Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

dreifache Anzahl Fahrgäste wies der von Neuß nach 
Dormagen abgelassene Sonderzug auf; auf dem aus 
der näheren und weiteren Umgebung nach Knecht- 
steden führenden Wege eilten Schaaren von Fuß- 
gängern zu den Feierlichkeiten. Die an der Land- 
straße zwischen Cöln und Dormagen bezw. Dormagen 
und Knechtsteden gelegenen Ortschaften prangten in 
Festesschmuck. Der Kardinal wurde an der Grenze 
der Gemarkung von einer Reitergruppe, von dem 
Festausschuß der Knechtstedener Missionsvereinc, vom 
Provinzial Pater Acker und der Geistlichkeit der 
Umgegend sowie den Missionsschülern feierlich 
empfangen und zur Kirche geleitet. In der Kirche 
hatlen sich die Spitzen der Provinzialverwaltung, 
Vertreter des rheinischen Adels, zahlreiche Gutsbesitzer, 
die Vertreter der verschiedenen Ortschaften, die Mit- 
glieder und Freunde der Vereine aus Cöln und Neuß 
u. a. eingefunden. Die Feier eröffnete Pater Acker 
mit einer ergreifenden Ansprache. Die eigentliche 
Festpredigt hielt Professor Dr. Ehlen, ein eifriger 
Förderer des Missionsvereins. Er wies in zünden- 
den Worten auf die bedeutsame Veranlassung hin, 
die heute den Oberhirten der Erzdiözese nach Knecht- 
steden geführt, auf die Wiedereröffnung des Klosters 
Knechtsteden nach einer Unterbrechung von ctwa 
100 Jahren, und führte aus, daß, wie vor vielen 
Hundert Jahren die Schüler des heiligen Norbert, 
die Prämonstratenser, von hier ausgezogen seien, den 
Osten zu bekehren, nunmehr hier Jünglinge aus- 
gebildet würden, dic es sich zur Lebensaufgabe ge- 
macht hätten, das Wort Gottes hinauszutragen in 
den schwarzen Erdtheil, in den deutsch-ostafrikanischen 
Kolonien das Wort Gottes zu predigen und christliche 
Kultur und Sitte unter den schwarzen Negervölkern 
zu verbreiten. Er forderte die Anwesenden auf, die 
Missionsbestrebungen der Väter vom heiligen Geist 
auch gebührend zu unterstützen und dafür Sorge zu 
tragen, daß die Mittel zusammengebracht würden, um 
sowohl die Kirche wie die Missionsanstalt ihren 
Zwecken entsprechend auszustatten. Nachdem Kardinal 
Kremenßt den Segen ertheilt, begaben sich die ge- 
ladenen Gäste in das neue, einfach eingerichtete 
Missionshaus, dessen Vortragssaal mit den Büsten 
des Kaisers und des Papstes geschmückt war. 
Der für das neu errichtete apostolische Vikariat 
Neu-Guinea (vergl. D. Kol. Bl. 1896, S. 163) er- 
nannte Präfekt P. Everhard Limbrock, geboren zu 
Ahlen in Westfalen, der bis jetzt im apostolischen 
Vikariate Südschantung thätig war, gedenkt im Laufe 
des Sommers in Begleitung der Priester F. Vor- 
mann aus Billerbeck und Joseph Erdweg aus Vinn 
sowie der Laienbrüder Canisius (J. Hautkappe), 
Eustachius (F. Tigges), Theodulph (P. Schmidt) 
die Reise nach seinem neuen Wirkungskreise an- 
getreten. Die Laienbrüder verstehen verschiedene 
Handwerke, welche für die Bedürfnisse der zu er- 
richtenden Stationen am nöthigsten erscheinen. 
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Es sind jetzt etwas über 30 Jahre her, daß die 
Basler Mission von der Goldküste aus über den 
Voltafluß hinübergeführt wurde, um auch unter den 
jenseits wohnenden Volksstämmen die Arbeit auf- 
zunehmen. Man ließ sich damals unter dem kleinen 
Stamme der Anumer nieder, der in den vorigen 
Jahrhunderten auf dem Bergland der Goldküste an- 
sässig war und später über den Volta hinüber- 
gedrängt wurde. 
Die Arbeit der Basler Mission im Anumgebiet 
währte aber nur wenige Jahre — von 1865 bis 
1869. Dann zerstörte ein Einfall der Asanteer nicht 
nur die junge Mission, sondern vertrieb auch die 
Anumer und alle anderen Volksstämme aus ihren 
Heimstätten. 
1881 nahm die Basler Mission ihre vorige 
Arbeit unter dem Anumvolk wieder auf, und es 
gelang ihr, in kurzer Zeit einige Gemeinden in 
diesem Gebict zu sammeln. Zugleich wurden den 
Volta hinauf verschiedene ausgedehnte Predigtreisen 
unternommen, wodurch manche bisher unbekannte 
Völkerschaften und Gebiete in den Gesichtskreis der 
Mission traten. Dies führte auch dazu, daß man 
von Anum aus die Missionsposten allmählich vor- 
schob und mit der Zeit die inzwischen unter die 
deutsche Herrschaft gestellten Togolandschaften Nkonya 
und Bom beseßzte. 
Nachdem dies geschehen und seit die Hauptorte 
durch eine Reihe von Ausenstationen untereinander 
verbunden sind, hat nun das Missionswerk längs 
der Voltalinie eine solche Ansdehnung nach Norden 
hin erlangt, daß daran gedacht wird, der Arbeit am 
oberen Volta einen besonderen Stützpunkt zu geben, 
um von hier aus die nördlichen und östlichen Ge- 
bicte mit mehr Nachdruck bearbeiten zu können. Um 
aber hierfür den geeigneten Platz ausfindig zu 
machen, sind in der letzten Zeit diese Ländercien 
von den Missionaren mehrfach bereist und daraufhin 
erkundet worden, und es ist die demnächstige Er- 
richtung einer weiteren Voltastation nur noch eine 
Frage der Zeit. Vorderhand aber soll sich der 
dafür in Aussicht genommene Missionar Mischlich 
in Worilwora in der Nähe der deutschen Forschungs- 
station Bismarckburg niederlassen und von da aus 
seine Arbeit auf die umliegenden Volksstämme aus- 
dehnen. Er hat zu diesem Zweck im letzten Jahr 
eine Reise von Bom aus gemacht, über die er im 
„Evangelischen Missions-Magazin“ berichtet: 
Es war am 29. Juli, als unsere kleine Kara- 
wane Woräwora verließ und einer etwa 700 m 
hohen Gebirgskette im Nordosten zustrebte. Nach 
etwa anderthalb Stunden war sie erreicht, worauf 
der steile Aufstieg begann. Von Schweiß triefend 
kamen wir endlich oben an, wo unsere Anstrengungen 
durch den frischen Hauch stärkender Gebirgsluft be- 
lohnt wurden. Nasch ging es dann hinab ins Thal, 
wo uns das angenehme Halbdunkel eines Hochwaldes 
umfing. Kaum hatten wir die ersten Häuser des 
kleinen Ortes Kagyabi erreicht, als der Himmel seine
	        
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