starken und guten Hunden werden die Schweine aus
der Dickung herausgetrieben und von den Lenten mit
Spceren erlegt.
Die Bevölkerung, aus Arabern, Beludschen und
Küstenleuten als Besitzer der Schamben und ihren
Sklaven bestehend, sowie aus einigen Indern, welche
die Hauptexportartikel Kopra und Sesam aufkaufen,
beschäftigt sich industriell nur mit dem Flechten sehr
schöner Matten und mit dem Bau von Fahrzeugen,
für welch lettere sie die Hölzer aus dem Ruffddji-
delta holen.
Wenn irgendwo in Deutschostafrika die Verhält-
nisse der Anlage eines Sanatoriums günstig sind, so
würde dies auf der südöstlich von Mafia liegenden
Insel Schole der Fall sein. Diese Jusel liegt dem
Einfluß beider Monsune offen, und es können ihr
weder von der Küste noch auch von der Insel Mafia
irgend welche gesundheitsschädlichen Mikroben zuge-
führt werden. Die landschaftliche Lieblichleit der
zum größten Theil im tiefen Schatlen schöner Mango-
bäume liegenden Insel möchte das Ihre dazu bei-
tragen, den Aufenthalt zu einem besonders ange-
nehmen und reizvollen zu machen. Aus oben Ge-
sagtem möchte hervorgehen, daß auch auf der Insel
Masia recht günstige Vorbedingungen vorhanden sind,
die die Besiedelung durch deutsche Pflanzer empfehlen
lassen.
Auf meinem Wege von Masia nach Kilwa besuchte
ich eine andere größere Insel, Songa-Songa. Der
von scharfkantigem Korallenfels gebildete Boden läßt
dortselbst nur eine dürftige und niedrige Vegetation
emporkommen. Die Einwohner einer auf der Insel
befindlichen größeren Niederlassung leben hauptsäch-
lich von Fischfang und der sehr ausdehnten Ziegen-
und Hühnerzucht. Da es kein Raubwild giebt,
weidet das Kleinvieh die Insel in ihrer ganzen
Ausdehnung ab und wird nur zeitweise dem Dorfe
zugetrieben. Erwähnenswerth sind dort zwei tiefe,
an ihren Wänden fast senkrechte Einbrüche, in deren
Sohle sich die beiden einzigen, trinkbares Wasser
gebenden Wasserstellen befinden. Da das Wasser
doch immerhin noch einen ziemlich hohen Salzgehalt
aufweist, ist es mir unbegreiflich geblieben, wie
Menschen und Vieh hierbei bestehen können.
In Kilwa Kiwindje hielt ich mich auf der Hin-
reise nur kurze Zeit auf. Sie genügte aber, um
mich über die unhaltbaren Verhältnisse, die durch die
Nachbarschaft des Räuberhauptmanns Hassan bin
Omar geschaffen sind, mehr als mir lieb war, zu
unterrichten. Dem stellvertretenden Bezirksamtmann
gab ich Anweisung, alle kleineren unbewohnten Inseln
des Masia-Archipels, woselbst also nur Fischer ver-
kehren, mit Kokospalmen anzupflanzen.
Ich stellte dem Bezirksamte einen der Zollkreuzer
zur Verfügung und theilte die nördlichen Inseln des
Mafia-Archipels, welche bis dahin in Bezug auf
Verwaltung zu Dar-es-Saläm gehörten, dem Bezirks-
amte Kilwa zu.
In Lindi erwartele mich die gleiche unangenehme
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Nachricht, nur mit dem Unterschiede, daß es hier der
Mijaohäuptling Machemba war, der das Hinterland
von Lindi beunruhigte und die von Lindi aus füh-
renden Straßen gefährdete.
Von den englischen Missionsstationen Massasi und
Newala traf bei meiner Anwesenheit in Lindi die
Bitte um den Besuch eines Gomernementsbeamten
ein, welcher die zwischen verschiedenen Häuptlingen
ausgebrochenen Streitigkeiten, die schon zu Gefechten
geführt hatten, schlichten sollte. Ich sandte daher
den stellvertretenden Bezirksamtmann, Lieutenant
Steuntzler, mit 60 Mann dorthin und gab ihm
gleichzeilig den Auftrag, auf dem Hinmarsch das
nördliche Grenzgebiet Machembas, auf dem Rück-
marsch das südliche zu rekognosziren und Alles in
Erfahrung zu bringen, was später für einen even-
tuellen Strafzug gegen ihn von Wichtigkeit sein
könnte.
Herr Perrot, der schon früher in Usambara ein
noch jetzt bestehendes Plautagenunternehmen ins Leben
gerufen hatte, hat jetzt auf dem südlichen Ufer des
Lindiflusses sich angekauft. Der Genannte ist über
die dortigen günstigen Bodenverhältnisse so entzückt,
daß er seinem derzeitigen Unternehmen eine schnellere
Zukunft zuspricht als selbst den Pflanzungen in den
Usambarabergen. Herr Perrot beabsichtigt haupt-
sächlich Liberiakassee und Kokospalmen zu pflanzen
und zwar auf gutem rothen Boden mit günstigen
Bewässerungsverhältnissen, der schon zum größten
Theil von Eingeborenen gerodet war.
Von Lindi lief ich in dem Sudihafen ein, um
den bedeutendsten Araber unserer Südküste Abd el
Kadr zu besuchen, das Haupt von etwa 50 in jener
Gegend ansässigen Arabern. Abd el Kadr hat er-
giebige Geschäftsbeziehungen zu unserem Feind
Machemba, was er auch offen eingesteht und was
ihn stets dazu angehalten hat, den Ausbruch von
Feindseligkeiten zwischen Gonvernement und Machemba
zu verhindern. Die Meinungen über seine Aufrichtig-
leit sind getheilt, und ich halte es für durchaus nicht
unmöglich, daß die Araber bei noch längerem Zaudern
des Gonvernements, gegen Machemba etwas zu
unternehmen, an der Fähigkeit, dies Vorhaben aus-
zuführen, zweiseln und sich Machemba anschließen
werden, was nicht allein durch die bedentende Anzahl
ihrer Sklaven, sondern hauptsächlich infolge der un-
liebsamen Thatsache selbst für uns ein die ganzen
Verhältnisse erschwerendes Moment sein würde.
Mikindani, wohin ich mich zunächst wandte, hat
sich in seinem Verhältniß zu Lindi seit der Zeit, wo“
ich mit der Führung des Reichskommissariats beauf-
tragt war, völlig geändert. Der Karawanenhandel
hat sich nach und nach gänzlich von Lindi abge-
wendet und nach Milindani konzentrirt, wozu wohl
hauptsächlich die unsicheren Verhältnisse im Hinter-
lande von Lindi beigetragen haben mögen. Der
Haupthandelsartilel in diesem Gebiete ist Gummi
und zwar solcher von allererster Qualität.