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und einen leichten Tagemarsch nördlich von Masasi
gelegen, war im Februar 1895 gegründet worden
und am Schlusse des Berichtsjahres mit zwei Priestern
und einem Bruder, das Schwesternhaus mit drei
Schwestern besetzt. Diese Mission hatte im ersten
Jahre mit sehr großen Schwierigkeiten zu kämpfen
(n erster Linie zählt hierzu ein Kriegszug der Mag-
wangwara und die darauf folgende Hungersnoth),
hat aber doch überaus befriedigende Erfolge erzielt.
Die Mission hat es hier, im Gegensatz zu den
anderen Stationen, nur mit Freien zu thun und
erzieht keine Sklavenkinder.
Der Anschluß der Erwachsenen an die Mission
und die besonders starke Betheiligung der jungen
Männer am Unterrichte war von Anfang an auffallend
groß. Trotzdem die Bedingungen zum Eintritt ins
Katechumenat ziemlich hart sind und auch die Besten
volle zwei Jahre bis zum Empfange der Taufe
warten müssen, wenn nicht eine schwere Krankheit die
sfrühere Spendung derselben nöthig macht, zählte die
Mission bis zum Ende Juni 1896 an christlichen
Erwachsenen und Kindern 36; von den Katechumenen
der ersten Klasse werden am nächsten Osterfeste 26
zur heiligen Taufe zugelassen; Katechumenen der
zweiten Klasse waren es 336. Alle diese sind ein-
geschrieben und werden im Unterrichtsbesuche kontro-
lirt; viele andere kommen noch, schenen aber die
Kontrolc.
Die Mission hat in ihrem Beczirke großen Einfluß
erlangt, namentlich seit der Hungersnoth, während
welcher die Leute fast ganz auf die direkte oder in-
direkte (Arbeitsgelegenheit) Unterstützung der Mission
angewiesen waren. Sonntagsruhe wird fast allgemein
beobachtet; Streitfälle werden häufig vor die Missio-
nare gebracht und der ertheilte Bescheid immer dankbar
angenommen, wodurch schon manchmal unnützes Blut-
vergießen, Gottesurtheile oder zu hohe Zahlungen,
die den Schuldner zum Sklaven gemacht hätten, ver-
hindert wurden.
Das Beispiel der Missionare hat auch auregend
gewirkt in Bezug auf Häuserbau und Felderbestellung.
Eingeführte Samen von Gemüsen und Früchten werden
häufig verlangt, zum Anpflanzen von Bäumen und
Herrichten von kleinen Gärten werden die Katechu-
menen angehalten.
Die Thätigkeit der Schwestern begreift nebst der
Erziehung der Mädchen in Schule, Haushalt und
Schamba vornehmlich die Krankenpflege durch Auf-
nahme Schwerkranker ins Haus, durch tägliche Arznei-
abgabe und Verbände, und dann auch durch regel-
mäßige außerordentliche Krankenbesuche.
Zu Lukuledi gehören noch zwei Außenstationen,
die regelmäßig von der Station aus pastorirt werden:
Chuckukwe und die Dörfer der Häuptlinge Tu-Kutua
und Mwanamchekenje, letzteres in einem sehr frucht-
baren Thalc gelegen. Zwischen diesen Stationen
befindet sich unbenutztes, anbaufähiges Land, das
voraussichtlich bald besiedelt wird. Das Einvernehmen
mit den Kaiserlichen Behörden war durchaus ein
ausgezeichnetes und haben die Missionare sämmtlicher
Stationen allseits freundliches Entgegenkommen und be-
reitwillige Förderung aller Missionsinteressen erfahren.
Für das kommende Jahr sind folgende Erweite-
rungen der Missionsthätigkeit in Aussicht genommen:
In Dar-es-Saläm soll eine neue, geräumige
Kirche gebaut werden, für die ein äußerst günstiger
Platz durch die Munifizenz des Kaiserlichen Gouver-
nements bereits zugesichert ist.
In Kollasini wird die Station ausgebaut werden;
die Plantagen und Kokospflanzungen sind zu vollenden,
der Vanillenkultur besonderes Augenmerk zu widmen
und neue Christendörfer auf dem Gute der Mission
zu gründen.
In Lukuledi wird weiter flußabwärts eine wei-
tere Missionsstation gegründet.
Ferner wird in Mahange oder Uhehe eine, viel-
leicht auch zwei Missionsstationen gegründet werden.
Gott gebe, daß sich diese Plänc verwirklichen!
RAus fremden Kolonien.
Handel und Schiffabrt der pbilippinen in den Jabren
1894 und 1895.7)
Die beiden Berichtsjahre müssen fast in allen
Zweigen des Handels als sehr ungünstige bezeichnet
werden. Obwohl die Ernten im Allgemeinen mitt-
lere, zum Theil sogar gute Erträge lieferten, litt der
Handel besonders durch die Kursverhältnisse. Der
Kurs (für sechs Monate Sicht auf London) sank im
Laufe des Jahres 1894 von 2 Schill. 8 1½2 Pence
auf 2 Schill. 4½ Pence, ging im Jahre 1895 aber
noch weiter auf 2 Schill. 3½ Perce zurück.
Von öffentlichen Bauten ist hervorzuheben,
daß die Arbeiten an dem neuen Hafen von Manila,
welche, nachdem im Jahre 1890 ein großer Theil
des Außendeiches durch einen Wirbelsturm zerstört
worden war, mehrere Jahre geruht hatten, wieder
rege in Angriff genommen worden sind. Trotz der
erhöhten Thätigkeit wird indessen der zur Fertig-
stellung des Hafens noch nöthige Zeitraum auf sieben
bis acht Jahre geschätzt. Die Beleuchtung der Küsten
des Archipels ist durch Inbetriebsetzung von zwei
weiteren Leuchtthürmen gefördert worden.
Der Bergbau, für welchen die Philippinen ein
bedeutendes Arbeitsfeld bieten, scheint in ein günsti-
geres Stadium zu gelangen. Die Kohlenflöze der
Insel Cebu werden in größerem Maßstabe aus-
gebeutet und sind berufen, mindestens für die Küsten-
schifffahrt und für die ausstrebende Industrie des
Landes, namentlich die Dampfzuckerpressen, in der
Zukunft eine bedeutende Rolle zu spielen. Eine Er-
schtießung der Petroleumbecken derselben Insel
durch eine Aktiengesellschaft steht in nächster Aussicht.
Vorliufige Bohrungen haben das Vorhandensein von
erheblichen Mengen des Oeles erwiesen. Die Aus-
Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1896, S. 629 f.