Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

ist festgesetzt, daß auch die Feldtruppe sich ihre Ein- 
geborenen selbst anzuwerben berechtigt ist, und hoffe 
ich, daß dieselbe von jetzt ab hiervon recht viel Ge- 
brauch macht. Selbstredend gelten auch für sie die 
vorstehend niedergelegten Gesichtspunkte. Am aus- 
gedehntesten ist bis jetzt die Einstellung von Ein- 
geborenen im Distrikt Keetmanshoop gelungen, am 
besten in die Hand gearbeitet hat sich seine Stämme 
geschlossen als solche der Distrikt Gibeon, welch 
Letzterer außerdem Gelegenheit gehabt hat, für seine 
Thätigkeit bereits den Beweis des thatsächlichen Er- 
folges zu liefern. 
Schließlich gebe ich dem Wunsche Ausdruck, daß 
das Schutzgebiet nie in die Lage kommen möge, Auf- 
stände von Eingeborenen ohne die Mithülse von 
solchen bekämpfen zu müssen. Das alte Vaterland 
würde so viel Soldaten schicken können, als im Schutz- 
gebiete überhaupt nur zu ernähren sind: wir würden 
gewiß stets siegen, aber in dem weiten, zum Theil 
noch unbekannten Lande den Gegner nicht besiegen. 
Daß eine derartige Möglichkeit nicht eintritt, dafür 
zu sorgen, ist daher nicht nur unsere Pflicht, sondern 
es gebietet solches schon der einfachste Selbsterhaltungs- 
trieb. Ich ersuche sämmtliche Herren Offiziere der 
Schutztruppe, auch in dieser Richtung auf ihre Unter- 
gebenen einzuwirken und ihnen namentlich immer 
wieder klar zu machen, daß wir die Eingeborenen 
nothwendig brauchen, ja, ohne sie hier zunächst nicht 
bestehen können und es den höchsten Grad von 
Kurzsichtigkeit bedeuten würde, wenn wir sie ins- 
gesammt zu Haß und Feindschaft gegen uns erziehen 
würden. 
Unbauversuche. 
Der Hofmarschall a. D. v. St. Paul-Illaire 
zu Fischbach hatte der Kaiserlichen Landeshauptmann- 
schaft in Windhoek verschiedene Sämereien zu Ver- 
suchen zur Verfügung gestellt. Nach einem Berichte 
aus Windhvek kommt von den übersandten Eucalyptus- 
arten, welche dort und auf mehreren Stationen zur 
Aussaat gelangten, in erster Linic Encalyptus 
Calophylla fort. Im Truppengarten sowie in 
demjenigen der Landeshauptmannschaft befinden sich 
zur Zeit eine große Anzahl sehr gut entwickelter 
Bäumchen, welche bei guter Pflege auch weiteres 
Gedeihen versprechen. Diese Art ist auch in Omarurn. 
und Okahandya gut aufgegangen, ebenso Acacia 
Plancophylla. An letzterem Orte sind die sämmt- 
lichen Bäumchen von Heuschrecken abgefressen worden, 
einige Exemplare haben jedoch wieder ausgeschlagen. 
Die Akazien gedeihen besonders in den Gärten von 
Windhvek sehr gut und sind eine ganze Menge 1 bis 
2 m hoher Stämmchen vorhanden. Auch ist bereits 
mit deren Verpflanzung in andere Gärten mit gutem 
Erfolge begonnen worden. Ferner kommt im Garten 
der Landeshauptmamnschaft eine Fichtenart — linus 
scmperviva — sehr gut fort. Es werden mit ihr 
auch anderorts Versuche angestellt werden. Die mit 
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dem Transvaal zur Anpflanzung gelangen. 
  
Encalypten und Akazien in Keetmanshoop gemachten 
Pflanzversuche sind ohne Erfolg geblieben. Wie der 
dortige Gartenaufseher, ein gelernter Gärtner, glaubt, 
sind die verwendeten Samen zu alt gewesen. Der 
bisherige Bezirkshauptmann von Kcetmanshoop, Berg- 
inspektor Duft, hat gebeten, Samen der Eucalyptus 
amygdalina und globula in Kapstadt zu bestellen, 
welche mit großem Erfolge in der Kapkolonie und 
Der 
Landeshauptmann hat die gewünschten Samen in 
Kapstadt in Auftrag gegeben, damit sie noch recht- 
zeitig zu der besten Aussaatzeit (August) an ihrem 
Bestimmungsort ankommen. 
Die in Gobabis und Aais angestellten Versuche 
sind auch von gutem Erfolge gewesen, jedoch sind die 
Pflänzchen während der letzten Kriegswirren ein- 
gegangen bezw. zerstört worden. 
Rus dem Brreiche der Missionen und 
der Mntishlaverei-Bewegung. 
Das Kaiserliche Gouvernement von Deutsch- 
Ostafrika hat angeordnet, daß vom evangelischen 
Afrikaverein der für die zum Zwecke der geplanten 
Sklavenfreistätte in Usambara eingeführten Güter 
gezahlte Zoll alljährlich bis zur Höhe von 3000 Mark 
zu erstatten ist. 
  
Der Frauenverein für Krankenpflege in den 
Kolonien hat die Schwester Auguste Hertzer wieder 
nach Neu-Guinea abgesandt. Nach Dar-es-Saläm 
ist die Schwester Jacobus abgereist. Die Diako- 
nissin Gertrud v. Lieres und Wilkau ist als 
Pflegeschwester für das Krankenhaus in Dar-zes-Saläm 
übernommen worden. Schwester Katharine hat sich 
in Tanga den Sonnenstich zugezogen und ist nach 
Europa abgereist. Die Schwestern Elise und Jo- 
hanna sind in Kamerun eingetroffen. 
Zeitungsnachrichten aus Sansibar zufolge sind 
die Vorsteher der Stationen Mandera und La Longa 
der Väter vom heiligen Geist (Schwarze Väter) 
P. Husschmidt und P. Kornmann leider verstorben. 
Die Frau des Missionars Bürgi der nord- 
deutschen Mission, zuletzt in Amedschovhe, und Mis- 
sionar Holzäpfel von derselben Gesellschaft in 
Amedschovhe sind gestorben. 
Die Norddeutsche Mission hat beschlossen, jetzt in 
Lome ein Holzhaus zu errichten. Es sind ihr dazu 
Gaben, besonders aus Altona und Hamburg, zu- 
gegangen. Die Station soll auch als Erholungsort 
für die Quittaer Mission benutzt werden. — Missionar 
Schosser ist mit Frau nach Ho gesandt worden.
	        
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