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hüllung einer von der Deutsch-Ostafrikanischen Ge-
sellschaft dem Andenken ihrer im Aufstande des
Jahres 1888 gefallenen Beamten Krieger und
Hessel gewidmeten Gedenktafel vorgenommen.
Die Tafel ist an dem früheren Gesellschaftshause,
jetzigen Polizeihause, in welchem die Genannten
ihren Tod fanden, angebrachl und trägt folgende
Inschrift:
Hie#r fanden den 24. September 1888
unsere Beamten
Gustar Krieger, geb. 10. Februar 1851
auf Rittergut Faulen, Kr. Osterode, Ostpreussen
und
Heinrich Hessel, geb. 2. Januar 1855
zu Kreuznach, Rheinprorinz
in der Vertheidigung unseres Hauses gegen
den Aulruhr den Heldentod.
Ehre ihrem Andenken.
Deutsch-Ostalrikanische Gesellschalt.
Deutsch-SZüdwelkafrika.
WMit der Deranziehung der Eingeborenen zum
Wilitärdienst
ist durch den Abschluß des im amtlichen Theile ver-
öffentlichten Vertrages mit dem Kapitän der
Rehobother Bastards ein erster Versuch gemacht
worden. Ueber diese für die weitere Entwickelung
des südwestafrikanischen Schutzgebietes bedentungsvolle
Angelegenheit hatte der Kaiserliche Landeshauptmann
Major Leutwein bereits unter dem 3. Mai d. Is.
Folgendes berichtet:
Mit der Frage, inwieweit Eingeborenc zu unse-
rem Militärdienst heranzuziehen sind, habe ich mich
unausgesetzt beschästigt, da ich dies nicht bloß vom
finanziellen, sondern auch vom politischen und mili-
tärischen Standvunkte aus für durchaus wünschens-
werth halte. Denn mit einer solchen Einstellung
wird der Gegensatz zwischen Eingeborenen und uns
insofern ausgeglichen, als wir allmählich aufhören
werden, als fremde Eroberer zu erscheinen. Vom
militärischen Standpunkte sind dagegen den eingebo-
renen Soldaten manche Vorzüge den unseren gegen-
über nicht abzusprechen. Sie kennen Land und
Leute, wissen sich in die hiesigen Verhältnisse besser
zu finden und sind weit bedürfnißloser. Dagegen
werden sie niemals so zuverlässig und disziplinirt
sein wie unsere Soldaten. Die Mischung von beiden
wird daher, rein militärisch betrachtet, voraussichtlich
ein gutes Resultat ergeben. Das beste Material
unter unseren Eingeborenenstämmen ist bei den
Hottentotten zu finden, unter welchen wieder die
Witboois obenan stehen. Es kommen dann in der
Reihenfolge die Bastards, die Hereros und endlich
die Betschuanen und Bergdamaras.
Der Kapitän Witbooi, bei welchem ich die Frage
der Einstellung seiner Leute in unsere Militärdienste
schon mehrfach angeregt habe, verhält sich nicht grund-
säblich ablehnend dagegen. Für ihn ist die Sache
jedoch noch nicht spruchreif, und wenn jetzt zu sehr
gedrängt, würde er mißtrauisch werden und dahinter
eine Falle vermuthen. Ich habe daher den Stations-
chef in Gibeon angewiesen, von Zeit zu Zeit in
freundschaftlicher Weise über die Angelegenheit mit
ihm zu sprechen, und hoffe, daß dieselbe im Jahre
1896 reifen wird. Im Dienste der Station Gibeon
befinden sich bereits einige Witboois, auch hat der
Kapitän zu vorübergehenden Patrouilleuritten, wie
bereits mehrfach gemeldet, stets bereitwillig Leute
abgegeben. Ebenso wird am Stationsgebäude dort
weitaus am fleißigsten gearbeitet, da der Kapitän.
gegen Faulheit rücksichtslos einschreitet. Bezüglich
einer bleibenden Einrichtung müßte indessen vorläufig
ein anderweitiger Versuch gemacht werden, und zwar
kann solches zweckmäßig nur bei den Bastards von
Rehoboth geschehen, da diese uns politisch immerhin
noch am nächsten stehen.
Bereits unmittelbar nach Beendigung der Witbooi-
kriege habe ich bei dem Kapitän Hermanus und seinen
Aeltesten diese Frage angeregt und volles Einver-
ständniß gefunden. Mein Plan geht dahin, aus den
Bastards zunächst eine Art Miliz zu bilden, indem
alljährlich die wehrfähige Jugend von Rehoboth
in forllaufendem Turnus eingezogen und aus-
gebildet werden wird. Für dieses Jahr habe ich
eine Zahl von 40 in Aussicht genommen, für die
sfolgenden Jahre je 15 bis 20. Als Ausbildungs-
zeit sind sechs Wochen festgesetzt nebst jährlichen
Wiederholungsübungen von zwei bis vier Wochen.
Die Eingeborenen haben sich unseren Militärgesetzen
zu unterwersen, werden von uns bewassnet, beköstigt,
kleiden sich aber zunächst selbst. Der Vertrag, den
ich noch mit dem Kapilän vereinbaren werde, soll
die einzelnen Bestimmungen bindend festsetzen.
Aus den bei diesem Versuch zu machenden Er-
fahrungen wird sich ergeben, inwieweit die Baslards
zur Einstellung in die Truppe selbst sich eignen
werden. Soweit sie bei Lesterer jeßt bereits
als Treiber, Viehwächter u. s. w. Verwendung finden,
haben sie sich lmmerhin als unsere besseren Elemente
gezeigt. Als Bundesgenossen in den Witbooikriegen
ließen sie allerdings zuweilen viel zu wünschen übrig.
Indessen dient ihnen doch zur Entschuldigung,
daß sie, abgesehen von der vollständig mangelnden
Ausbildung, den Begriff Vaterlandsliebe sowie An-
hänglichkeit an Volksgenossen und Staatsoberhaupt
ebenso wenig kennen wie eine Belohnung für Tapfer-
keit oder eine Strafe für Feigheit. Von einem
Offizier, zu dem sie Vertrauen haben, lassen sie sich
wohl tapfer an den Feind heranführen, wie ich dies
im Mai 1894 selbst gesehen habe.
Der Erfolg meines Planes hängt daher in erster
Linie von dem Offizier ab, in dessen Hände ich seine
Ausführung legen werde. Aber auch im Falle, daß
aus diesem Versuche das Ergebniß der Einstellung
von Bastards in die Truppe selbst nicht erwachsen