Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Der Kommandeur. 
J. A.: gez. Freiherr v. Manteuffel. 
  
als vielmehr in der ausgiebigen Ernährung und der 
zweckmäßigen Pflege der Bäume liegen. Gut genährte 
Bäume, in reichem Boden stehend, werden, wie sich 
in Niederländisch-Indien gezeigt hat, von dem Pilz 
nur in Bezug auf die Erntemengen beeinträchtigt, 
aber nicht getödtet. Der außerordentlich reiche Boden, 
über den wir auf Handei verfügen, die Zufuhr von 
Düngungsmitteln, worauf die Pflanzungsleiter Bedacht 
genommen haben, lassen erwarten, daß unsere schönen 
Anlagen weiter gedeihen werden. Dafür spricht auch 
die bisher nur sehr geringe Ausbreitung der Krank- 
heit. Bis jetzt ist nicht mehr als ungefähr 1 péCt. 
der Bäume davon befallen, und die Krankheit ist 
nach unseren jüngsten Nachrichten im Rückgange. 
Neben der Hemileia sallen auf Handei auch noch 
sonstige nicht unwichtige Gegner der Kasseebäume, 
insbesondere Milben und Käfer, den Plantagen zur 
Last; auch ihnen gegenüber ist eine fortgesetzte eifrige 
Aufmerksamkeit und Kampfesführung erforderlich. 
Dea die Plantagen Derema und Nguelo in 1894 
erst im dritten Lebensjahre standen, so war der 
Zeitpunkt für die Ablieferung einer ersten Kaffecernte 
noch nicht gekommen. Dennoch hat Nguelo in 1894 
ein kleines Quantum von Früchten zur Reife gelangen 
lassen und uns zur Prüfung der Qnalität überschickt. 
Durch das Ergebniß der Untersuchung dieser Probe 
durch berufene Firmen sind unsere weitgehenden Er- 
wartungen vollauf bestätigt worden: die hervorragende 
Qualilät des Usambara-Kassees ist unbestreitbar. Mit 
frohen Hoffnungen sehen wir daher der Weiterent- 
wickelung unserer Plantagen auf Handei entgegen, 
wobei wir allerdings vom Bewußtsein beherrscht sind, 
daß die Rentabilität der Kaffeckultur in Denutsch- 
Ostafrika nur dann gesichert sein wird, wenn für eine 
dauernde günstige Gestaltung der Arbeiterverhält- 
uisse die Gewähr gegeben sein wird. Auf den 
Kaffeeplantagen muß, wenn sie gedeihen sollen, auf 
eine regelmäßige Thätigkeit geschickter Arbeiter ge- 
rechnet werden können. Zwar ist der Stamm unserer 
verläßlichen eingeborenen Arbeiter auf Handei im 
Berichtsjahre wieder größer geworden, indessen bleibt 
auf eine absehbare Jahresreihe die erziehende Mit- 
wirkung ostasiatischer Kulis doch unentbehrlich. Die 
zwei Jahre umfassenden Kontrakte unserer im Jahre 
1892 in Singapore angeworbenen 277 Chinesen und 
Javanen gingen im Jahre 1894 zu Ende; mit einem 
erheblichen Theil dieser Leute haben wir uns über 
die Verlängerung ihrer Kontrakte geeinigt, die übri- 
gen sind in ihre Heimath zurückgekehrt und durch in 
Singapore neu angeworbene Javanen ersetzt worden. 
Bei den heutigen gesetzlichen Bestimmungen Chinas 
und Niederländisch-Indiens ist die Anwerbung ost- 
asiatischer Arbeiter für Deutsch-Ostafrika mit außer- 
ordentlichen Schwierigkeiten verknüpft, deren Beseiti- 
gung durch die Kaiserliche Regierung zu erwarten 
steht. Schon im vorigen Geschäftsbericht ist mit- 
getheilt worden, daß von der Plantage Derema aus 
die Filiale Herus, von Nguelo aus das Vorwerk 
Union errichtet worden ist. Neuerdiugs ist von Derema 
aus bei Mfungamingi, etwa 200 m hoch, die Be- 
gründung einer Pflanzung von Kakao und Liberiakaffec 
angebahnt worden. 
Ueber unsere Plantagen im Tiefland ist mitzu- 
theilen, daß die Baumwollfelder auf Kikogwe im 
Berichtsjahre unter der plötzlich über das Land her- 
eingebrochenen Heuschreckenplage zu leiden gehabt 
haben. Die Heuschrecken sind auch im gegenwärtigen 
Jahre in Ostafrika verheerend ausgetreten, indessen 
braucht man, da die in anderen Ländern, wohin 
dieser verderbliche Schädling gerathen ist, gemachten 
Erfahrungen in der Regel dahin gegangen sind, daß 
an Ort und Stelle eine zweite Brut nicht mehr 
aufkommt, auf absehbare Zeit eine Wiederkehr der 
jetzt in der Kolonie erlebten Kulturverwüstungen 
nicht zu befürchten. 
Im Hinblick auf die durch die Ueberproduktion 
in Amerika und anderen Ländern herbeigeführte Ver- 
schlechterung der Baumwollpreise, welche anscheinend 
von Dauer ist, haben wir auf Kikogwe nunmehr auch 
den Anbau von Liberiakaffee begonnen. Die erste 
Entwickelung der Kaffeefelder auf Kikogwe giebt der 
Hoffnung Raum, daß die Anpflanzung gelingen wird. 
Unsere Kokosnußplantage Muoa, jeßtzt im 
dritten Lebensjahre stehend, hat in 1894 recht er- 
freuliche Fortschritte gemacht. Am Ende des Be- 
richtsjahres standen 65 000 Bäume im Felde, und 
es scheint das für diese Anlage aufgestellte Programm 
in allen Theilen eingehalten werden zu können. 
 
	        
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