Ganz abgesehen von seiner Bedeutung als Grenz-
bezirk gegen englisches und portugiesisches Gebiet und
als wichtiger Durchgangspunkt für den Elfenbein-
handel, ist der Bezirk Langenburg auch, was das
Missionswesen anbelangt, wohl einer der hervor-
ragendsten in Ostafrika; es sind in demselben:
4 Missionsstationen der Herruhnter Brüdergemeinde,
erlin 1,
4 - der Algerischen Väter
mit einer Gesammtzahl von über 15 Europäern,
worunter 14 Frauen.
Schon im Anfang des Jahres 1893 hatte Major
v. Wissmann Gelegenheit, die hart bedrängten
Missionsanstalten der Algerischen Väter durch Nieder=
werfung der Wawamba vor Zerstörung zu bewahren,
schnelle Rüstung und Aufbruch der Besahung von
Langenburg verhinderte 1894 einen zweiten Einbruch
desselben Volksstammes in deutsches Gebiet am Tan-
gonyika. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch die
Wahehe oder die stets unruhigen Wagoni Mafiti
Einfälle in die Umgegenden der Mission machen
würden, wenn die Station durch thatkrästiges Auf-
treten nicht von vornherein solche Einfälle als für
die Unternehmer verderblich erscheinen lassen würde.
Auch in dieser Hinsicht liegt bisher kein Grund vor,
offensiv vorzugehen, vielmehr hat sich die Station
auch hierbei an den Grundsatz „si vis pacem, para
bellum“ zu halten. Mit der steten Vergrößerung
des Einflusses der Station werden diese Naubzüge
von selbst immer seltener werden, um in absehbarer
Zeit vollständig aufzuhören.
Auch die Sklaventransporte aus dem Congostaate
sowie aus den Besihungen der South Asrican Char-
tered Comp. verdienen die volle Aufmerksamkeit der
Station.
Durch Herrn Major v. Wissmann und später
unter der Verwaltung des Herrn v. Eltz haben
Sklavenhändler ganz empfindliche Verluste erlitten.
Während sie nun unsere Besictzungen am Nyassa voll-
ständig meiden, suchen sie, um das Südende des
Tanganyika gehend, den Nikwasee zu erreichen und
gewinnen hierdurch eine Straße nach der Küste, auf
welcher sie zur Zeit von keiner Station aus bedroht
werden können.
Was ferner die landwirthschaftliche Bedeutung
des Beczirkes betrifft, so ist es anerkannt, und zwar
auch von englischen Plantagenbesitzern in Britisch=
Centralafrika, daß wir im Norden des Nyassa eins
der fruchtbarsten und geeignetsten Länder für Kaffee-
bau besitzen. Während die Verwerthung dieses Landes
durch Plantagen nur Frage der Wegeverbindung ist,
haben wir auf dem Plateau, welches sich im weiten
Gürtel um das Nordende des Nyassa befindet und
westlich sich bis zum Tanganyika hinstreckt, ein Land,
das vollkommen gutes Klima besitzt und möglicher-
weise zur Ansiedelung von Kolonisten sich zu eignen
scheint, jedenfalls aber für Viehzüchter ein vortreff-
licher Boden ist. Auch ist zu hoffen, daß eine mine-
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ralische Ausbentungsfähigleit dieses
der Zeit ergeben wird.
Noch heute ist ein guter Karawanemveg vom
Nyassa nach dem Tanganyika durch deutsches Gebiet
nicht bekannt. Der Station war es möglich, nur
bis etwa zur Hälfte der ganzen Strecke einen solchen
Weg herzustellen. Von großer Wichtigkeit ist es,
den Weg bis nach dem Tanganyika festzulegen und
durch Nachhülse für größere Karawanen passirbar
zu machen.
Die Karawanen würden diesen Weg sofort be-
nußen, da die Stevensonstraße im englischen Gebiet
oft wegen Nahrungsmangel unpassirbar wird.
Der Gouvernementsdampfer „Hermann v. Wiss-
mann“, der Ausbau der Station Langenburg sowie
die Errichtung einer Kaiserlichen Postagentur und
eines Standesamtes haben der Station weit und
breit großes Aunsehen verschafft.
Falls erst zwischen dem Nyassa und dem Tan-
ganyika eine regelmäßige Verbindung hergestellt ist,
könnte auch am Tanganyika bald eine Postagentur
errichtet werden, wodurch zugleich die ganze Korre-
spondenz aus den Congobesitzungen am Tanganyika
der Kaiserlich deutschen Post zur Beförderung zu-
fallen würde.
Landes sich mit
Ueber das Strafverfahren gegen den Jumben Mputa
von Muga
berichtet Lieutenant Storch aus Masinde unter dem
30. April d. JIs.:
Am 25. Witt erfolgte die Gesangennahme des
Jumben Mputa von Wuga wegen vieler Missethaten.
An den darauffolgenden Tagen wurde die Unter-
suchung geführt und abgeschlossen, und am 30. wurde
Mputa in einem öffentlichen Schauri, bei welchem
die meisten Jumben des Bezirks anwesend waren,
zum Tode verurtheilt und durch Erhängen hingerichtet.
Die Hinrichtung machte einen tiefen und gewiß
sehr nachhaltigen Eindruck auf die Bevölkerung; die
Simbojapartei hat damit zu existiren aufgehört. Die
noch lebenden Söhne Simbojas sind gänzlich unge-
fährlich und nunmehr eifrig bemüht, sich bei der
Station in Gunst zu setzen. Ueberall herrscht die
größte Befriedigung über das Vorgehen des Gouver=
nements; nicht nur die Leute in Wuga, sondern
überhaupt das ganze Land begrüßt die bevorstehende
Wiedereinseßung Kiniassis in seine alten Rechte mit
Freuden. Ebenso findet die geplante Einsetzung
Kihios in Masinde überall lebhafte Zustimmung, denn
Kihio ist auch bei Simbojas früheren Gegnern als
ruhiger und verständiger Mensch bekannt, der nichts
Böses im Schilde führt; außerdem besteht sowohl
bei den Freunden wie bei den Feinden Simbojas die
Ansicht, daß ein näherer Verwandter Kiniassis kein
Recht auf die Jumbenwürde in Masinde besitzt, nach-
dem der Ort von Simboja gegründet wurde.
Der langjährige Zwist in Usambara ist damit
beendet, die Station Masinde ist überflüssig, der