Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

sammen im Gotteshause einfinden können, wenn auch 
daneben noch gesonderte Gottesdienste abgehalten 
werden. Die Unkosten des ganzen Kirchenbaues be- 
laufen sich auf 1008 Pfd. Sterl., von denen kaum 
die Hälfte durch Liebesgaben gedeckt ist. 
Major Leutwein hat Alles gethan, um den 
Frieden zu sestigen. Seine herzgewinnende Art hat 
ihm das Herz des Volkes und der Gemeinde ge- 
wonnen, so daß man nie anders als mit Ehrerbietung 
vom Landeshauptmann sprechen hört. Er traf hier 
den 12. Februar mit etwa 100 Mann ein, ging dann, 
als er nach acht Tagen hier die nöthigsten Angelegen- 
heiten geordnet hatte, mit etwa 30 Mann nach 
Warmbad, um auch dort durch seine Anwesenheit den 
vielen Lügengerüchten entgegenzutreten und zu be- 
weisen, daß die deutsche Regierung nicht den Unter- 
gang, sondern den Frieden des Volkes will. 
s wurden am 19. Februar 22 Eingeborene 
konsirmirt und 23 Erwachsene und 24 Kinder getauft. 
Am 31. März wurden weitere 5 lonfirmirt und 18 
getauft. 
Auf der Station Rietsontein war Missionar 
Pabst ebenso wie seine Frau längere Zeit krank und 
hat Urlaub erbeten. 
Zum Unterhalt der Stations= oder Gemeinde- 
herde, aus deren Ertrag die kirchlichen Bedürfnisse 
bestritten werden, ist ein größeres Stück Weideland, 
Rooivloer genannt, angekauft worden. Es war dies 
nöthig, da die englische Regierung, welche einen großen 
Theil des Rietfonteiner Gebietes beansprucht, das 
Land vermessen und den Besitztitel der jetzigen In- 
haber prüfen und feststellen läßt. Die früheren 
Zeiten, in denen jeder seine Herde frei im Felde 
weiden lassen konnte und nur der Stamm in seiner 
Gesammtheit ein Besitzrecht auf das Weidefeld im 
Ganzen hatte, sind jebt vorbei. Da die Leute die 
Aufmessungskosten ihrer Plätze im Betrage von 50 
bis 60 Pfd. Sterl. nicht aufbringen können, werden 
viele Grundstücke verkauft und das für dieselben ge- 
gebene Geld oder Vieh wird durchgebracht, so daß 
in nächster Zeit eine ganze Anzahl der Bastards 
wegziehen. 
Neu ausgenommen in die Gemeinde wurden 
24 Personen, 10 durch Konfirmation und 14 durch 
die Taufe. 
In Berseba ist an Stelle des zu Witbooi seiner 
Zeit übergegangenen Unterkapitäns Dietrick Izaak 
der Bastard Hendrik Cloete gewählt worden. 
Am 12. März war Major Leutwein dort. Am 
13. vormittags war eine große Veriammlung im 
Hause des Kapitäns, die in gutem Frieden ablief. 
Er schenkte für Schule und Kirche drei Pfd. Sterl. 
und war erfreut, daß die Leute so zutraulich gegen 
ihn waren; selbst die Frauen kamen, um ihn zum 
Abschied zu grüßen. 
Nachdem Major Leutwein die Stammesange- 
legenheiten der Gei-Khanaua so weit geordnet hatte, 
daß sie wieder in das Gebiet von Gobabis zurück- 
kehren dürsen, lamen Abgeordnete derselben zu mir 
  
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und baten den Missionar um Einführung eines in 
Berseba erzogenen jungen Mannes, Namens Johannes 
Lambert, zum Kapitän. Diese Feier fand am Dienstag 
nach Ostern statt, und wird Lambert nächstens zu 
seinem Stamme ziehen. 
Die Aufgabe, die Witbooischen auf Gibeon wieder 
um Gottes Wort zu sammeln, ist nun von Seiten der 
Missionsdeputation dem bisher in Gochas thätigen 
Missionar Stahlhnt aufgetragen worden. Es wird 
für ihn keine leichte Arbeit sein, den Stamm, der jetzt 
ein vierzehnjähriges Kriegerleben hinter sich hat, zu 
der friedlichen Ordnung einer christlichen Gemeinde 
wieder zurückzuführen. 
Eine ähnlich schwere Aufgabe hat Missionar Indt 
auf Hoachanas. Auch er muß einen durch die Kriegs- 
läufte des letzten Jahrzehnts arg verwilderten und 
zersprengten Stamm, die „rothe Nation“, wieder an 
christliche Gemeindezucht und Ordnung gewöhnen. 
Das apostolische Vikariat Nord-Sansibar hat 
gegenwärtig nach „Gott will es“ elf Stationen, 
von denen acht auf deutschem Gebiete liegen. Die 
zuletzt gegründete ist Kiboscho am Kilimandjaro. 
Unter der Leitung zweier Patres und eines Bruders 
sind Handwerker, Zöglinge des Missionshauses zu 
Bagamoyo, mit der Errichtung der nothwendigen 
Bauten beschäfrigt. Sind dieselben vollendet, so 
werden sie bei der Station mit ihren Familien ein 
christliches Dorf anlegen. Die Lage der Station ist 
prächtig; doch bedarf der Boden, um reichlich zu 
tragen, einer sorgfältigen Düngung. Steine zum 
Bauen sind genug vorhanden, aber den Kalk müssen 
die Arbeiter aus der Ebene von Aruscha-Chini her- 
aufholen. Da dort Mangel an Nahrung herrscht, 
mußte der Rceisproviant mitgenommen werden. Ueber 
zwei mit Krokodilen bevöllerte Flüsse mußten Brücken 
gebaut, das Holz zum Brennen des Kalks mit großer 
Mühe und aus weiter Entsernung herbeigeschafft 
werden. , 
Auch die übrigen Stationen erfordern beträchtliche 
Ausgaben. In La Longa und in Mrogoro müssen 
neue Kapellen gebaut werden, da die alten bei der 
wachsenden Zahl der Neubekehrten viel zu klein ge- 
worden sind. 
Der Bischof hat 757 Personen das Sakrament 
der Firmung gespendet, in Mandera 121, in Mhonda 
135, in La Longa 188, in Mrogoro 160, in Tu- 
nunguo 110, in Bagamoyo 43. Zahlreiche Erwach- 
sene wurden getauft in Mhonda, Mrogoro und 
Tununguo, in letzterem Orte 158. 
Was die apostolische Präfektur Süd-Sansibar 
betrifft, so wurde in Dar-es-Saläm das Spital, 
hauptsächlich für Eingeborene bestimmt, in seiner Ein- 
richtung vollendet. In Kolasini, nördlich von Dar- 
es-Saläm, schritt der Bau des neuen Missionshauses 
rüstig voran. Von besonderer Bedeutung ist die 
Thätigkeil des neuen Präsellen im südlichen Theile 
des Schußgebietes, in welchem sich bis dahin keine 
katholische Missionsstation befand. Auf einer höchst
	        
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