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Nachrichten aus den deukschen Schuhgrbieken.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Pltafrika.
Einführung von Dandelsregistern in Ostafrika.
Die im amtlichen Theile veröffentlichte Ver-
ordnung wegen Einführung von Handelsregistern
im Schutgebiete betrifft in erster Linie vie von
Nichteuropäern betriebenen Handlungshäuser, während
es für die europäischen Firmen nach wie vor bei
den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen sein
Bewenden behält, welche die Führung eines dem
deutschen Handelsgesetzbuche entsprechenden Handels-
(Firmen-, Prokuren= und Gesellschafts-) Registers
durch das zuständige Bezirksgericht vorschreiben.
von dem Nompagnieführer Johannes
ist über seinen bereits telegraphisch gemeldeten Straf=
zug nach dem Meruberg nunmehr folgender Bericht
aus Moschi vom 21. November v. Is. eingegangen:
„Die Veranlassung zur Expedition bildete die
Ermordung der beiden evangelischen Missionare Sege-
brock und Ovir sowie der gleichzeitige Ueberfall auf
mein Lager in der Nacht vom 19. zum 20. Oktober.
Am 31. Oktober marschirte ich mit Lieutenant
Merker, Dr. Eggel und 95 AMskaris der 1. Kom-
pagnie von hier ab. Als Hülfstruppen folgten mir
an demselben Tage 4000 Wadjaggas, die waffen-
sähigen Leute der östlich von Moschi gelegenen Kili-
mandjarolandschaften Kirua, Kilema, Marangu, Muika,
Rombo, Userl unter dem Häuptling Mareale von
Marangu sowie die Krieger der Landschaft Moschi
unter ihrem Häuptling Meli. Während meines Vor-
marsches schlossen sich in den nächsten beiden Tagen
noch die Krieger der westlich von Moschi liegenden
Landschaften Uru, Kibosho, Madschame, Kibognolo
unter ihren Häuptlingen an, so daß die mir folgende
Hülfstruppe auf 6000 bis 7000 Krieger stieg, die
mit ihrem Troß zusammen wohl 10 000 Kößpfe
zählten. Die Schwierigkeiten, welche ein Operiren
mit derartigen Menschenmassen in solch dicht bewach-
senem und koupirlem Buschterrain, wie das der Land-
schaften Groß-Aruscha und Meru bietet, waren mir
von vornherein klar. Ein Aufschub der Expedition,
etwa zum Zwecke der Heranziehung regulärer mili-
tärischer Streitkräfte zur Unterstützung, war ausge-
schlossen, denn, nachdem den Merukriegern der Kamm
infolge des Gelingens ihres Ueberfalles auf die
Missionare gehörig geschwollen war, war es zum
mindesten sehr wahrscheinlich, daß sie weitere Raub-
züge unternehmen würden, und dadurch war in erster
Linie die Farm der Kilimandjaro-Straußenzucht so-
wie weiter die am Kilimandjaro liegenden fünf
Missionsniederlassungen gefährdet. Die Bestrafungs-
expedition mußte also sofort ausgeführt werden, ehe
noch die genannten Ansiedelungen überfallen werden
konnten, und daher blieb bei der zu geringen zur
Verfügung stehenden regulären Truppe nur die
Unterstützung von Seilen der Wadiaggas übrig.
Am 4. November lagerte ich etwa zwei Stunden
von Groß--Aruscha ab in freier, abgebrannter Steppe
und am 5. November marschirte ich in die Landschaft
hinein.
Die Landschaften am Meruberg werden nach der
Steppe zu durch einen dichten Gürtel von Urwald
oder Akazienbusch abgegrenzt. Durch diesen führen
einige wenige schmale und mehr oder weniger zickzack-
artig verlaufende Pfade in die Landschaften. Mehrere
mn den Felsboden tief eingeschnittene, jetzt viel Wasser
führende Gebirgsbäche erschweren einen Einmarsch
aufs Aeußerste. Dies hatten die vereinigten Aruscha-
und Mernkrieger richtig ausgenutzt und den dichten
Busch, der den Pfad zu beiden Seiten begleitet, mit
großen Massen besetzt. Der Einmarsch des Expe-
ditionskorps gestaltete sich so zu einem scharfen Ge-
fecht. Der mit Gewehren bewaffnete Theil blieb
versteckt im Busch liegen und feuerte erst, nachdem
die Kompagnie auf elwa 20 Schritt an den musicht-
baren Gegner herangekommen war, der andere Theil
mit Speer und Schwert drang von den Flanken und
dicht hinter der Kompagnie mit verhältnißmäßig sehr
großer Uebermacht vor, wobei besonders die verbün-
deten Wadjaggas schwere Verluste erlitten und ein
Theil derselben abgeschnitten wurde. Nachdem der
Einmarsch in einem ungefähr 1½ stündigen Gefecht
erzwungen war, war die Hauptschwierigkeit über-
wunden und der Erfolg der Expedition bis zu einem
gewissen Grade gesichert. Erschwerten auch die dichten
Bananenhaine, in deren Dunkel hinter den Stämmen
stehende Gegner absolut unerkennbar sind, die aus-
gedehnten Maisschamben und der viele Busch ein
weiteres Vordringen, so sind die Terrainschwierig=
keiten hier doch mit den beim Einmarsch zu über-
windenden gar nicht zu vergleichen. Um Mittag
konnte das Expeditionskorps Lager beziehen und
lagerte auf einem Platz dicht bei der Boma des
Häuptlings Ravaito, der lange das Vertrauen der
Station besaß, zuletzt aber auch mitschuldig wurde
und tags vorher ums Leben gekommen war. Am
nächsten Tage drang ich weiter vor und bezog ein
Lager nahe der Boma des anderen Hauptschuldigen,
Häuptlings Massinde, der auf die Kunde von meinem
Anmarsch bereits vor einigen Tagen mit seinem Vieh
und seinen Weibern in die nach Westen vom Mern
ausgehenden Höhenzüge geflüchtet war. Von diesem
Lager aus unternahmen täglich Züge der Kompagnie
und die Wadjaggas Streifen durch die ganze Land-
schaft Groß-Aruscha. Am 9. erschien ein Unterhändler
mit Flagge und Elfenbein und bat um Frieden. Er
war von dem im Oktober 1895 von mir bekriegten
Häuptling Merai gesandt und wurde diesem zurück-