Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Die erste Variante benüßt die Mackinnonstraße 
bis über Kongoromboto hinaus, biegt vor dem An- 
stieg der Straße in die Puguberge westmordwestlich 
aus, folgt dem Simbasithal bis zum Kiserethal und 
führt durch dieses und das Tshansigethal in das 
Kisserawethal, die Mission berührend. Etwa 1 km 
hinter Kisserawe folgt sie wieder der Mackinnonstraße 
is zum Schnittpunkt derselben mit dem Mpiyithal. 
Fortsetzung im Mpiyithal wie bei der zweiten. 
Zweite Variante, folgt von Dar-es-Saläm 
der Mackinnonstraße, verläßt dieselbe in der Nähe 
von Yombo, führt in südwestlicher Richtung, die tief 
in das Land einschneidenden Krieks vermeidend, über 
den Msinga Hongono, folgt der Wasserscheide zwischen 
Msinga Hongono und Msingo Kibeku, geht alsdann 
in südwestlicher Nichtung in das Mpiyithal über, 
folgt dem Mpiyithal, führt über Mengwa kwa Ma- 
dunda nach Mtunha, womöglich über Mslanga kwa 
Dondola, von Mtunha über Kisangire, das Mlenge- 
flüßchen schneidend, allmählich in die Steppe, in 
dieser nordwestlich nach dem Rufu in der Gegend 
von Salalla (das Weitere siehe oben). 
Dritte Variante, benutzt die Mackinnonstraße 
durch die Kisseraweberge bis zum Mpiyithal. 
Sämmtliche drei Varianten treffen sich also im 
Mpiyithal und finden ihre Fortsetzung in der zu 2 
angegebenen Hauptlinie. 
Die erste Variante hat das Bestreben, die 
Missionsstation Kisserawe zu berühren. Diese Station 
siellt nach allgemeiner Ansicht ein Muster oslafrika- 
nischen Landwirthschaftsbetriebes dar. Es ist ihr 
seit der kurzen Zeit ihres Beslehens gelungen, 
nicht nur sich selbst zu erhalten, sondern auch einem 
nicht unerheblichen Theile der umwohnenden Wasa- 
ramo Arbeit und Nahrung zu geben. Dadurch ist 
die Anbau= und Ertragsfähigkeit der Kisserawesphäre 
bei sachgemäßer Leitung bewiesen, und es erscheint 
die Annahme gerechtfertigt, daß sich dort bei ähn- 
lichem Betriebe ein Kulturcentrum entwickeln kann. 
Das Mnpiyithal mit seinen sanften Hängen und 
siellenweise etwa 200 m breiten Thalsohle cignet sich 
nach Aussage des Missionars Greiner sehr gut für 
den Reisbau. 
Durch die Erschließung des Simbasithales würden 
dessen Naturprodulte, Kautschuk, Ebenholz, Baustein 
und kallhaltiger Stein, Verwerthung finden. 
Die zweite Variante, welche, die Kisserawe- 
berge südwestlich umgehend, mit der ersteren im 
Mopiyithal zusammentrifft, hat weniger mit Steigungs- 
schwierigkeiten zu lämpsen, dagegen mehr mit Wasser- 
verhältnissen, da sie eine größere Zahl der aus dem 
Kisserawegebirge herabkommenden, auf der Karte noch 
nicht verzeichneten Wasserläufe zu passiren hat. 
Dritte Variante: Der Gedanke der Benußung 
der Mackinnonstraße soweit als möglich auch durch 
das Kisserawegebirge war auch vom Herrn Gonver= 
neur ins Auge gefaßt worden und entsprang dem 
Wunsche, das seiner Zeit von den Engländern mit 
vielen Kosten hergestellte Planum zu benußen, um 
  
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so die kostspielige Herstellung eines neuen, überall 
mit Erd= und Rodungs-, eventnell mit Sprengarbeit 
verbundenen zu ersparen. 
Um ein Urtheil über alle drei Varianten bilden 
zu können, ist die Bearbeitung sämmtlicher in Aus- 
sicht genommen. Zunächst wurde Variante 1 bear- 
beitet und in Variante 3 (Mackinnonstraße) das 
maßgebende Stück. 
Vom Ulugurugebirge aus rückwärts arbeitend 
soll die übrige Linie nebst Variante 2 Erledigung 
finden. 
Maßgebend für den Verlauf der Trace sollen 
die Erfahrungen der von Kisaki aus noch anzustellen- 
den Wasserrekognoszirungen des Rusugebietes sein. 
Der allgemeine Verlauf wird folgender sein: 
In der Höhe der französischen Mission Tununguo 
begiunt die Tracc, von da aus solgt sie in südlicher 
Richlung den Ulugurubergen auf einem der beiden 
Rusuufer. In der Höhe von Magogoni nimmt die 
Trace östliche Richtung an und folgt dem Rufu bis 
in die Höhe von Salalla. Dort verläßt die Trace 
das Rufugebiet, um auf kurzem Wege in südöstlicher 
Richtung das Msangahügelland in der Kisangire- 
gegend zu erreichen. 
Der Versuch, mit Benutung des nordwestlichen 
Ausläufers des Msangahügellandes etwa in der Nich- 
tung Yegea—Kisas u. s. w. möglichst bald das Rufu- 
gebiet zu erreichen, ist wegen der ungünstigen 
Geländeverhältnisse aufgegeben worden. 
Das Msangahügelland zeigt im Allgemeinen sanfte 
Formen und ist, wie seine östliche Niederung reich 
au größeren und kleineren Seen, deren bebaute User 
einen fruchtbaren Eindruck hervorrufen, wie überhaupt 
das ganze, stark bevölkerte und bebaute Hügelland. 
Dort gedeiht noch die Kokospalme neben allen übri- 
gen afrikanischen Feldfrüchten. 
Ziegen und Schafe werden in Mengen gczüchtet, 
auch die Nindviehzucht zeigt sich wieder in einigen 
Anfängen. 
Das Klima scheint gesund zu sein. 
Was den Endpunkt der Trace, das Uluguru- 
gebirge, betrifft, das Höhen von über 2000 m erreicht, 
so kann dasselbe eine Proviantkammer der Ebene ge- 
naunt werden. Die reichlichen Niederschläge gestatten 
mehrfache Ernten. An der Ostseite ist fließendes 
Wasser reichlich vorhanden und soll es auch in den 
übrigen Theilen sein. 
Zusammensassend erlaube ich mir ein Urtheil 
über den Werth der Trace: 
Dieselbe erschließt küstennahe, fruchtbare und viel- 
leicht mineralhaltige Gebiete, welche wohl dieselben 
Bodenerzeugnisse aufweisen bezw. erzengen können 
wie dos Seengebiet. Die Aussicht einer Ausnutzung 
dieser Gebiete durch europäische Ansiedler in abseh- 
barer Zeit ist als nicht ausgeschlossen zu betrachten, 
im Hinblick gerade auf den Umstand, daß diese Ge- 
biete in der Nähe der Küste liegen. 
Die Ausführung der Vorarbeiten betreffend, 
berichte ich Folgendes:
	        
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