Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Kamerun. 
Ueber die Aussichten von Plantagenunternehmungen 
an den Abhängen des Ramerungebirges 
hat der Leiter des botanischen Gartens in Victoria, 
Dr. Preuß unter dem 7. November 1896 folgenden 
Bericht erstattet: 
In neuester Zeit haben sich im Bezirk Victoria 
mehrere Gesellschaften gebildet und sind in der Bil- 
dung begriffen, welche am Kamerungebirge Pflan- 
zungen in großem Stil anzulegen beabsichtigen. Es 
ist in hohem Grade erfreulich, daß endlich das Vor- 
urtheil gegen Kamerun überwunden ist. Vor zwei 
Jahren hätte man allerdings noch nicht mit ganz 
gutem Gewissen zur Anlage von Plantagen, wenigstens 
an der Süd= und Ostseite des Gebirges, rathen 
können, denn damals waren noch die Bakwilis, an 
ihrer Spitze die Bucaleute, die Herren des Landes. 
Seit aber die Schutztruppe Ende 1894 gründlich 
mit den Bucas aufgeräumt hat, und dann auch der 
Handel mit Waffen und Munition eingeschränkt 
wurde, haben sich die wilden Bergbewohner in 
friedliche Arbeiter verwandelt, und die Verhältnisse 
sind als völlig sicher zu betrachten. 
Auch sind die Erfahrungen, die man seither mit 
dem Plantagenbau in Kamerun gemacht hat, un- 
gleich viel reicher geworden als früher. Das Land 
ist durch Untersuchungen des Bodens durch Fachleute 
sowie durch Versuche mit der Kultur der verschie- 
densten Nutzpflanzen bedeutend besser auf seinen 
Werth und seine Leistungsfähigkeit hin bekannt ge- 
worden. — 
Das Lehrgeld ist gezahlt worden, wie es bei 
allen Versuchen gezahlt werden muß. Man geht 
jetzt mit anderen Anschauungen an neue Unterneh- 
mungen heran und weiß, worauf es ankommt. 
ebi elche Aussichten hat nun ein am Kamerun- 
gebirge nahe Viectoria sich bildendes Pflanzungsunter- 
nehmen? Mit welchen durch die Lage in Bezug 
auf Verbindungswege und Verschiffungsplätze ge- 
gebenen Verhältnissen wird man zu rechnen haben? 
Wie liegen die Verhältnisse in Bezug auf Boden, 
Vegetation, Klima, Wasser, anzubauende Kultur- 
gewächse und Arbeiter? Wie werden sich die 
Ertragsverhältnisse im Laufe der Jahre gestalten? 
Ich nehme als Beispiel die erste der in Blldung 
begriffenen bezw. bereits gebildeten Gesellschaften an: 
die westafrikanische Pflanzungsgesellschaft Victoria, 
welche schon mit dem Pflanzen begonnen hat. 
Dieselbe besitt ein Gebiet von etwa 4000 ha,) 
welches sich im Westen, Nordwesten, Norden und 
Nordnordosten an den Ort Victoria anlehnt. Aus 
diesem Gebiete fallen diejenigen Stücke fort, welche 
den innerhalb liegenden Dörfern Busumbu, Bonia= 
dikombo, Dibanda, Bota, Ageme und Bongalla vor- 
  
*) Die Gesellschaft hat inzwischen ihr Gebiet dur 
a weiteren sg hat inh noch erheblich - 
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behalten bleiben müssen. Rechnet man für die 
Famille 2 bis 3ha — denn mehr als ½ oder 
ba bepflanzt eine Familie auf keinen Fall in 
einem Jahre —, so ergeben sich im Ganzen 250 ha. 
Es bleiben also 3750 ha zum Bepflanzen für die 
Gesellschaft übrig. 
Das Gebiet lehnt sich in einer Länge von etwa 
5,5 km Luftlinie an die See an. Der in westlicher 
Richtung verlaufende Seestrand enthält einen für 
westafrikanische Verhältnisse guten Landungsplatz an 
der Grenze des botanischen Gartens. Ein zweiter 
Platz in sehr geschützter Lage, der sich sehr leicht 
ausbauen läßt, liegt im Geblete des botanischen 
Gartens und ist zur Benuhung der Gesellschaft frei- 
gegeben worden. Die Dampfer ankern etwa 1,5 bis 
2 km von den Landungsplätzen entfernt. 
Ein guter Landungsplatz außerhafb des Gebietes 
für ein anderes sich bildendes Unternehmen liegt an 
der Grenze zwischen Ngeme und Mokundange, ein 
anderer bei dem Dorfe Mokundange selbst. 
Das Anlehnen einer Plantage an die See und 
das Vorhandensein guter Landungsplätze ist für eine 
solche stets von großer Bedeutung, und Jeder wird 
ein an die See anstoßendes Gelände einem solchen 
im Binnenlande vorziehen, falls nicht ganz gewichtige 
andere Gründe vorliegen. 
auch die Nähe des Ortes Victoria, des Sitzes 
eines Kaiserlichen Bezirksamtmanns, ist für eine 
Plantage von nicht zu unterschätzender Bedeutung. 
Nicht etwa der Sicherheit des Eigenthums wegen, 
denn diese ist auf der ganzen Ost= und Südseite des 
Gebirges, dank der militärischen Besatzung der 
Station Busa, eine vollkommene, wohl aber weil 
Victoria ein ziemlich bevölkerter Ort ist, der an und 
für sich schon eine Anzahl Arbeiter, Träger und 
auch leidliche Handwerker stellen kamn 2c. Von größter 
Wichtigkeit für alle zwischen Victoria und Buc 
sich bildenden Plantagen ist der Regierungsweg nach 
letzterem Orte, welcher in einer Länge von 11 km 
fertiggestellt ist. Er durchschneidet das Gebiet der 
westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft Victoria in 
einer Länge von etwa 5 km und ist in diesem 
ganzen Theile für Wagenverkehr eingerichtet. 
Die Bodenverhältnisse sind, wie alle Versuche 
bisher ergeben haben, vorzügliche. Professor Wohlt- 
mann, der in diesem Jahre das Kamerungebirge 
auf seine Bodenverhältnisse hin einer eingehenden 
Prüfung unterzogen hat, sagt in seiner Broschüre: 
„Der Plantagenbau von Kamerun und seine Zukunft“ 
Folgendes: „Ich kenne nur sehr wenige Tropen- 
böden, welche sich einer so guten Beschaffenheit 
rühmen können, wie Kamerun sie im Gebirge 
besitzt. . . . . Gegenüber den Böden, welche in 
unseren anderen Kolonien Afrikas vorllegen, ist der 
Kamerunboden als ein ganz ausnahmsweise frucht- 
barer hinzustellen, der selbst die besten Böden Ost- 
afrikas am Pangani noch weit überflügelt.“ 
Zwar ist der Boden überall steinig, aber stets 
sind die Steine mit viel Erde vernischt, und selten
	        
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