht dient zum Abhalten der Sonne. 
Zur Konservirung des Hauses werden wochentliche 
Abwaschungen der Holztheile mit 5proz. Karbol- 
lösung empfohlen. Für ständige Niederlassungen be- 
trachtet Verfasser Hänser, welche nach dem Prinzip 
des indischen Bungalow gebaut sind, als die zweck- 
mäßigsten. Das Titelblatt giebt die Abbildung eines 
solchen. Der Bungalow ist nicht auf Pfeilern er- 
baut, doch liegt die Plattform 2½ Fuß über dem 
Boden. Die ganz oder fast ganz das Haus um- 
gebende Veranda ist 9 bis 10 Fuß breit. Thüren 
und Fenster öffnen sich direkt nach der Veranda, die 
durch Bambusmatten gegen die Sonne geschützt ist. 
Die Wände sind aus Lehm, unten 2½ Juß breit, 
oben etwas dünner, bis zum Dach 24 Fuß hoch, 
außen weiß gewaschen, innen bemalt. Oberhalb der 
Ansatzlinie der Veranda befinden sich in den Wänden 
Ventilationsössnungen. Gedeckt ist der Bungalow 
mit einer Nohr= oder Grasschicht von etwa 2½/ Fuß 
Dicke, der Dachfirst erhebt sich bis 15 Fuß über den 
Dachansaßz, dieser überragt an Breite die Wand- 
flächen um 3½ Fuß. Die Fensteröffnungen werden 
durch Glasfenster und Jalousien geschlossen. Mit 
Recht betont der Verfasser, daß für das afrikanische 
Klima eine Modifikation dieser Bauart in dem Sinne 
erforderlich wäre, daß der Boden etwa 15 Fuß 
über das Erdreich erhoben würde. Dieses selbst 
müßte in einem Umkreis von 3 Ellen oder mehr 
um das Haus mit einer Cementschicht bedeckt sein.“ 
Murrays Guide to tropical hygienc ist nicht 
allein für den Arzt, der sich mit Tropenhygiene be- 
schäftigt, sondern bei Murrays allgemeinverständ- 
licher Darstellungsweise auch für den Laien, welcher 
nach Afrika geht, ein empfehlenswerthes Buch. In 
praktischer Beziehung beachtenswerth ist namentlich 
das über Malariatherapic und Chininwirkung in den 
Tropen Gesagte. Als Mangel des Werkbes ist zu 
bezeichnen, daß außer der Malaria keinc der zahl- 
reichen Krankheiten des tropischen Afrika besprochen 
wird. Es wird dadurch dem Laien unmöglich ge- 
macht, sich auf dasselbe als einzigen ärztlichen Be- 
rather zu beschränken. Für den deutschen Aus- 
wanderer unbequem ist ferner, daß bezüglich Tropen- 
ausrüstungsgegenstände nur auf englische Fabrikanten 
und Firmen Bezug genommen wird, während die 
deutsche Industrie in der. Hinsicht auf den meisten 
Gebicten der englischen bereits völlig ebenbürtig ist 
und die Beschaffung alles für einen längeren Tropen- 
aufenthalt Erforderlichen in Deutschland selbst (Deut- 
scher Offizierverein lietzt v. Tippelslirch] in Berlin,
	        
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