Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

— 717 — 
und einen leichten Tagemarsch nördlich von Masasi 
gelegen, war im Februar 1895 gegründet worden 
und am Schlusse des Berichtsjahres mit zwei Priestern 
und einem Bruder, das Schwesternhaus mit drei 
Schwestern besetzt. Diese Mission hatte im ersten 
Jahre mit sehr großen Schwierigkeiten zu kämpfen 
(n erster Linie zählt hierzu ein Kriegszug der Mag- 
wangwara und die darauf folgende Hungersnoth), 
hat aber doch überaus befriedigende Erfolge erzielt. 
Die Mission hat es hier, im Gegensatz zu den 
anderen Stationen, nur mit Freien zu thun und 
erzieht keine Sklavenkinder. 
Der Anschluß der Erwachsenen an die Mission 
und die besonders starke Betheiligung der jungen 
Männer am Unterrichte war von Anfang an auffallend 
groß. Trotzdem die Bedingungen zum Eintritt ins 
Katechumenat ziemlich hart sind und auch die Besten 
volle zwei Jahre bis zum Empfange der Taufe 
warten müssen, wenn nicht eine schwere Krankheit die 
sfrühere Spendung derselben nöthig macht, zählte die 
Mission bis zum Ende Juni 1896 an christlichen 
Erwachsenen und Kindern 36; von den Katechumenen 
der ersten Klasse werden am nächsten Osterfeste 26 
zur heiligen Taufe zugelassen; Katechumenen der 
zweiten Klasse waren es 336. Alle diese sind ein- 
geschrieben und werden im Unterrichtsbesuche kontro- 
lirt; viele andere kommen noch, schenen aber die 
Kontrolc. 
Die Mission hat in ihrem Beczirke großen Einfluß 
erlangt, namentlich seit der Hungersnoth, während 
welcher die Leute fast ganz auf die direkte oder in- 
direkte (Arbeitsgelegenheit) Unterstützung der Mission 
angewiesen waren. Sonntagsruhe wird fast allgemein 
beobachtet; Streitfälle werden häufig vor die Missio- 
nare gebracht und der ertheilte Bescheid immer dankbar 
angenommen, wodurch schon manchmal unnützes Blut- 
vergießen, Gottesurtheile oder zu hohe Zahlungen, 
die den Schuldner zum Sklaven gemacht hätten, ver- 
hindert wurden. 
Das Beispiel der Missionare hat auch auregend 
gewirkt in Bezug auf Häuserbau und Felderbestellung. 
Eingeführte Samen von Gemüsen und Früchten werden 
häufig verlangt, zum Anpflanzen von Bäumen und 
Herrichten von kleinen Gärten werden die Katechu- 
menen angehalten. 
Die Thätigkeit der Schwestern begreift nebst der 
Erziehung der Mädchen in Schule, Haushalt und 
Schamba vornehmlich die Krankenpflege durch Auf- 
nahme Schwerkranker ins Haus, durch tägliche Arznei- 
abgabe und Verbände, und dann auch durch regel- 
mäßige außerordentliche Krankenbesuche. 
Zu Lukuledi gehören noch zwei Außenstationen, 
die regelmäßig von der Station aus pastorirt werden: 
Chuckukwe und die Dörfer der Häuptlinge Tu-Kutua 
und Mwanamchekenje, letzteres in einem sehr frucht- 
baren Thalc gelegen. Zwischen diesen Stationen 
befindet sich unbenutztes, anbaufähiges Land, das 
voraussichtlich bald besiedelt wird. Das Einvernehmen 
mit den Kaiserlichen Behörden war durchaus ein 
  
ausgezeichnetes und haben die Missionare sämmtlicher 
Stationen allseits freundliches Entgegenkommen und be- 
reitwillige Förderung aller Missionsinteressen erfahren. 
Für das kommende Jahr sind folgende Erweite- 
rungen der Missionsthätigkeit in Aussicht genommen: 
In Dar-es-Saläm soll eine neue, geräumige 
Kirche gebaut werden, für die ein äußerst günstiger 
Platz durch die Munifizenz des Kaiserlichen Gouver- 
nements bereits zugesichert ist. 
In Kollasini wird die Station ausgebaut werden; 
die Plantagen und Kokospflanzungen sind zu vollenden, 
der Vanillenkultur besonderes Augenmerk zu widmen 
und neue Christendörfer auf dem Gute der Mission 
zu gründen. 
In Lukuledi wird weiter flußabwärts eine wei- 
tere Missionsstation gegründet. 
Ferner wird in Mahange oder Uhehe eine, viel- 
leicht auch zwei Missionsstationen gegründet werden. 
Gott gebe, daß sich diese Plänc verwirklichen! 
RAus fremden Kolonien. 
Handel und Schiffabrt der pbilippinen in den Jabren 
1894 und 1895.7) 
Die beiden Berichtsjahre müssen fast in allen 
Zweigen des Handels als sehr ungünstige bezeichnet 
werden. Obwohl die Ernten im Allgemeinen mitt- 
lere, zum Theil sogar gute Erträge lieferten, litt der 
Handel besonders durch die Kursverhältnisse. Der 
Kurs (für sechs Monate Sicht auf London) sank im 
Laufe des Jahres 1894 von 2 Schill. 8 1½2 Pence 
auf 2 Schill. 4½ Pence, ging im Jahre 1895 aber 
noch weiter auf 2 Schill. 3½ Perce zurück. 
Von öffentlichen Bauten ist hervorzuheben, 
daß die Arbeiten an dem neuen Hafen von Manila, 
welche, nachdem im Jahre 1890 ein großer Theil 
des Außendeiches durch einen Wirbelsturm zerstört 
worden war, mehrere Jahre geruht hatten, wieder 
rege in Angriff genommen worden sind. Trotz der 
erhöhten Thätigkeit wird indessen der zur Fertig- 
stellung des Hafens noch nöthige Zeitraum auf sieben 
bis acht Jahre geschätzt. Die Beleuchtung der Küsten 
des Archipels ist durch Inbetriebsetzung von zwei 
weiteren Leuchtthürmen gefördert worden. 
Der Bergbau, für welchen die Philippinen ein 
bedeutendes Arbeitsfeld bieten, scheint in ein günsti- 
geres Stadium zu gelangen. Die Kohlenflöze der 
Insel Cebu werden in größerem Maßstabe aus- 
gebeutet und sind berufen, mindestens für die Küsten- 
schifffahrt und für die ausstrebende Industrie des 
Landes, namentlich die Dampfzuckerpressen, in der 
Zukunft eine bedeutende Rolle zu spielen. Eine Er- 
schtießung der Petroleumbecken derselben Insel 
durch eine Aktiengesellschaft steht in nächster Aussicht. 
Vorliufige Bohrungen haben das Vorhandensein von 
erheblichen Mengen des Oeles erwiesen. Die Aus- 
Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1896, S. 629 f.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.