Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

mindestens sechs Gürtelkasten mitzunehmen, da das 
Neumontiren des abgeschossenen Gürtels im Gefecht 
ausgeschlossen ist. Die Ausrüstung des einzelnen 
Mannes, wie hier geschehen, mit 150 scharfen Pa- 
tronen belastet diesen sehr. Soll er dazu noch seine 
Decke, seine Reisportion für einige Tage und eventuell 
noch eine Zeltbahn tragen, was Letteres ich für 
durchaus zu empfehlen erachte, so wird eine große 
Anforderung an die Leistungsfähigkeit des Mannes 
gestellt werden müssen. Die Patrontaschen belasten 
zu sehr einzelne Theile der Hüften mit Druck, und 
täglich kamen Leute zum Arzt mit Druckstellen auf 
den Hüften. Ich neige mehr zur Einführung der 
Gürtel, ein doppelter um den Leib geschnallt, der 
gleichmäßig die Hüften belastet, und einer als Ban- 
dolier über die Schulter getragen. Man sieht dies 
häufig bei den Sudanesen, die sich diese Gürtel selbst 
anfertigen und sehr gern tragen. Eine Herab- 
minderung des Mumitionsquantums halte ich nicht 
für angezeigt. Das Schuhzeng hat sich wiederum 
als ganz miserabel erwiesen. Wenn ich auch zugeben 
muß, daß es nicht so behandelt wird wie zu Hause 
und deshalb schneller brüchig wird als dort, so habe 
ich doch ganz neue Stiefel in unglaublich kurzer Zeit 
gänzlich aufgelöst und zerrissen gesehen, was nicht 
allein durch die unsorgfältige Behandlung und das fast 
täglich gänzliche Durchnässen verursacht sein kann. 
Ueber die Gewehre werde ich später nach eingetretener 
Prüfung durch die Büchsenmacher berichten. Vor- 
läufig habe ich den Eindruck, daß das Modell 71 
ein ganz ungewöhnlich brauchbares Kriegsgewehr ist, 
welches den schlimmsten Witterungseinflüssen und der 
schlechtesten Behandlung dauernd widersteht. Ich 
hatte mit Rücksicht auf den eventuell bevorstehenden 
Höhlenkampf Dynamitsprengpatronen mitgenommen. 
Dieselben mögen zum Umwerfen einer Mauer und 
eines Pallisadenzauns leistungsfähig genug sein, zum 
Absprengen auch nur einigermaßen größerer Fels- 
partien erwiesen sie sich als gänzlich unzulänglich. 
Die Verluste während der Expedition setzen sich 
folgendermaßen zusammen: 
1. Todt: 1 Askari in der Nacht vom 1. zum 
2. November im Lager bei Lunyu erschossen, 
2 Askaris auf dem Marsch am 1. November 
an Hitzschlag gestorben, Beide Somalis. 
2. Verwundet: 1 europäischer Unteroffizier 
(Lachenmair), Verbrennung durch Pulver- 
explosion bei der Einnahme von Luawa. 
1 Askari Schuß in den Oberschenkel mit 
Knochenfraktur auf einer Patrouille. 
3. Krankheiten traten in leichter Form, Fieber und 
Durchfall, auf, ohne daß dadurch ein Abgang 
erfolgte. 
Inspektionsreise. 
Der stellvertretende Gouverneur und Kommandeur 
der Schubtruppe, Oberstlieutenant v. Trotha, ist 
mit einer Inspektion der Innenstationen bealftraht 
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worden, welche sich auf die Stationen Moschi, Muanza, 
Bukoba, Udjidji, Tabora und Mpwapwa erstrecken 
soll. Eine derartige Inspizirung hat, solange das 
Gonvernement besteht, überhaupt noch nicht statt- 
gefunden; sie ist aber aus den verschiedensten Gründen 
nicht nur wünschenswerth, sondern auch nothwendig. 
Ueber einen Sug zu den Mparangabkuptlingen 
berichtet Oberführer v. Natzmer unter dem 14. Ja- 
nuar d. IJs.: 
Die Verwandten des im Februar 1894 hingerich- 
teten Sultans von Mparanga und die Kilaleleute 
hatten sich nach einem Bericht des Bezirksamts Kilwa 
unbotmäßig gezeigt. 
Um ihnen die Macht der Regierung zu zeigen 
und die Anwohner der Telegraphenleitung vor er- 
neuten Beschädigungen zu warnen, brach ich auf 
Befehl des Keiserlichen Gouvernements mit der 
3. Kompagnie am 23. v. Mts. von Kilwa aus auf. 
Nach drei Tagemärschen über Mohoro überschritt 
ich bei Mtumbe Paria den 180 m breiten Nufiji. 
Nach einem weiteren Tagesmarsch in westlicher 
Richtung am Rufiji entlang theilte mir der vom 
Bezirksamt Kilwa als Führer mitgegebene Akida von 
Njemsati mit, daß wir noch diese Nacht Mparanga 
erreichen müßten, da sonst eine Benachrichtigung der 
Häuptlinge und ihr Entfliehen zu befürchten sei. 
Am 28. 1½⅛ Uhr morgens brach ich, begleitet 
von dem Jumben von Tumbe-Paria mit seinen 
Leuten und den Leuten des alten Jumben Sura- 
Mkale, die auch als Führer dienen mußten, da der 
Akida von Njemsati noch nie bei Mparanga gewesen, 
von Kede aus auf. Nach etwa 3½ stündigem Marsch, 
bei dem wir verschiedene Dörfer passirt hatten, ge- 
langten wir in das Mparangaland und bemerkten 
bei Einbruch der Dämmerung, daß die Dörfer größ- 
tentheils bereits verlassen waren und Zurückgebliebene 
vor uns flohen. Die Expedition war den Mparanga- 
leuten, welche mit den Rufijileuten Handelsbeziehungen 
unterhalten, verrathen worden und die Flucht vor- 
bereitet. Die Expedition bezog daher Lager mitten 
im Mparangalande in Lipanga. Patronillen durch- 
streisten das Land. Eingebrachte Gefangene behaup- 
teten, Wagindoleute von Donde und nur zur Zeit 
der Hungersnoth hier eingewandert zu sein. 
Am Nachmittage erschien der Mparangahäuptling 
Lupinga mit seinen Leuten und Geschenken, um seine 
Unterwürfigkeit, die er bereits dem Akida von Mohoro 
angezeigt, erneut zu bekunden. Die Verhandlungen 
ergaben ferner, daß die beiden anderen Häuptlinge, 
Manefiale und Lipenga, nach der Expedition v. Ever- 
beck ihre Absicht, sich zu unterwerfen, dem Alida 
von Nijemsati schriftlich angezeigt hätten, zum Er- 
scheinen beim Schauri später aber aus Angst sich 
nicht hatten entschließen können. 
Dem Lupinda wurde aufgegeben, die Leute in 
ihre Dörfer zurückzurufen und die beiden Häuptlinge
	        
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