Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Fürsorge des Expeditionsführers entzogen hatten, 
sind den Strapazen erlegen. Um neuen Einfällen 
der Magwangwara vorzubeugen und die Karawanen- 
straße sicherzustellen, ist die Errichtung einer Station 
im Hinterlande von Lindi in Aussicht genommen 
worden. 
Deuks'ch-Südwestafrika. 
Unruben in Gobabis. 
Telegraphischer Meldung zufolge hat Hauptmann 
v. Estorff die Hottentotten in zwei Gefechten am 
18. und 19. April bei Siegfeld, nahe Gobabis, in 
die Flucht geschlagen. Am 7. Mai erstürmte Major 
Leutwein, unterstützt von Leuten Witboois und 
des Oberhäuptlings der Herero, Samuel Maherero, 
die Werft des ausständischen Herero-Häuptlings 
Kahimema. Lieutenants Schmidt und Eggers, 
Unteroffiziere Pitt und Alschaefski gefallen, 
Lieutenant Helm leicht verwundet. 
Aus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antishlaverei-Bewrgung. 
Am 16. April hat die Hauptversammlung des 
evbangelischen Afrikavereins stattgefunden, die 
zahlreich besucht war. Ihr vorauf ging eine Sitzung 
des Hauptvorstandes. An Stelle des wegen Ueber- 
bürdung mit Amtsgeschäften ausscheidenden General- 
sekretärs Pastors Müller wurde der Pfarramts- 
kandidat Richard Harder, welcher schon ½ Jahr 
lang in der Erledigung der Vereinsgeschäfte dem 
seitherigen Generalsekretär zur Seite gestanden hat, 
gewählt. 
In der Hauptversammlung wurde der Geschäfts- 
bericht erstattet und die Jahresrechnung abgenommen, 
für die dem Herrn Schatzmeister Entlastung ertheilt 
wurde. Das Schlußresultat lautet dahin, daß der 
Verein einen Kassenbestand in Höhe von rund 
8000 Mark hat. Der letzte Gegenstand der Tages- 
ordnung war ein Referat des Generalsekretärs Pastors 
Miller über „die nächsten Aufgaben des evange- 
lischen Afrikavereins“. Daß die Versammlung mit 
Interesse die Ausführungen verfolgt hatte, bewies 
die rege und lebhafte Debatte, welche sich daran 
anschloß. Es ergriffen nacheinander das Wort die 
Herren Missionsinspektor Merensky, Geheimer Re- 
gierungsrath Steinhausen, Afrikaforscher P. Stau- 
dinger und Pastor Diestelkamp. Alle sprachen 
die Ansicht aus, daß es eine der hervorragendsten 
Ausgaben unseres Vereins sei, dahin zu streben und 
dafür thätig zu sein, daß in unserem Vaterlande die 
Menschenwürde der Neger Afrikas allerseits Aner- 
kennung fände. 
Am Abend, nach Schluß der Hauptversammlung, 
sand dann im großen Saale des Architektenhauses 
  
die össentliche Versammlung statt. Die Neferate 
hatten der Generalsekretär Pastor Müller über „Der 
Branntwein in Togo und Kamerun" und Missions- 
inspektor Merensky über „Der Branntwein und die 
Bewohner Südafrikas“. Die Versammlung war gut 
besucht: auch der Direktor der Kolonial-Abtheilung 
sowie der zur Zeit hier weilende Gouverneur von 
Kamerun Herr v. Puttkamer nahmen daran theil. 
Wie der vom Generalsekretär Pastor Müller 
erstattete Jahresbericht ergiebt, sind die Vorberei- 
tungen zur Gründung der „Freistätte für befreite 
Sklaven“ mit allem Fleiß getroffen und so weit ge- 
fördert, daß sie ohne Aufenthalt nummehr zu dem 
Ende geführt haben, daß das Werk noch in diesem 
Jahre ausgeführt werden kann. Die Wahl ist auf 
Usambara gefallen, weil es anerkanntermaßen gesünder 
als andere Gegenden ist. Zwei Missionare der 
„Evangelischen Missionsgesellschaft für Deutsch-Osl- 
afrika-“ (Berlin 111), die Herren Becker und Lang- 
heinrich, haben eine Reise nach Usambara gemacht, um 
ein für diesen Zweck geeignctes Stück Land zu erwerben. 
Das angekauste Land beträgt wohl eine Quadrat- 
meile, wenn nicht mehr. Der Wald ist meist präch- 
tiger Urwald, hier und da mit Gruppen prächtiger 
Baumfarne. Unterholz gab es an manchen Stellen 
nicht. Die Kronen der Bäume hinderten das zu 
ihrem Wachsthum nöthige Licht. Das Wasser des 
Mbolo selbst ist etwas dunkel, aber schmeckt sonst 
frisch. Das Wasser aus den Nebenbächen, die ich 
überschritt, ist aber außerordentlich klar und frisch. 
Nachdem der Ankauf des Landes erledigt war, 
wurde auch die weitere Frage, wer die Gründung 
der Freistätte aufführen solle, in der befriedigendsten. 
Weise gelöst. Die beiden zu den v. Bodelschwingh- 
schen Anstalten bei Bielefeld gehörigen Häuser, das 
Brüderhaus „Nazareth“ und die Diakonissenanstalt 
„Sarepta“, haben sich bereit erklärt, uns das nöthige 
Personal zu stellen. Die Diakonen Bokermann 
und Libusch, welche bisher auf den Missionsstationen 
Dar-es-Saläm und „Hoffnungshöhe“ in Kisserawe 
gearbeitet haben und auf letzterer schon in der Er- 
ziehung von befreiten Sklavenkindern thätig gewesen 
sind, werden das Werk ausführen. 
Die beiden Diakonen, neben welchen zwei erfah- 
rene Diakonissen für die Erzichung der Mädchen 
bestimmt sind, die auch beide bercits in Ostafrika 
sind, haben den Auftrag erhalten, im April nach 
ihrem neuen Arbeitsfelde zu ziehen und ungesäumt 
mit der Anlage der Freistätte vorzugehen. Die Aus- 
rüstung für sie, soweit sie von hier hinausgesandt 
werden muß, ist beschafft und zur See gegeben. 
Die Einweihung des Missionshauses der Bäter 
vom heiligen Geist zu Knechtsteden durch den 
Kardinalerzbischof Krementz von Cöln vollzog sich 
Zeitungsmeldungen zufolge am 3. Mai unter großen 
Feierlichkeiten. Den Sonderzug, der von Cöln nach 
Knechtsteden fuhr, benutzten an 250 Personen; die
	        
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