Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Angorahaar, das sehr im Preise stieg, war schon 
theilweise in den Händen der Aufkäufer, als die 
Preissteigerung ihren Anfang nahm. Die Ursache 
dieses Widerspruchs liegt unzweifelhaft in der ver- 
mehrten Goldausbeute im Transvaal. Der goldene 
Regen hat sich über ganz Südafrika verbreitet. Die 
große Anzahl von Einwanderern, welche sich am Wit- 
watersrand niedergelassen hat, deckte ihren Bedarf, 
soweit dies möglich, aus den Erzeugnissen der an- 
grenzenden Länder und zahlte dafür bereitwillig den 
leicht erworbenen Reichthum. Von den westlichen 
Theilen der Kolonie ging Wein, Branntwein, Groß- 
und Kleinvieh nach den Goldfeldern, der Handel mit 
Fischen und frischen Früchten nahm einen Ausschwung, 
und Nebenerzeugnisse des Ackerbaues fanden guten 
Absatz. Kaufleute und Arbeiter kamen mit reichlichen 
Mitteln von Johannesburg in die Kapkolonie zurück, 
erholungsbedürftige Besucher vom Goldlande und 
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der große Strom von Reisenden von und nach den 
Minengebieten ließen überall Geld zurück. Diese 
Umstände begründen den vermehrten Wohlstand der 
Kapkolonie im Allgemeinen. Für den Staatshaus- 
halt der Kapkolonie war der bedeutendste Faktor 
der große Personen= und Güterverkehr nach dem 
Transvaal. Daß die Eroberung der weiten Länder- 
gebiete im Norden zur Hebung der Kapkolonie bei- 
getragen hat, ist bisher zu bezweifeln. Eine Menge 
tüchtiger Arbeiter ist von Kapstadt dahin ausgewan- 
dert, und nicht unbeträchtliche Gelder sind dort an- 
gelegt, die noch keine Zinsen gebracht haben. 
Die Vermehrung des Landesreichthums wird auch 
für die Zukunft mehr von der Ausfuhr nach den 
Minengebieten als von der überseeischen abhängen. 
Die Haupt-Ausfuhrartikel über See: Wolle, Angora- 
haar, Straußfedern, Diamanten, Felle, Häute 2c., 
werden der Menge nach kaum wesentlich vermehrt 
werden. Getreide wird wohl nie erheblich ausgeführt 
werden, da die Preise des Weltmarktes den süd- 
afrikanischen Farmer nicht bezahlen würden. Mit 
der zunehmenden Einwanderung wird aber die Aus- 
beutung und Erzeugungsfähigkeit des Landes für die 
eigenen Bewohner sich vermehren. 
Im laufenden Jahre schwebt über Südafrika eine 
schwere Geißel, die Rinderpest, welche ihren vernich- 
tenden Weg von Nordafrika südwärts bis in den 
Transvaal und Betschuanaland fortgesetzt hat. Ge- 
lingt es der Kapregierung und dem Freistaat nicht, 
die Seuche fernzuhalten, so würde sie einen unge- 
heuren Verlust und Rückgang des Wohlstandes 
hervorrufen. 
Einfuhr. 
Es wurden an Waaren in die Kapkolonie ein- 
geführt einschließlich Barren und der mit der Post 
eingegangenen: 
1893 1894 
Pfund Sterling 
Für Privatrechnung 10 760 556 10 887 787 13 285 005 
Rechnung der Ne- 
1895 
  
gierung 604280 410 858 327 400 
Zusammen 11 364 836 11 298 645 13 612 405 
Gemünztes Geld. 175151 289 461 5 482 475 
11 539 987 11 588 096 19 094 870 
Diese Zahlen geben den gesammten Werth der 
Einfuhr ohne Unterschied, ob eine Verzollung der 
Waaren stattgefunden hat oder nicht, und begreifen 
auch die Güter in sich, welche in Bond (auf Zoll- 
niederlage) gebracht sind oder nur durchgeführt 
wurden. Das Ergebniß gewährt ein ziemlich sicheres 
Bild von der überseeischen Gesammteinfuhr, ergiebt 
aber nicht den Werth der ganzen Gesammteinfuhr in 
die Kapkolonie, da die Zollkontrole an den Land- 
grenzen eine unvollständige ist. 
Um einen genauen Ueberblick über den Handel 
in den einzelnen Ländern, soweit er durch die Kap- 
kolonie vermittelt wird, zu erhalten, muß man die 
eingeführten Güter nach den Bestimmungsgebieten 
(countries lor Consumption) feststellen. Die amt- 
liche Statistik unterscheidet in dieser Hinsicht: 
1. Güter für die Zollunion (Kapkolonie, Oranje- 
Freistaat, Britisch-Betschuanaland, Betschuanaland- 
Protektorat, Basutoland) einschließlich solcher außerhalb 
derselben, die zollfrei oder ohne Zollnachlaß dorthin 
ehen. 
"5?. Güter für Gebiete außerhalb der Zollunion 
  
unter Zollnachlaß (rebate), Südafrikanische Republik 
und andere Gebiete. 
Die nachfolgende Zusammenstellung für 1891 bis 
1895 zeigt die Vertheilung der eingeführten Güter, 
wie folgt: 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Guter unter Zollnachlaß) füter für Gebrauch im Zolloerein 
o. 
"1 . schuana- 
Süd= Gebiete Bei to. Oranie= Kap- 
land und Basuto anl ap Ueberhaupt 
afrikanische außerhalb Zusammen geischuana- 2 istaat?) kolonies; Zusammen 
Nepublit, der Zoll- Sellchtona- land") Freistaat:) kolonies) 
union. toral?) 4 "„ 
Werth: Pfund Sterling — 
1891 668 713 61268 629 971 79743 1 16 966 627 070 6 014 905 6 738 4837368 454 
1892 1185 667 "% 26 041 1211 708 85 941 35 644 594 301 6 480 966 7196 88808566 
1893 2381564 27347 2 408 911 91 7713 50 009 562 848 7 365 062 8.069 692)10 178 603 
1894 895 639 56 432 2952 071 138 860 386 331 637 404 6 980 774 7795 3690 747 440 
1895 4314 390 192 46514506 841 146 907 49570 676 716 7741 1848614 377 13 121218 
1) Nicht eingerechnet zollfreie Güter, und Güter, bei denen Zollnachlaß nicht gewährt wird. — 2) Nicht ein- 
begriffen sind zollfreie Güter. — 5) Einschließlich aller Güter, die zollfrei oder nicht eingeführt sind unter Anspruch 
r0a Zollnachlaß. — 4) Britisch-Betschuanaland ist zur Kapkolonie geschlagen (Proklamation vom 11. November 1895).
	        
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