Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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vorher von Cambier und Kapitän Storms im 
Auftrage des Königs von Belgien, des Vorsitzenden 
der damaligen internationalen Antisklaverei-Gesellschoft, 
gegründet waren. Von hier aus hat sich die Mission 
nun besonders nach Süden zu ausgebreitet; im Nor- 
den fürchten sie immer noch den großen, einer Mission 
allerdings ungünstigen Einfluß der Küstenbevölkerung. 
Die Algiermission in Ostafrika zerfällt in die 
Vikariate: 
1. Uganda (Bischof Hirth), 
2. Ussuirombo, 
3. Karema (Bischof Lechaptoix), welches im 
Norden bis an die Grenze von Urundi reicht, 
4. Upala (Bischof Rollius), an dem Westufer 
des Tanganyika, 
5. Nyassa. 
Von der alten Station Karema, wie sie die 
Zeichnung in Girands Werk darstellt, ist nur noch 
wenig übrig geblieben. Während sich die Station in 
baulicher Beziehung natürlich bei dem unermüdlichen, 
rastlosen Fleiß und dem Geschick der Missionare in 
außerordentlicher Weise vervollkommnet hat und die 
großartigsten Gebäude entstanden sind, hat die Sta- 
tion durch das Fallen des Seeniveaus an landschaft- 
licher Schönheit viel eingebüßt. Während früher der 
See bis an die Bergkette, auf der die Station erbaut 
ist, heranreichte, liegt sie jetzt 15 bis 20 Minuten 
vom See entfernt; vor der Station liegt jetzt eine 
große, allerdings sehr fruchtbare niedere Ebene, die 
in der Regenzeit zum großen Theile unter Wasser 
steht. Jetzt in der Trockenzeit, wo die Berge kahl, 
theilweise infolge der großen Grasbrände schwarz 
waren, sah die Umgegend von Karema trostlos aus. 
Um die Station herum liegt das sehr große 
Missionsdorf, in dem wohl 2000 Menschen wohnen 
mögen. Die Station Karema besteht aus zwei Theilen, 
dem prachtvollen Schwesternhaus im Norden, theil- 
weise noch umgeben von der alten Cambierschen 
Mauer, und im Süden aus der eigentlichen, festungs- 
artigen Station, in der Msgr. Lechaptoix mit den 
Vätern und Brüdern wohnt. Zwischen beiden liegt 
die kolossale Kirche, 50 m lang und 14 m breit, 
also von einer Größe, wie man sie in Deutschland, 
Europa, nur in größeren Städten findet. 
An die Station schließen sich Schulen, Werk- 
stätten 2c. an. Alle Gebäude sind ganz massiv ge- 
baut und mit Dachpfannen gedeckt. Man muß 
wirklich staunen; die kolossalen Bauten müssen Jedem 
die allergrößte Hochachtung vor dem unglaublichen 
Fleiß der Missionare einflößen. Zu bewundern ist 
auch vor allen Dingen, daß sie solche Gebäude mit 
verhältnißmäßig geringen Mitteln bauen. Sie wissen 
sich immer zu helsen und erfinden immer neue Kon- 
struktionen. 
Das Verhältniß der Missionare zu den Einge- 
borenen scheint überall ein vorzügliches zu sein und 
überall haben die Eingeborenen großes Zutrauen zu 
den Europäern und laufen nicht, wie sonst überall, 
  
fort. Ueberall kamen Erwachsene und Kinder zur Be- 
grüßung entgegengelaufen. 
Am Sonntag nahm ich an einem von dem Bischof 
selbst abgehaltenen Gottesdienst theil. Die ganze, 
große Kirche war voll, von allen umliegenden Ort- 
schoften waren die Eingeborenen gekommen und es 
mögen wohl 1500 Personen in derselben gewesen 
sein. Ich muß bekennen, daß mich dieser Gottesdienst 
in Centralafriko, in einer großen Kirche mit dem der 
katholischen Kirche eigenthümlichen Glanz und Ge- 
pränge, bei dem schönen, von Missionszöglingen und 
der Gemelnde ausgeführten Kirchengesang, von Orgel- 
spiel begleitet, auf das Tiefste ergriffen hat. Außer 
Karema, wo außer dem Bischof zwei Bäter, zwei 
Brüder und fünf Schwestern wirken, bestehen noch 
folgende Stationen: 
2. Mkarjaria (zwei Väter), vor kurzer Zeit ge- 
gründet und im Bau begriffen, im südlichen Theil 
der großen Mpimbuebucht, einen Tag südlich von 
Karema. 
3. Kirando (drei Väter, ein Bruder), einen Tag 
südlich von Mkarjaria, an der gleichnamigen großen 
schönen Bucht, landschaftlich nach meiner Ansicht die 
schönste Station. 
4. Kala (drei Väter, ein Bruder), zwei Tage 
südlich von Kirando. 
5. Mambue, auf dem Nyassa — Tanganyika- 
Plateau, an der Stevenson-Road; diese Station wird 
aufgegeben, weil die Umgegend zu schwach bevölkert 
ist (zwei Väter, ein Bruder). 
Es arbeiten demnach in dem deutschen Gebiet 
17 Missionare und fünf Schwestern. 
Unter der Aufssicht von Bischof Lechaptoix steht 
ferner die im englischen Gebiet gelegene Station 
Ubemba (drei Väter und zwei Brüder). Am West- 
ufer des Tanganyika, im Kongostaat, ist die älteste 
Station Mpala, wo drei Väter und zwei Brüder 
arbeiten. In baulicher Beziehung ist es die schönste 
Station. Man baut dort eine prachtvolle Kirche, zu 
der jetzt schon über 300 000 gebrannte Ziegel ver- 
schiedenster Formen vermauert sind, und sie ist erst 
zur Hälfte fertig. Erleichtert wird hier der Bau 
durch das Vorhandensein von Kalk in nächster Nähe 
der Station. Südlich von Mpala liegt die Station 
St. Louis, wo der wunderliche Heilige Kaopitän 
Joubert, halb Soldat, halb Missionar, lebt. Einige 
Stunden westlich davon auf den Bergen liegt die 
Hauptstation Kirungu oder Bodainville, wo außer 
dem Bischof Rollius, der zur Zeit in Europa ist, 
drei Väter und zwei Brüder thätig sind. Eine 
fernere Statlon ist in Marungu am Lufuko (zwei 
Väter, ein Bruder). 
Das Vikariat Karema hat jetzt 935 getaufte 
Christen und 1150 Katechumenen. Ehe die Mission 
zur Taufe eines Kindes oder Erwachsenen schreitet, 
unterzieht sie denselben elner vierjährigen Prüfung, 
während welcher Zeit demselben Unterricht ertheilt 
wird. Zwei Jahre bleiben die Zöglinge sogenannte 
Postulanten und zwei Jahre Katechumenen. Nachdem
	        
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