Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

jenigen, die drüben aus den Erfahrungen des prak- 
tischen Lebens sprechen, daß in der Weiterführung 
unseres Unternehmens, welches, auch vom Stand- 
punkt des öffentlichen Interesses aus betrachtet, 
weikaus das Wichtigste in und für Deutsch-Ostafrika 
ist, ein Stillstand hat eintreten müssen. Im vorigen 
Linie über Muhesa hinaus reichen würden; heute 
Hülfe der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft selbst 
für die Erreichung von Muhesa in Anspruch zu 
nehmen. Da die genannte Gesellschaft sich nicht in 
der Lage sah und sieht, uns auch die für den Bau 
Muhesa— Korogwe erforderlichen Mittel vorzustrecken 
(die Vorarbeiten für diese Strecke sind von uns im 
Berichtsjahre und in 1896 hergestellt worden), so 
mußten wir bei Muhesa Halt machen und haben 
abzuwarten, bis die jetzt nahe vor der Entscheidung 
stehende Frage der deutsch -ostafrikanischen Central- 
bahn, welche nach dem Vertrage zwischen dem Aus- 
wärtigen Amt (Kolonialabtheilung), der Deutschen 
Bank und der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft 
vom 11. März 1895 das Schicksal unserer Linie 
mit einbegreift, zur Lösung gelangt sein wird. Die 
unternehmungswilligen Träger der — dank den 
herausgebildeten großen Interessen empfinden die 
Verzögerung in der Schaffung des Schienenweges 
Tanga — Korogwe auf das Schmerzlichste, weil die 
Inangriffnahme eines reichen und vielversprechenden 
Gebiets dadurch hintangehalten wird. Weit mehr 
noch aber werden wir selbst durch die lange Stockung 
getroffen, da die Strecke Tanga—Muhesa eben zu 
kurz ist, um Selbstzweck sein, der Landwirthschaft 
große Vortheile bieten und prosperiren zu können. 
Erst nach der Weiterführung bis Korogwe wird 
  
aufweisen, wie ihn selbst der einfachste Betrieb und 
muß. Bis Korogwe geführt, wird die Bahn zweifel- 
los jeden Karawanenverkehr Tanga—Korogwe und 
Pangani-Korogwe ertödten und sich selbst nicht nur 
für die Wirthschaft West-Usambaras, sondern auch 
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wachsung seiner Böschungen mit Gräsern und Sträu- 
chern zu fördern, die Unterhaltungskosten wesentlich 
niedriger sein werden. Die Holzschwellen haben sich, 
soweit wir sie imprägnirt haben, im Ganzen vor- 
trefflich bewährt und die Termiten werden ihnen 
um so weniger anhaben, je häufiger der Verkehr auf 
Jahresberichte haben wir bereits mitgetheilt, daß 
unsere Mittel keinenfalls zur Fortsetzung unserer 
der Strecke sein wird; soweit wir — in der ersten 
Zeit — nicht imprägnirte Schwellen haben legen 
müssen, hat sich eine in der Hauptsache schon durch- 
müssen wir bekennen, daß wir gezwungen waren, die 
geführte Auswechselung als nothwendig erwiesen. 
Massive Stationsgebäude und geräumige Schuppen 
sind nunmehr außer in Tanga auch in Pongwe, 
Ngomeni und in Muhesa errichtet, so daß die ge- 
sicherte Unterkunft von Personen ebenso wie von 
den größten Produkten= und Waarenmassen gewähr- 
leistet ist. Mit besonderer Genugthuung können wir 
berichten, daß unsere mit bedeutenden Opfern ange- 
stellten Bohrungen auf Wasser schließlich Erfolg 
gehabt haben. Nachdem wir nach dieser Richtung 
zunächst in Pongwe und Ngomeni mit sehr beschränkter 
Wirkung hatten arbeiten lassen, sind wir in Muhesa 
auf ein Wasserbecken gerathen, welches auch in der 
trockenen Jahreszeit vollauf genügende Mengen dar- 
zubieten verspricht. 
Der regelmäßige Betrieb unserer Linie 
Tanga—Muhesa hat am 1. April d. Is. begonnen. 
Plantagenerfolgen auf dem östlichen Höhengebiet 
Handei — neuerdings auch im westlichen Usambara 
Wir lassen in jeder Woche fahrplanmäßig einen Zug 
nach beiden Richtungen gehen, daneben aber finden 
häufig, den Bedürfnissen des Verkehrs entsprechend, 
Extrafahrten statt. Die Erträgnisse dieses Betriebes 
können naturgemäß, solange nicht über Muhesa 
hinaus gebaut ist, keine beträchtlichen sein; über seine 
Kosten werden sich nunmehr erst genaue Aufstellungen 
machen lassen, da die Zeit der Befestigung der 
Strecke, der Errichtung von Bauten und damit des 
fortgesetzten Laufens von Arbeitszügen in der Haupt- 
sache hinter uns liegt und sich jetzt eine strenge 
Betriebsrechnung, in welcher die Aufwendungen für 
unsere Linie eine Ausdehnung und einen Verkehr 
Erhaltung und Ergänzung der Anlagen nicht Platz 
finden, einrichten läßt. 
und Verwaltungsapparat zur Voraussetzung haben 
für die Transporte ins tiefere Innere und von da 
zur Küste unentbehrlich machen. 
Die Thatsache, daß an Ort und Stelle die Noth- 
wendigkeit der Weiterführung unserer Linie geradezu 
wir uns vom richtigen Grundsatz haben leiten lassen, 
als wir ungeachtet der Schwierigkeit der Verhältnisse 
vor den solidesten Anlagen nicht zurückgeschreckt sind. 
Wir haben namentlich für die Befestigung unserer 
Dämme keine Ausgaben gescheut und wir dürsen, 
wenngleich Schädigungen derselben in den großen 
Regenperioden auch in Zukunft nicht ausbleiben 
werden, dennoch hoffen, daß jetzt, nachdem wir — 
mit Erfolg — Alles aufgeboten haben, die Be- 
Unsere für die Förderung unserer Bauarbeiten 
und die Vornahme von Reparaturen am rollenden 
Material in Tanga geschaffenen großen Werkstätten 
haben auch im Berichtsjahre vortrefflich funktionirt 
und sind mit Aufträgen von privater und amtlicher 
Seite fast überreich bedacht worden. 
Unsere weit ausgedehnten Ländereien in Usam- 
bara finden zu unserer Freude seitens unserer Bau- 
» direktion sehr günstige Beurtheilung; unserem in- 
drastisch zu Tage tritt, ist der beste Beweis, daß 
zwischen vortheilhaft abgerundeten Terrainbesitz in 
Tanga selbst ist die allgemeine Steigerung der 
Bodenpreise in dieser Stadt, mit deren Entwickelung 
sich kein anderer Ort Deutsch= Ostafrikas auch nur 
annähernd messen kann, in vollem Maße zu gute 
gekommen. 
Die Tracirungsthätigkeit unseres Baudirektors 
Herrn Hoffmann und nuseres Ingenieurs Herrn 
Thiel hat im Juli 1895 zur Entdeckung des häufigen 
Vorkommens von Goldspuren in Usambara, ins-
	        
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