Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

und unterhalb des Absturzes eine kleine seeartige 
Erweiterung bildet. Hart oberhalb dieser Fälle steigt 
das Gelände an. Fast 2 km aufwärts erstreckt sich, 
gänzlich unpassirbar, das wildzerrissene Felsenflußbett 
des Malagarasi mit zahllosen kreisförmigen, tiefen 
Aushöhlungen bis zum Katarakt von Gomaitale, wo 
der Fluß eine 18 m hohe senkrechte Felswand hinab- 
stürzt. Zur Regenzeit beträgt seine Breite hier 150 
bis 200 m. 
Dicht oberhalb dieses Falles erfolgte der nur bei 
dem jetzigen niedrigen Wasserstand mögliche Ueber- 
gang auf das rechte Ufer. Das Flußbett steigt nach 
Osten weiter erheblich, so daß ich den Höhenunter- 
schied des Wasserspiegels bei Kassagwe bis zu dem 
etwa 1 km östlich des Gomaitalefalles auf 80 bis 
100 m schähze. 
Der Gomaitalefall ist vom Tanganyika in zwei 
Tagemärschen zu errelchen. 
Außer dem kleinen Dorf des Kafalawasi und 
einigen Fischerhütten wurden bisher keine Ansiedelungen 
angetroffen. Hart am Ufer dem Flußlauf weiter zu 
folgen, verbot Gestaltung und Bewachsung desselben. 
Ich marschirte daher auf direktem Wege von hier 
zum Sultan Mtau, bezog nach fünfstündigem Pori- 
marsch unweit seines Hauptortes Kigonero Lager 
und bestellte ihn zum Schauri. Nachdem Mtau 
Geschenke an Lebensmitteln geschickt, erschien er selbst 
am Nachmittage mit 15 seiner Weiber im Lager. 
Er ist ein intelligent aussehender Mann im besten 
Alter, dessen Einfluß auf seine Leute augenscheinlich 
ist. Aufgefordert, sich zu erklären, weshalb er bisher 
ein näheres Fühlungnehmen mit der Station Ujiji 
abgelehnt hätte, versicherte er, nur Furcht gehabt zu 
haben, und entschuldigte sich mit der Angabe, er 
dürfe keinen Weißen sehen, da er sonst sofort sterben 
würde. Nun wolle er jedoch zur Station kommen. 
Vor weiteren Verhandlungen mit Mtau wollte 
ich mich zunächst am Rutschugiposten über sein bis- 
heriges Verhalten informiren, brach am 16. früh auf 
und traf nach 5½ stündigem Marsch am Rutschugi 
ein. Der Bau des Postens ist von dem Feldwebel 
Köhler solide und praktisch fertiggestellt; der Bau 
eines geräumigen neuen Salzmagazins nothwendig 
und beabsichtigt. 
Die Einnahmen an Salz betrugen bis zum Tage 
meines Eintreffens 3521 Vihiga = etwa 35 210 kg. 
Der Gewinn wird sich voraussichtlich in den nächsten 
Jahren noch erheblich steigern. 
Es wird gekocht in Malahi, Kassenga, Paga, 
Lobundusi, Jambutti und Ndole. 
In Njansa — etwa 200 Hütten — hatte das 
Kochen noch nicht begonnen, da das Eintreffen eines 
Medizinmannes zum „Daua“-machen für die Quelle 
erst abgewartet wurde. Am 17. und 18. besuchte 
ich die melsten Quellen; die Salzkocher, die anfäng- 
lich große Scheu gezeigt haben sollen, kamen überall 
zur Begrüßung. 
Da den Mtauleuten das Salzkochen wegen Hin- 
ziehung der Abgaben untersagt worden war und da 
  
100 — 
ich die Glaubwürdigkeit der Versprechungen des Sul- 
tans Mtau auch anzweifelte, nahm ich, um eventuell 
endgültig Ordnung schaffen zu können, am 19. den 
Feldwebel Köhler und noch zehn seiner Askaris mit, 
marschirte am rechten Ufer des nicht schiffbaren Rutschugi 
zum Malagarasi, dann diesen entlang abwürts, bis 
Felsen und tiefe Einschnitte ein Vorwärtskommen 
am Fluß vereitelten. 
Am folgenden Tage zwangen ernente Felsmassen 
zum Verlassen des Flusses und ich marschirte ohne 
Weg direkt durch das Pori auf Kigonero, passirte 
nach zwei Stunden ein neu angelegtes Mtaudorf 
Kigäle und traf um 10 Uhr vormittags im Lager 
dicht bei Kigonero ein. " 
Kigonero liegt am Luguvn, ist kreisförmig ange- 
legt und besteht aus einer Tembe mit anschließender 
Baumboma und Strohhütten im Innern. Im Osten 
überhöht das Gelände den Ort. 
Mtau schickte wieder Lebensmittel als Geschenk 
und kam darauf mit vielen Leuten ins Lager. Er 
versprach, den Befehlen der Station Folge zu leisten, 
und bat um die deutsche Flagge. Ebenso versprach 
und versicherte er, innerhalb fünf Tagen zur Station 
Ujiji aufbrechen zu wollen. Auf seine Bitten er- 
thellte ich ihm vorläufig wieder die Erlaubniß, Salz 
zu kochen, machte jedoch die Rückgabe der zu wenig 
gelieferten Vihigas zur Bedingung. 
Da weitere Klagen gegen Mtau nicht vorlagen 
und ich glaubte, daß er sich nun sügen würde, ent- 
ließ ich den Feldwebel Köhler zu seinem Posten 
und trat selbst den Rückmarsch zu den Booten an. 
Infolge Fallens des Wassers saßen diese auf der 
Thalfahrt bis Ssakassaka jeden Augenblick fest. 
Von Sango ya Malagarasi führt eine einstündige 
glatte Fahrt zum sumpfigen, je nach dem Wasserstand 
aus mehr oder minder zahlreichen Armen bestehenden 
Mündungsdelta des Malagarasi. Die Flußarme sind 
flach und am See versandet, so daß tiefer gehende 
Fahrzeuge nur zur Regenzeit bei hohem Wasserstande 
einpassiren können. . 
Zur Trockenzeit ist der Malagarasi auf der be- 
suchten Strecke nur an einzelnen freien Strecken zu 
befahren. Zur Regenzeit werden die starke Strömung 
und die auch dann noch kilometerweit den Fluß 
durchsetzenden hohen Felsbarren die Schifffahrt sehr 
erschweren und an den Wasserfällen beenden. 
Der Fischreichthum ist groß; die Felsbänke im 
Flußbett sind mit einer Art Auster bedeckt. 
Flußpferd und Krokodil sind ungemein häufig. 
Ein Flußpferd zertrümmerte beim Hochkommen dicht 
vor der Mündung eine Seitenwand meines Mtumbis. 
Von Lugungu traf ich nach zwei Tagemärschen 
am 27. September wieder in Ujiji ein. 
Wissenschaftliche Zammlungen. 
Dem Königlichen Museum für Naturkunde ist am 
15. Oktober v. Is. eine Sendung zoologischer Gegen-
	        
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